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Isidor von Sevilla
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um
560 |
Isidor
wird wahrscheinlich in der südspanischen Region Baetica
geboren. Er
stammt aus einer hispano-römischen Familie, die
ursprünglich in Cartagena zuhause war. Als die Byzantiner 522
in Spanien landeten, kam es zu großen
Flüchtlingsströmen und Wanderungsbewegungen. Isidor
ist der Sohn
des Severianus und der Turtura, sein älterer Bruder ist der
spätere Erzbischof von Sevilla, Leander, ein anderer Bruder
der Bischof von Astigis, Fulgentius. Nach dem frühen Tod
seiner
Eltern wird Isidor durch den Bruder Leander erzogen. Isidor wird im
Wissen
seiner
Zeit ausgebildet. Neben Latein und Griechisch, der Sprache des Neuen
Testaments, spricht er auch
Hebräisch, die Sprache des Alten Testaments. |
589 |
Das Westgotische Reich stabilisiert sich gegen die Angriffe der Byzantiner und interne Aufstände, es umfasst nun gesamte Iberische Halbinsel. Ein Konflikt besteht weiterhin zwischen westgotischen arianischen Christen, die nach ihrem Vertreter Arius benannt sind, und den spanisch-römischen Katholiken. Kaiser Konstantin hatte die Arianer, die sich teilweise auf den Philosophen Aristoteles und den Kirchenvater Origines beriefen, einst in das römische Christentum integriert. Später wurden sie jedoch als Glaubensabweichler (Häretiker) eingestuft und bekämpft. Auf dem 3. Konzil von Toledo wird der Katholizismus zur alleinigen Reichsreligion bestimmt. Der Arianismus als Religion verschwindet. |
599/600 |
Isidor folgt seinem
Bruder Leander als Erzbischof von Sevilla nach. Er führt die
Schule fort, die bereits sein Bruder eingerichtet hatte und wird
Berater von Sisebut, der von 612 bist 621 das westgotische Reich von
Toledo aus regierte. Zumindest ein Teil seiner Werke sind auf Anregung Sisebuts entstanden. Sie umfassen neben anderem die "Etymologiae", eine umfangreiche Enzyklopädie, die bis zum Spätmittelalter das umfassende Lexikon des Abendlandes bildete. Bereiche der Enzyklopädie waren Artes (Künste), Medizin, Recht, Theologie, Naturkunde, Geographie und Technik. Bedeutend ist die Enzyklopädie De natura rerum (Über die Natur der Dinge). Weiterhin verfasst Isidor Exegesen (Bibelauslegungen) und Lehrschriften zur Liturgie, zu Häresien (Glaubensabspaltungen) zu Mönchsregeln und Katechesen (Unterweisungen). Isodors historischen Schriften umfassen Biografien und vor allem die Geschichte der Goten. Alle diese Werke sind breit überliefert und waren maßgeblich für die Schulen des Mittelalters. |
619 |
Zweite Synode von
Sevilla unter Vorsitz von Isidor. Die Verurteilung des Arianismus wird
auf der Synode bestätigt. |
633 |
Viertes Konzil von
Toledo unter Vorsitz von Isidor. Die Konzilsbeschlüsse sind
wohl
wesentlich von Isidor geprägt. Die Kirche bestätigt
ihre Verbundenheit mit dem König, eine Verbindung mit dem
Bischof von Rom wird nicht erwähnt. Bedeutend ist der
Bildungsplan Isidors: Alle Kirchen sollen Schulen nach dem Vorbild der
Schule
Isidors in Sevilla einrichten. Auf dem Unterrichtsplan
stehen die Artes, die Sprachen, Recht und Medizin.
Zum
Bildungskanon der Artes gehören das Trivium (Grammatik,
Rheorik und Logik) und das Quadrivium (Arithmetik, Musik, Geometrie und
Astronomie). Der Bildungskanon der Artes ist auch unter der Bezeichnung
der "sieben freien Künste" bekannt. |
636 |
Isidor stirbt am 4. April in Sevilla. 1063 werden seine Reliquien nach Léon in Nordspanien überführt und in der Grabkirche der Könige von Léon, San Isidoro beigesetzt. Mit Isidor endet die Epoche der Kirchenväter, in der das christliche Selbstverständnis festgeschrieben wurde. Zu den Kirchenvätern gehören auch Augustinus und Hieronymus. Der "letzte Kirchenvater" Isidor wird 1598 offiziell heilig gesprochen, sein Gedenktag ist der 4. April. Im Jahre 2001 erklärte der Vatikan den Heiligen Isidor zum Patron des Internets, und damit aller Internetsurfer. |
Literatur: Brigitte
Englisch, Die Artes liberales im frühen Mittelalter, Stuttgart
1994; Visigothic Spain: New Approaches, hrsg von Edward
James, Oxford 1980. |