|
Heraklit von Ephesos
|
540/35
|
Heraklit
wird in Ephesos
geboren, das damals zur persischen Satrapie (Provinz) Kleinasien
gehörte. Als Sohn des Blyson (oder Herakon)
stammt er aus einem aristokratischen Geschlecht, wodurch er
erblichen Anspruch auf das Amt des königlichen Opferpriesters
hat. Er verzichtet aber zugunsten
seines Bruders. Seinen Mitbürgern und ihrem Staat steht
Heraklit
distanziert gegenüber. Sein Lebensverlauf ist
ungeklärt. Die wenigen biographischen Daten und Angaben, die
meist auf dem Geschichtsschreiber Diogenes Laertios beruhen, sind meist
anekdotisch und mit Vorsicht zu genießen.
|
500-494
|
Niederwerfung des
Aufstands der griechischen
Städte an der Ägäisküsten
Kleinasiens gegen die persische Herrschaft,
Zerstörung der antiken Handelsmetropole Milet.
|
490
|
Die Strafexpedition
von König Dareios I. gegen das griechische
Mutterland, das den Aufstand der kleinasiatischen Griechen
unterstützt hatte, scheitert in der Schlacht von Marathon. Den
Griechen gelingt es, unter ihrem Strategen Miltiades die persische
Streitmacht zu besiegen.
|
|
Heraklit verfasste
wahrscheinlich ein Werk
"Peri Physeos" (Über die Natur), von dem nur Fragmente in Form
von Zitaten späterer Autoren erhalten sind. Angeblich hat er
das ursprüngliche Manuskript im Artemistempel in Ephesos
hinterlegt. Die Zitate bestehen häufig nur aus einem Satz und
sind oft Paradoxien oder Wortspiele. Wegen dieser fragmentarischen
Überlieferung ist die Philosophie des Heraklit nur schwer zu
entschlüsseln und zu interpretieren, auch schon in der Zeit
der Antike. Heraklit
erhält
bereits
damals den Beinamen "Der Dunkle - Ho Skoteinos". Trotz der
Nähe zu Milet scheint er keinen Kontakt zu den gleichzeitigen
dortigen Philosophen wie Thales
oder Anaximander
gehabt zu haben. Heraklit
hat auch keine philosophische Schule gegründet. |
|
Der Krieg ist der Vater aller Dinge
|
|
Die Philosopie des
Heraklit wird als materieller
Monismus bezeichnet, da er alle Dinge als Materialisationen eines
vernünftigen Weltfeuers ansieht. Aus dem Feuer entsteht die
Welt, die sich in all ihren Erscheinung den Regeln des Logos,
der
Weltvernunft unterwirft. Diese Weltvernunft gilt es zu erkennen. Treffend charakterisiert Heraklit den
ständigen Wandel: "Panta rhei" - alles
ist im Fluss. Man kann ihn deshalb als
frühen
Vertreter der Evolutionstheorie einordnen. Heraklit vertritt
die
Meinung, dass der Logos für die
Mehrheit der Menschen nicht erkennbar ist. Er selbst war
natürlich eine Ausnahme. Viel hat sich Heraklit
mit den
Gegensätzen der Dinge befasst.
Von Heraklit stammt der berühmte Satz über den Krieg:
"Der
Krieg ist der Vater aller Dinge. Die einen macht er zu
Göttern,
die anderen zu Menschen, die einen zu Sklaven, die anderen zu Freien." |
480
|
Zweiter Perserzug
gegen Griechenland: Die karthagischen
Verbündeten der Perser werden bei Himera von Gelon von Syrakus
geschlagen: Nach der Schlacht an den Thermopylen im August und der
Plünderung Athens werden die Perser in der Seeschlacht von
Salamis entscheidend geschlagen.
|
478
|
Befreiung der
griechischen Städte in
Kleinasien durch eine griechische Flotte unter dem Spartaner Pausanias.
|
483/75
|
Tod Heraklits.
Angeblich war er wegen seiner rein
vegetarischen Lebensweise an Wassersucht erkrankt und konnte sich wegen
seiner rätselhaften Ausdrucksweise den
Ärzten nicht verständlich machen. Heraklit
gehört zu den
Philosophen, die in Raffaels
berühmtem Gemälde "Die
Schule von Athen" einen zentralen Platz einnehmen. Grübelnd
stützt er sich dort auf einen Steinblock.
Heraklits
Philosophie erfährt in der Moderne besonders durch Friedrich
Nietzsche
eine neue Popularität.
|
|
|
|
Literatur: Miroslav
Marcovich, Herakleitos,
Pauly-Wissowa RE Supplementband 10, Stuttgart 1965, S.
246–320, Christof Rapp, Vorsokratiker, München 1997;
Jaap Mansfeld (Hrsg. und Übers.): Die Vorsokratiker, Band 1:
Milesier. Pythagoreer, Xenophanes, Heraklit, Parmenides. Stuttgart
1983; Laura Gemelli (Hrsg. und Übers.):
Vorsokratiker. Band 1: Thales, Anaximander, Anaximenes,
Pythagoras und der Pythagoreer, Xenophanes und Heraklit,
München 2007; Wilhelm Capelle (Übers.): Die
Vorsokratiker. Fragmente und Quellenberichte. (Kröners
Taschenausgabe; Bd. 119). Stuttgart 1935, wiederholte Neuauflagen.
|