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Walther Rathenau

Steckbrief: Walther Rathenau lebte von 1867 bis 1922. Stichworte zum Lebenslauf von Rathenau: Versailler Vertrag, Weimarer Republik, Reparationen. Kurze Zusammenfassung der Biographie: Rathenau, der sich für Gerechtigkeit in der Zeit der Weimarer Republik einsetzte, wurde Opfer einer rechtsradikalen Hetzkampagne.
1867 Walther Rathenau wird am 29. September 1867 in Berlin geboren. Er ist der Sohn des jüdischen Fabrikanten Emil Rathenau und seiner Frau Mathilde. Emil Rathenau erkannte frühzeitig die Bedeutung von Edisons Glühbirne und der Elektrizität. Er arbeitete ab 1883 für die Deutsche Edison-Gesellschaft, aus der 1887 die AEG (Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft) entsteht.
1886-1890 In Berlin und Salzburg studiert Walther Rathenau  Physik, Chemie und Philosophie. In Berlin verfasst er seine Promotionsschrift zum Thema "Die Absorption des Lichts in Metallen". Anschließend studiert er noch Maschinenbau an der Technischen Hochschule in München.
1892 Rathenau geht in der Schweiz. In der Stadt Neuhausen im Kanton Schaffhausen arbeitet er für die Aluminium-Industrie AG.
1893 Rückkehr nach Deutschland. Für die AEG leitet Walther Rathenau den Aufbau der Elektrochemischen Werke Bitterfeld.
1899 Walther Rathenau tritt in den Vorstand der AEG ein, 1904 wird er Mitglied des AEG-Aufsichtsrats.
1907/1908 Auf Afrikareisen informiert sich Rathenau über die deutsche Kolonialpolitik.
1909 Walther Rathenau kauft das Schloss Freienwalde von der königlichen Hofkammer. Hier verbringt er seine Sommeraufenthalte und  verfasst philosophische und ökonomische Schriften. Auch Malereien und Selbstportraits entstehen in Schloss und Schlossgarten. Oft zu Besuch ist der Dichter Gerhart Hauptmann, der 1912 den Nobelpreis für Literatur erhält.
1912 Rathenau wird Aufsichtsratsvorsitzender der AEG.
1914 Unter Kaiser Wilhelm II. tritt Deutschland in den Krieg ein. Walther Rathenau ist maßgeblich verantwortlich für die Organisation von Rohstoffen während der Kriegszeit. Mitten im Krieg verfasst Rathenau die Schrift "Von kommenden Dingen", in der die Einigung Europas und die globalisierte Welt voraus ahnt.
1915 Der Vater stirbt. Felix Deutsch wird Nachfolger von Emil Rathenau in der AEG, Walther Rathenau sichert sich Einflussmöglichkeiten als Präsident der AEG.
1918 Walther Rathenau wird Mitbegründer der DDP (Deutsche Demokratische Partei), die sich als liberale Partei in der Mitte des politischen Spektrums versteht.
Unter Hindenburg fordert das deutsche Militär Verhandlungen mit den Kriegsgegnern. Auf der Grundlage der 14 Punkte von Woodrow Wilson wird ein Waffenstillstand geschlossen. Die Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs sind zuende. 
1919 Am 4. Januar 1919 setzt die preußische Regierung den Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn ab, der zur linken USPD gehört. In Berlin brechen daraufhin Straßenkämpfe aus, die auch als "Spartakusaufstand" bezeichnet werden. Unter Friedrich Ebert und Gustav Noske wird der Aufstand ab dem 8. Januar mit Regierungstruppen und Freikorps blutig niedergeschlagen. 165 Tote sind zu beklagen. Die Kommunisten Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden am 15. Januar von Freikorps ergriffen, verschleppt und getötet. Straßenkämpfen und Morde bestimmen die politische Auseinandersetzung.
1920 An der Konferenz von Spa verhandelt Walther Rathenau über die deutschen Kohlelieferungen an die Alliierten.
1921 Walher Rathenau zieht sich ganz aus dem Wirtschaftsleben zurück, um sich der Politik zu widmen. Als Minister für Wiederaufbau tritt er für die DDP (Deutsche Demokratische Partei) das Kabinett von Reichslanzler Joseph Wirth (Zentrum) ein. Zusammen mit Finanzminister versucht er, den Versailler Vertrag so weit es geht zu erfüllen - gleichzeitig hofft er auf die Verständigung mit den ehemaligen Kriegsgegnern und eine Herabsenkung der Reparationen. 
1922 Walher Rathenau erreicht die Verminderung der deutschen Reparationszahlungen bei der Konferenz von Cannes. Als Außenminister schließt er den Rapallo-Vertrag mit der Sowjetunion, der die Isolation Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg beendet. Von rechtsradikalen und antisemitischen Parteien und Gruppen wird Rathenau als "Erfüllungspolitiker" (des Versailler Vertrages) heftig angegriffen. Er wird am 24. Juni 1922 von zwei Offizieren der "Organisation Consul" auf der Fahrt ins Auswärtige Amt erschossen. Das Attentat erschütterte die Weimarer Republik. Bestattet wird Walther Rathenau im Familiengrab auf dem Waldfriedhof des Berliner Ortsteils Oberschöneweide.
Golo Mann schrieb in seinem Buch "Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts" über Walther Rathenau: "Er war der heißeste Patriot und einer der ganz wenigen geistig schöpferischen Staatsmänner dieser Epoche!" Ökonomisch vertrat Rathenau einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Sein Ansatz der Planwirtschaft wird von Lenin ebenso wie von Alber Speer adaptiert. Als literarische Figur beschreibt Robert Musil in seinem Roman "Der Mann ohne Eigenschaften" Walther Rathenau in der Person des "Paul Arnheim".
   
  Literatur:
Gall, Lothar: Walther Rathenau. Portrait einer Epoche. Beck, München 2009; Sabrow, Martin: Der Rathenaumord. Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar. Oldenbourg, München 1994; Haffner, Sebastian: Die deutsche Revolution 1918/19. Rowohlt, Reinbek 2004; Scheidemann, Philipp : Das historische Versagen der SPD. Schriften aus dem Exil. Hrsg. von Frank R. Reitzle. Lüneburg 2002.
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