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Diogenes |
Steckbrief: Diogenes wurde um 400 vor Christus geboren. Er starb im Jahre 323. Stichworte zum Lebenslauf von Diogenes: Philosoph in der Tonne, Bedürfnislosigkeit, Kynismus. Kurze Zusammenfassung der Biographie: Diogenes lehnte das Streben nach Besitz und die gesellschaftliche Ordnung ab. Er strebte nach innerer Freiheit und persönlichem Glück. | |
ab
ca. 400 |
Der Philosoph Diogenes
wird in
der Stadt Sinope in Kleinasien am Schwarzen
Meer geboren. Deshalb wird er auch Diogenes von Sinope genannt. Er ist
nicht zu verwechseln mit dem Historiker Diogenes
Laertius. Er
ist der Sohn eines Geldwechslers namens Hikesias.
Zusammen mit seinem Vater muss Diogenes wegen Falschmünzerei
aus Sinope fliehen und geht nach Athen, wo er Schüler des
Kynikers Antisthenes wird. Der um 440 geborene Athener war
nach der
Überlieferung ein Schüler des Sokrates.
Antisthenes gilt als
Begründer der philosophischen Richtung des Kynismus,
die Diogenes berühmt machte. Bekannt sind sein Leben in einer Tonne, und die Begegnung mit dem Feldherrn Alexander dem Großen: Als ihm Alexander einen Wunsch gewährt, antwortet Diogenes: Geh mir aus der Sonne! Sein Umhergehen mit einer Laterne am hellen Tage auf der Agora, dem Marktplatz von Athen, begründet er mit der Suche nach einem wirklichen Menschen. |
368/65-288/85 |
Etwa 35 Jahre nach
Diogenes wird Krates von Theben geboren. Er war wie Diogenes
ein
Schüler des Antisthenes, außerdem Lehrer
des Zenon
von Kition. Zenon begründete die Philosophie der
Stoa. Auch Kleanthes, der Leiter der stoischen Schule nach
Zenon, lebt zur Zeit von Krates. Er hat zahlreiche
parodistische
Tragödien,
Hymnen und Elegien verfasst. Leider ist sein Werk weitgehend
verloren. Kleanthes
gilt als einer der Schöpfer der Diatribe, einer Art
volkstümlicher philosophischer Rede. Sein Schwager und
Schüler Metrokles gilt als Erfinder der Chreia, einer Mischung
aus Anekdote und Sentenz. Die Philosophie des Diogenes von Sinope
ist ausschließlich in solchen Spruchweisheiten
überliefert. |
365 | Tod des Antisthenes. |
335-245 |
Lebensspanne des Bion
von Borysthenes. Auch er ist ein Schüler
des Krates. Er wirkt als Wanderlehrer und wird von dem
Makedonenkönig Antigonos Gonnatos nach Pella berufen. Von ihm
sind mehrere Schriften erhalten. |
Die Philosophie der Kyniker |
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323 |
Der Kyniker Diogenes,
der in einem Fass wohnte, stirbt 323 in
Korinth. Kennzeichen
des Kyniker ist die Bedürfnislosigkeit, die
Schamlosigkeit und die Ablehnung traditioneller
Normen und Gesetze. Der Name Kyniker ist entweder ein
Schimpfwort (griechisch Kyos =
Hund) oder stammt
vom Gymnasion Kynosarges in Athen, in dem Antisthenes lehrte. Die
Nachfolger von Diogenes
lebten
oft von Bettelei. Die Anspruchslosigkeit von Diogenes ist auch bei Epiktet (Verfasser des "Handbüchleins") und anderen Stoikern zu finden, ebenfalls bei einigen frühen Christen und beim christlichen Asketen Franz von Assisi. Diogenes gehört zu den Philosophen, die in Raffaels berühmtem Gemälde der "Schule von Athen" einen zentralen Platz einnehmen. |
Literatur: Niehues-Pröbsting, Heinrich: Der Kynismus des Diogenes und der Begriff des Zynismus, Frankfurt am Main 1988; Hossenfelder, Malte: Antike Glückslehren – Kynismus und Kyrenaismus, Stoa, Epikureismus und Skepsis, Quellen in deutscher Übersetzung mit Einführungen, Stuttgart 1996; Luck, Georg: Die Weisheit der Hunde. Texte der antiken Kyniker, Darmstadt 2002. |