Beda Venerabilis |
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673 oder 674 |
Beda wird im Gebiet des Klosters Wearmouth in Northumbrien geboren. Er ist wohl ein Waise oder uneheliches Kind |
um 670 |
Er wird
von Verwandten dem Abt Benedict Biscop, dem
Gründer des Klosters Wearmouth anvertraut. Dieser übergibt Beda
wenig später an den Mönch Ceolfried im
Kloster Jarrow. Hier verbringt Beda mit Ausnahme
einiger kleiner Reisen nach York und Lindisfarne sein ganzes
restliches Leben. Die von Benedict Bishop gegründete Abtei
zeichnete sich vor allem durch eine der damals
größten und wichtigsten Bibliotheken Europas aus.
Hier empfängt Beda seine hervorragende Ausbildung im
Lateinischen, er konnte wohl Griechisch und möglicherweise
sogar Hebräisch. Beda überblickte das Wissen seiner
Zeit, was sich an seinen Zitaten aus den Klassikern und
Kirchenvätern zeigt. |
um 693 |
Beda empfängt die Diakonsweihe. |
um 700 |
Entstehung des Codex Amiatinus in Wearmouth-Jarrow, einer Vulgatahandschrift, die die northumbrische Tradition der Vulgataüberlieferung bietet und von Beda in seinen theologischen Schriften herangezogen wird. In seinen theologischen Schriften (Kommentare zu den biblischen Schriften und Homilien) kompiliert Beda nicht mehr nur Kirchenväterstellen, sondern durchdenkt sie kritisch und zieht auch mehrere Bibelübersetzungen und den griechischen Text heran. Zu erwähnen sind auch seine eigenen lateinischen und altenglischen Dichtungen. |
701/02 |
Grammatische Schriften, De orthographia, ein Glossar, de metrica ratione, eine lateinische Metrik mit Beispielen, die nicht mehr aus den antiken, sondern aus den christlichen Dichtern genommen werden und damit vorbildlich für das Mittelalter werden. Zudem kennzeichnet die Schrift den Übergang von der metrischen antiken zur mittelalterlichen rhythmischen Dichtung, ähnlich de schematibus et tropis für die rhetorischen Figuren. |
um 703 |
Beda empfängt die Priesterweihe. De temporibus und De temporum ratione, eine Beschreibung des mittelalterlichen Weltbildes, vor allem aber ein umfassendes Werk zur Zeitrechnung, das neben anderen astronomischen Rechenvorschriften die wichtige Berechnung des Osterfestdatums ermöglichte. Beda führt die Zählung der Jahre seit Christi Geburt ein, die sich mit seiner Historia ecclesiastica durchsetzt. Außerdem liefert er eine Berechnung des Alters der Welt, die bis ins 19. Jahrhundert gültig blieb. Etwa gleichzeitig auch De natura rerum, eine große Naturgeschichte unter kritischer Verwendung von Isidor von Sevilla (dem Schutzpatron des Internet) und Plinius. |
725/31 |
Martyrologium Bedae. Mit dieser Sammlung von
Heiligenviten entsteht eine ganze neue Literaturgattung, schon
früher war die Vita Cuthberti entstanden. |
Englische Kirchengeschichte |
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731 |
Beda Venerabilis verfasst die Historia ecclesiastica
gentis Anglorum, eine wichtige
Quelle für die Geschichte Englands in der Zeit, die durch
ihre gute quellenkritische dokumentarische Grundlage
hervorsticht. Dieses Buch brachte Beda den Titel des Vaters der
englischen Geschichtsschreibung ein, es wurde von Alfred dem
Großen
ins Englische übersetzt. Ihr war die Historia abbatum der
Klöster Wearmouth und Jarrow vorausgegangen. |
735 |
Beda erkrankt an Ostern und stirbt am Himmelfahrtstag (26. Mai). Er wurde in Jarow beigesetzt und im 11. Jahrhundert fand die Translation in die Kathedrale von Durham statt, wo seine Gebeine seit 1370 in der Galilee Chapel beigesetzt sind. Beda wurde von Alkuin und Bonifatius geschätzt, die Karolingerzeit stellte ihn den Kirchenvätern gleich, die Scholastik sieht ihn noch als Autorität an. Dante plaziert ihn mit den großen Lehrern als einzigen Engländer in den Sonnenhimmel, er wurde auch als einziger Engländer 1899 vom Papst zum Kirchenlehrer ernannt. Auf jeden Fall war er einer der bedeutendsten Gelehrten des Frühmittelalters. Den Beinamen Venerabilis (Der Ehrwürdige) erhielt er bald nach seinem Tod. |
Literatur: Beda der Ehrwürdige: Kirchengeschichte des englischen Volkes, hrsg. Günther Spitzbart, Darmstadt 1982; Henry Mayr-Harting: The Coming of Christianity to Anglo-Saxon England, University Park: The Pennsylvania State University Press, 1991. | |