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Peter Abaelard
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Steckbrief: Abaelard
lebte von 1079 bis 1142. Stichworte zum
Lebenslauf von Abaelard:
Entmannung, Héloïse,
Scholastik. Kurze
Zusammenfassung der Biographie: Der Denker Abaelard gehört zu
den wichtigsten Theologen, unsterblich wurde er durch seine Liebe
zu Héloïse. |
1079
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Peter Abaelard
wird in Le Pallet
bei Nantes geboren, er stammt aus einer ritterlichen Familie und
verzichtet auf sein Erbe, um eine wissenschaftliche Laufbahn
einzuschlagen. Er studierte bei Roscelin von Compiègne und
später bei Wilhelm von Champeaux, den bedeutendsten Logikern
seiner Zeit. Abaelard trägt in Anspielung auf den Geburtsort
gelegentlich den Beinamen Doctor Palatinus.
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1102
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Nach Konflikten mit Wilhelm von Champeaux
gründet
Abaelard in Melun, später in Corbeil eine eigene Schule. Sie
erwirbt sich bald einen guten Ruf.
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1105-08
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Abaelard hält sich angeblich aufgrund einer
Krankheit bei seiner
Familie in der Bretagne auf. Vermutlich hat sich aber Wilhelm von
Champeaux mit Erfolg gegen Abaelards Schule eingesetzt.
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1108
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Abaelard kann wieder in Paris
lehren: Er muss
sich aber bald auf Druck Wilhelms von Champeaux zuerst nach Melun,
dann
auf den Hügel der Heiligen Genoveva (heute
Sainte-Geneviève) vor den Toren von Paris
zurückziehen. Hier verfasst er die Schrift "Sic et non" (Ja
und Nein), in der er die
widersprüchlichen Aussagen
der
Autoritäten kommentiert und eine wissenschaftliche
Lösung versucht.
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1113
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Abaelard studiert bei Anselm von Laon Theologie. Auch
mit ihm gerät er in Streit.
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Abealard und Héloïse
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1114
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Abaelard lehrt in Paris Logik und Theologie. Er wird
Hauslehrer von Héloïse und verliebt sich. Sie
gebärt den Sohn Astrolabius.
Der
Versuch einer Eheschliessung scheitert. Ihr Onkel (vielleicht Vater),
der Kanoniker Fulbert, nimmt Rache und lässt Abaelard in einer
Nacht entmannen. Héloïse wird Nonne im
Kloster
Argenteuil, Abaelard
tritt als Mönch in St. Denis ein. Ob der Briefwechsel zwischen
Héloïse und Abaelard echt ist, ist umstritten. Die
Beziehung hat vielfache literarische Reflexion gefunden, unter anderem
bei Rousseau
und
Luise Rinser.
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1121
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Abaelard hat wieder Vorlesungen gehalten, was zu
weiteren Anfeindungen seiner Gegner führt. Abaelard
muss auf der
Synode von Soissons seine Schrift "Theologia Summi Boni"
eigenhändig
verbrennen. Nach einem Streit muss er Saint Denis verlassen. Er
gründet das Kloster Le Paraclet bei Quincey
bei Nogent sur
Seine in
der Champagne. Abaelard sammelt wieder zahlreiche
Schüler um sich.
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1127
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Abaelard läßt sich zum Abt des
Klosters
Saint-Gildas-en-Rhuys in der Bretagne wählen. Hier
entsteht
auch seine Autobiographie, die "Historia Calamitatum".
Abaelards Versuche, in Saint Gildas die Ordensregeln
nach seinen Vorstellungen durchzusetzen,
stoßen auf heftigen Widerstand. Es kommt zu mehreren
Mordversuchen.
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1128/29
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Die Nonnen von Argenteuil und ihre
Äbtissin
Héloïse müssen Argenteuil verlassen.
Abaelard schenkt
ihnen das Kloster Paraclet. Er betreut sie, er
verfasst Hymnen,
Predigten
und eine Ordensregel. Außerdem dichtet er an seinen
Sohn
Astrolabius und komponiert Musik.
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1135/36
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Abaelard kehrt als Lehrer nach Paris
zurück. Es
entstehen seine theologischen Hauptwerke: "Theologia Scholarium",
der Römerbriefkommentar "Expositio in epistolam ad Romanos"
und die ethische Schrift "Ethica seu scito se ipsum".
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1141
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Der zisterziensische Asket, Dogmatiker und Mystiker Bernhard
von Clairvaux bekämpft die Lehren
Abaelards. Er lässt ihn vor der Synode von Sens der
Häresie (Glaubensabweichung)
anklagen. Abaelards Forderung, seine Lehren verteidigen zu
dürfen,
wird abgelehnt. Eine Appellation an Papst Innozenz
II.
bleibt wirkungslos. Die Synode läßt Abaelards
Lehrsätze
verbrennen und der Papst verurteilt ihn zu ewigem Schweigen.
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1142
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Abaelard sucht im Kloster Cluny bei seinem Freund,
dem Großabt Petrus Venerabilis Zuflucht. Dieser
erreicht noch
eine
Vereinbarung mit Bernhard von Clairvaux, weshalb Abaelard im
Konvent von Cluny verbleiben kann, und eine Aufhebung des
päpstlichen Urteils. Peter Abaelard stirbt am 21. April im
Clunianenserpriorat St. Marcel, Saône. Sein Leichnam wird auf
Bitten Héloïses in das Kloster Paraclet
überführt. Héloïse wird
nach ihrem
Tod neben Abaelard bestattet. Das Grab wurde während
der
französischen Revolution aufgehoben und die sterblichen
Überreste nach Paris verbracht, seit 1817 liegen Abaelard und
Héloïse auf dem Friedhof Père Lachaise
in Paris
begraben.
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Abaelard ist der bedeutendste Logiker seiner Zeit,
neben Anselm
von
Canterbury ist er der wichtigste Theologe des 12.
Jahrhunderts. Er vertrat lange vor Descartes
und der
Aufklärung den Primat des Zweifels und der Vernunft nicht nur
in
der Philosophie, die sich teilweise auf Boethius
bezieht, sondern auch in Glaubensfragen. |
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Literatur: Michael T. Clanchy, Abaelard. Ein
mittelalterliches Leben. Darmstadt 2000; Stephan Ernst, Petrus
Abaelardus, Münster 2003; Ursula Niggli (Hrsg.):
Peter
Abaelard. Leben - Werk - Wirkung. Freiburg u.a. 2003. |