1900 - 1920 |
Vom Kaiserreich zum 1. Weltkrieg |
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Der Glaube an den unbegrenzten Fortschritt in der Technik wird durch den Untergang der Titanic erschüttert. Doch schlimmer wütet die Ideologie des Nationalismus. Ohne äußeren Anlass oder große wirtschaftliche Not steigern sich die Staaten Europas in einen Wettlauf um Macht und Weltgeltung hinein. Konsequenz dieser ebenso nationenübergreifenden wie nationalen Hysterie ist der Erste Weltkrieg. |
1900
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Kaiser Wilhelms Hunnenrede |
Anlässlich
des chinesischen "Boxeraufstandes" gegen die
deutschen
Kolonialtruppen schickte Kaiser Wilhelm II. weitere Soldaten in das
Kaiserreich China. Seine sogannnte "Hunnenrede" ist beispielhaft
für den Anspruch auf eine deutsche
Führungsrolle in der Weltpolitik. Bei der Verabschiedung des
Expeditionskorps in Bremerhaven fordert er am 27. Juli 1900:
"„Pardon wird nicht
gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! [...] Wie
vor tausend Jahren die Hunnen [...] sich einen Namen
gemacht, der sie noch jetzt in der Überlieferung gewaltig
erscheinen lässt, so möge der Name
Deutschland in China in einer solchen Weise bestätigt werden,
dass niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen
auch nur scheel anzusehen.“ Die Rede wurde von Deutschlands Gegnern im Ersten Weltkrieg propagandistisch ausgeschlachtet. "Der Hunne“ diente dabei ebenso als Metapher für eine rückständige Nation wie für die grausame Kriegsführung. |
1912
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Der Untergang der Titanic |
Die in
Liverpool gegründete Reederei White Star Line erhält
1891 mit der Teutonic das Blaue Band für die
schnellste
Atlantiküberquerung. 1907 werden die Weichen für den
Bau von drei neuen Schiffen gestellt, nämlich die Olympic,
die Gigantic und die Titanic, das luxuriöseste Schiff seiner
Zeit. Die Titanic hat eine Länge von 269 Metern, eine Breite von 28 Metern und einen Tiefgang von 10 Metern. Die drei Schrauben werden von einem 55000 PS starken Motor angetrieben. Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 24 Knoten, die Größe beträgt 46329 BRT. Die Titanic startet am 10. April 1912 vom englischen Hafen Southhampton zu ihrer ersten (und letzten) Fahrt nach New York. Die Route verläuft über das französische Cherbourg und das englische Queenstown. An Bord befinden sich 2214 Menschen, 1322 Passagiere und 892 Mann Besatzung. Vier Tage lang verläuft die Fahrt über den Atlantik ohne größere Komplikationen. Am 14. April, 20 Minuten vor Mitternacht, rammt das Schiff in voller Fahrt einen Eisberg. Wegen des Nebels und der Dunkelheit hatte man ihn viel zu spät erkannt. Die Kollission beschädigt die Außenhülle des Dampfers auf einem Fünftel der Gesamtlänge. Trotzdem bricht nicht sofort Panik aus. Der Schaden, unterhalb der Wasserlinie gelegen, ist für die Passagiere zunächst nicht wahrnehmbar. Man nimmt den Ruck des Schiffs und die Neigung nach vorn nicht ernst. Doch das Wasser strömt immer stärker durch das Leck in den Innenraum. Die Titanic ist am Rumpf mit abgeschlossenen Kammern, sogenannten Schotten versehen, die die Auswirkungen eines Lecks gering halten sollen. Unter dem starken Wasserdruck brechen diese jedoch ein. Erst jetzt beginnt die Brücke den Ernst der Lage zu begreifen und erteilt das Kommando zur Flucht in die Rettungsboote. Doch es gibt zu wenige. Nach den damals geltenden Vorschriften ist die Anzahl von der Größe eines Schiffe abhängig. Allerdings existiert für sehr große Schiffe, die die Grenze von 10.000 BRT (Bruttoregistertonnen) überschreiten, eine einheitliche Vorgabe von 16 Rettungsbooten. Bei der Verabschiedung des Gesetzes waren die Schiffe durchweg kleiner gebaut. Die Schiffsmannschaft versagt bei der Organisation der Rettung. Die ersten Boote, die auf eine Kapazität von 60 Personen ausgelegt sind, gehen mit erheblich weniger Personen zu Wasser. Andere Passagiere wollen ihr Leben lieber der Titanic als einem schwankenden Boot anvertrauen, sie müssen in die Boote gezwungen werden. Nach einer Stunde beginnt sich der Bug des Schiffes immer stärker zu neigen. Wegen der Brand- und Explosionsgefahr müssen die Feuer unter den Kesseln gelöscht werden. Das Heck hebt sich aus dem Wasser und ragt drohend in den Himmel. Panik bricht aus, die Mannschaft muss das Stürmen der Rettungsboote verhindern. Hilfe für die Menschen in den Rettungsbooten kommt von einem Schiff der Cunard-Line. Die Carpathia, im Linienverkehr zwischen dem Mittelmeer und New York eingesetzt, empfängt per Funk am 15. April 1912 morgens gegen 0.25 Uhr den Notruf der Titanic. Sie ist 58 Seemeilen von der Titanic entfernt. Die Carpathia ändert ihren Kurs, beschleunigt von ihrer Normalgeschwindigkeit von 14 auf 16 Knoten und prescht sich durch das gefährliche Gebiet zum Unglücksort. Wer aber nicht rechtzeitig einen Platz in einem Boot gefunden hat, ist zum Tode verurteilt. Um 2 Uhr 5 geht das letzte Rettungsboot zu Wasser. Um 2 Uhr 17 hört die Kapelle auf zu spielen, kurz darauf zerbricht das gewaltige Schiff in zwei Teile. Um 2 Uhr 20 sinkt die Titanic auf den Grund des Ozeans und nimmt die Passagiere mit sich. Wer jetzt noch über Bord geht, bleibt in den eisigen Fluten zurück. Die 705 Überlebenden in den Booten werden von der Carpathia aufgenommen und nach New York gebracht. |
1914
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Ausbruch des 1. Weltkriegs |
Das Attentat von
Sarajevo löst eine Kette von Ereignissen aus, die zum 1.
