Biografien
menü
Antike Mittelalter 1500 1600 1700 1800 1850 1900 '20 '40 '60 '80 Heute


Clubhouse
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

 

 

Isidor von Sevilla

um 560
Isidor wird wahrscheinlich in der südspanischen Region Baetica geboren. Er stammt aus einer hispano-römischen Familie, die ursprünglich in Cartagena zuhause war. Als die Byzantiner 522 in Spanien landeten, kam es zu großen Flüchtlingsströmen und Wanderungsbewegungen. Isidor ist der Sohn des Severianus und der Turtura, sein älterer Bruder ist der spätere Erzbischof von Sevilla, Leander, ein anderer Bruder der Bischof von Astigis, Fulgentius. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wird Isidor durch den Bruder Leander erzogen. Isidor wird im Wissen seiner Zeit ausgebildet. Neben Latein und Griechisch, der Sprache des Neuen Testaments, spricht er auch Hebräisch, die Sprache des Alten Testaments.
589
Das Westgotische Reich stabilisiert sich gegen die Angriffe der Byzantiner und interne Aufstände, es umfasst nun gesamte Iberische Halbinsel. Ein Konflikt besteht weiterhin zwischen westgotischen arianischen Christen, die nach ihrem Vertreter Arius benannt sind, und den spanisch-römischen Katholiken. Kaiser Konstantin hatte die Arianer, die sich teilweise auf den Philosophen Aristoteles und den Kirchenvater Origines beriefen, einst in das römische Christentum integriert. Später wurden sie jedoch als Glaubensabweichler (Häretiker) eingestuft und bekämpft. Auf dem 3. Konzil von Toledo wird der Katholizismus zur alleinigen Reichsreligion bestimmt. Der Arianismus als Religion verschwindet.
599/600
Isidor folgt seinem Bruder Leander als Erzbischof von Sevilla nach. Er führt die Schule fort, die bereits sein Bruder eingerichtet hatte und wird Berater von Sisebut, der von 612 bist 621 das westgotische Reich von Toledo aus regierte.
Zumindest ein Teil seiner Werke sind auf Anregung Sisebuts entstanden. Sie umfassen neben anderem die "Etymologiae", eine umfangreiche Enzyklopädie, die bis zum Spätmittelalter das umfassende Lexikon des Abendlandes bildete. Bereiche der Enzyklopädie waren Artes (Künste), Medizin, Recht, Theologie, Naturkunde, Geographie und Technik. Bedeutend ist die Enzyklopädie De natura rerum (Über die Natur der Dinge). Weiterhin verfasst Isidor Exegesen (Bibelauslegungen) und Lehrschriften zur Liturgie, zu Häresien (Glaubensabspaltungen) zu Mönchsregeln und Katechesen (Unterweisungen). Isodors historischen Schriften umfassen Biografien und vor allem die Geschichte der Goten. Alle diese Werke sind breit überliefert und waren maßgeblich für die Schulen des Mittelalters.
619
Zweite Synode von Sevilla unter Vorsitz von Isidor. Die Verurteilung des Arianismus wird auf der Synode bestätigt.
633
Viertes Konzil von Toledo unter Vorsitz von Isidor. Die Konzilsbeschlüsse sind wohl wesentlich von Isidor geprägt. Die Kirche bestätigt ihre Verbundenheit mit dem König, eine Verbindung mit dem Bischof von Rom wird nicht erwähnt. Bedeutend ist der Bildungsplan Isidors: Alle Kirchen sollen Schulen nach dem Vorbild der Schule Isidors in Sevilla einrichten. Auf dem Unterrichtsplan stehen die Artes, die Sprachen, Recht und Medizin. Zum Bildungskanon der Artes gehören das Trivium (Grammatik, Rheorik und Logik) und das Quadrivium (Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie). Der Bildungskanon der Artes ist auch unter der Bezeichnung der "sieben freien Künste" bekannt.
636
Isidor stirbt am 4. April in Sevilla. 1063 werden seine Reliquien nach Léon in Nordspanien überführt und in der Grabkirche der Könige von Léon, San Isidoro beigesetzt. Mit Isidor endet die Epoche der Kirchenväter, in der das christliche Selbstverständnis festgeschrieben wurde. Zu den Kirchenvätern gehören auch Augustinus und Hieronymus. Der "letzte Kirchenvater" Isidor wird 1598 offiziell heilig gesprochen, sein Gedenktag ist der 4. April. Im Jahre 2001 erklärte der Vatikan den Heiligen Isidor zum Patron des Internets, und damit aller Internetsurfer. 
   
  Literatur: Brigitte Englisch, Die Artes liberales im frühen Mittelalter, Stuttgart 1994; Visigothic Spain: New Approaches, hrsg von Edward James,  Oxford 1980.

footer

Frage zum Lebenslauf abgeben:

comments powered by Disqus





Nach oben