Weltkrieg führt. Am 28. Juni 1914 wird Franz Ferdinand, der
Thronfolger von Österreich-Ungarn, von einem bosnischen
Nationalisten erschossen. Am 28. Juli erklärt die Regierung in
Wien den Serben den Krieg. Belgrad wird bereits einen Tag
später beschossen. Es folgt die Kriegserklärung von
Russland, dem Verbündeten Serbiens, an
Österreich-Ungarn. Die Bündnisverpflichtungen der europäischen Staaten führen zu weiteren Kriegseintritten. Deutschland, mit Östereich-Ungarn verbündet, erklärt Russland am 1. August 1914 den Krieg. Mit dem Zarenreich Verträge geschlossen hatten Frankreich und England. Ihre Kriegserklärungen weiten den Konflikt auf dem Balkan endgültig zum Weltkrieg aus. In Europa herrscht Kriegsbegeisterung. Künstlern, Intellektuelle und breite Bevölkerungsschichten freuen sich über den "Aufbruch in eine neue Zeit". Viele melden sich freiwillig an die Front. Innenpolitische Probleme der kriegsbegeisterten Staaten treten vor dem gemeinsamen äußeren Feind zurück. In Deutschland herrscht eine "Politik des Burgfriedens", der den Streit zwischen den Konservativen und den Sozialdemokraten beilegt. Kaiser Wilhelm II. stimmt die Deutschen in seiner berühmten Reichstagsrede vom 4. August 1914 auf den Krieg ein: "Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der unbeugsame Wille, den Platz zu bewahren, auf den uns Gott gestellt hat [...] An die Völker und Stämme des Deutschen Reiches ergeht mein Ruf, mit gesamter Kraft, in brüderlichem Zusammenstehen mit unseren Bundesgenossen, zu verteidigen, was wir in friedlicher Arbeit geschaffen haben. Nach dem Beispiel unserer Väter, fest und getreu, ernst und ritterlich, demütig vor Gott und kampfesfroh vor dem Feind, so vertrauen wir der ewigen Allmacht, die unsere Abwehr stärken und zu gutem Ende lenken wolle! [...] Ich kenne keine Parteien mehr; ich kenne nur noch Deutsche". |
1916
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Die Schlacht von Verdun |
Von Februar bis
Dezember 2016 kämpfen deutsche und französische
Soldaten um die Besetzung der französischen Festung Verdun im
Nordosten Frankreichs.Die Deutschen können zunächst
kleinere Geländegewinne verzeichnen, werden dann aber wieder
zurückgedrängt. Beide Kriegsparteien ziehen
Schützengräben, um dann mit Maschinengewehren die
Stellungen des Feindes zu erobern. Für hohe Verluste und einen
grausamen Tod sorgt der Beschuss der Artillerie.
Schätzungsweise 338.000 deutsche und 364.000
französische Soldaten sterben in den "Hölle von
Verdun".. |
1914 - 1933 |
Erster Weltkrieg und Weimarer Republik |
Paul von
Hindenburg General und Reichspräsident (parteilos) |
Steckbrief: Paul von Hindenburg - 1847 bis
1934 Stichworte: Erster Weltkrieg - Reichspräsident - Notverordnungen Kurze Zusammenfassung der Biographie: Der General und Politiker Paul von Hindenburg hatte zunächst mit Notverordnungen versucht, die Weimarer Republik zu retten, die Macht aber doch an Hitler übergeben. |
Kaiser
Wilhelm II. Deutscher Kaiser |
Steckbrief: Kaiser Wilhelm II. - 1859 bis
1941 Stichworte: Deutsches Reich - Kanonenbootpolitik - Erster Weltkrieg Kurze Zusammenfassung der Biographie: Kaiser Wilhelm II. strebte nach weltpolitischer Geltung für Deutschland, führte Deutschland in den Ersten Weltkrieg und flüchtete ins holländische Exil. |
Walther
Rathenau Minister für Wiederaufbau (DDP) |
Steckbrief: Walther
Rathenau - 1867 bis
1922 Stichworte: Versailler Vertrag - Reparationen - Politik des Ausgleichs Kurze Zusammenfassung der Biographie: Der Industrielle und Politiker Walther Rathenau wurde Opfer einer rechtsradikalen Hetzkampagne. |
Friedrich
Ebert Reichspräsident (SPD) |
Steckbrief: Friedrich Ebert - 1871 bis
1925 Stichworte: Weimarer Republik - Reichspräsident - SPD Kurze Zusammenfassung der Biographie: Friedrich Ebert verteidigte die Weimarer Republik gegen ihre Feinde. Sein früher Tod destabilisierte die politischen Verhältnisse. |
Rosa
Luxemburg Politikerin (SPD, später KPD) |
Steckbrief: Rosa
Luxemburg - 1871 bis
1919 Stichworte: Marxismus - Kommunismus - Räterepublik Kurze Zusammenfassung der Biographie: Rosa Luxemburg, die für eine sozialistische Republik kämpfte, wurde von Freikorps ermordet. |