1600 - 1699 |
30-jähriger Krieg und Inquisition |
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Wichtigstes Ereignis
des 17. Jahrhunderts ist der
30-jährige Krieg. Ausgelöst wird er durch die
protestantischen böhmischen Stände, die den
neuen katholischen König eigenmächtig absetzten. Der
Krieg, der 1618 mit dem Prager Fenstersturz beginnt, breitete sich in
ganz Europa aus. Um die Herrschaft des römisch-deutschen
Kaisers zu schwächen, tritt 1630 das protestantische Schweden
in den Krieg
ein. Später verbündeten sich die Schweden sogar mit
dem dem katholischen Frankreich gegen Deutschland. Nach dem
Westfälischen Frieden von 1648 ist Deutschland
in Kleinstaaten aufgespaltet. Frankreich, Schweden und die
Niederlande bildeten Nationalstaaten nach dem Vorbild Englands. |
1618 |
Der Prager Fenstersturz |
Im Jahre 1618
eskaliert ein Streit um die
Bestimmung einer Kirche im böhmischen
Dorf
Braunau. Daraufhin widerruft Ferdinand, der Erzherzog und
König von Böhmen, die Religionsfreiheit der
Protestanten. Diese verschaffen sich nun gewaltsam Zugang in den
Prager Hradschin (Prager Burg) und fordern die Beamten des
Königs heraus. Diese verteidigen sich zwar redlich, werden aber in einem vorbereiteten Schauprozess von "Richtern" verurteilt und aus 17 Metern Höhe aus dem Fenster gestoßen. Der Legende nach überleben sie durch eine weiche Landung auf dem Misthaufen. Tatsächlich dürften verschiedene Faktoren eine Rolle für das Überleben gespielt haben. Man nimmt an, dass sich die Beamten sich am Fenstersims festhielten und an der Fassade eher hinabrutschten als fielen. Der Fenstersturz ist für die böhmischen Stände das Startsignal zum Aufstand. Sie wählen nach dem Tod des Kaisers den calvinistischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem neuen König und erklären Ferdinand für abgesetzt. Friedrich nimmt die Wahl an. Diesen Affront nimmt Ferdinand nicht kampflos hin. Der Konflikt beginnt zu eskalieren. Auf der einen Seite stehen Friedrich, Teile der protestantischen Union, die calvinistischen Niederlande und die evangelischen Stände innerhalb des Habsburgischen Machtbereichs. Auf der anderen Seite befinden sich der Kaiser mit Unterstützung von Herzog Maximilian von Bayern und der katholische Liga samt ihrer Verbündeten. Bei der Schlacht am Weißen Berg kommt es zum ersten großen Zusammenprall der Konfliktparteien. |
1620 |
Schlacht am Weißen Berg |
Am 20. November 1620
zieht ein
katholisches Heer von 28.000 Mann unter der Führung des Grafen
von Tilly gegen das protestantische Prag. Das
böhmische Ständeheer hat zwar nur
21.000 Mann aufzubieten, doch es besetzt taktisch
geschickt einen Bergrücken, um die Unterzahl auszugleichen.
Tilly setzt auf den Überraschungseffekt. Durch einen
frühzeitigen Sturmangriff
stiftet er Verwirrung im gegnerischen Lager und geht siegreich
hervor. Nach der Schlacht werden zahlreiche Anführer und Unterstützer der böhmischen Seite inhaftiert. Auf dem Marktplatz von Prag finden 27 Hinrichtungen von Standesherren statt. Danach startet Tilly neue Offensiven und kann in Wimpfen am Neckar, Höchst bei Frankfurt und Stadtlohn im Münsterland weitere Siege erringen. Seine Truppen erhalten dabei finanzielle Unterstützung und Soldatenkontingente aus den von Spanien besetzten Niederlanden und Italien. |
1626 |
Schlacht bei Lutter am Barenberg |
Im Norden versucht
Christian IV. von
Dänemark, sich in Deutschland eine Basis für
den Streit mit Schweden zu verschaffen. Ihm geht es nicht um Religion,
sondern um die Ausschaltung eines
Konkurrenten um die Vorherrschaft im Ostseeraum. Als Folge
müssen Kaiser Ferdinand II. und die katholische Liga an
mehreren Fronten
gleichzeitig kämpfen. Dies ist die Stunde des Feldherrn
Albrecht von
Wallenstein. Er hat es geschafft, ein Heer aus über 40.000 Männern auszuheben, die er dem Kaiser und der Liga zur Verstärkung anbietet. Das Heer besteht größtenteils aus Söldnern. Diese Menschen hatten in den Nöten der letzten Jahrzehnte keinen Platz in der Gesellschaft gefunden und folgen in der Hoffnung auf Kriegsbeute jedem, der sich anbietet. Ferdinand II. macht Wallenstein zum Oberbefehlshaber sämtlicher kaiserlicher Truppen. Wallenstein und Tilly marschieren nach vielen erfolgreichen Kämpfen nach Norddeutschland und besiegen Christian IV. in der Schlacht bei Lutter am Barenberg. Nachdem Christian sich zurückgezogen hat, ergeben sich auch die protestantischen Herzogtümer Braunschweig, Holstein, Mecklenburg und Pommern. Der Kaiser versucht seine Macht zu stabilisieren und dreht das Rad zurück. Er verfügt die Übergabe von Kirchenbesitz, der nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 den Protestanten gehörte. |
1630 |
Die schwedische Invasion |
Wie sein Rivale
Christian IV.
versucht nun auch Gustav Adolf II. von Schweden seine eigene
Machtposition
auszubauen. Die schwedische Invasion beginnt am
4.
Juli 1630 auf der Insel Usedom. Von dort aus erobert
er Magdeburg, das im Mai 1631 wieder von kaiserlicher, katholischen
Seite zurückgewonnen wird. Zu spät
traf der Schwede an der Elbe ein, denn Tillys Truppen hatten die einst
blühende Stadt in Schutt und Asche gelegt. In der ersten Schlacht bei Breitenfeld, nördlich vor den Toren Leipzigs, wendet sich das Blatt wieder zu Gunsten von Gustav Adolf II. Er trifft am 17. September 1631 mit 47.000 Männern auf das Heer von Tilly mit 40.000 Soldaten. Die Schweden haben eine Überlegenheit an Geschützen und zersprengen die kaiserlichen Truppen. Der verwundete Tilly schleppt sich nach Halle. Er hat über 12.000 Mann und alle seine Kanonen verloren. Gustav Adolf startet einen Triumphzug durch Deutschland und lässt sich als christlicher Retter feiern, natürlich in protestantischer Auslegung. Ein Gedenkstein erinnert an das Scharmützel: "Glaubensfreiheit für die Welt, rettete bei Breitenfeld, Gustav Adolf, Christ und Held". |
1634 |
Der Friede von Prag |
Die Schweden
erobern Mainz,
Würzburg, Augsburg und im Mai 1632 München. Der
unglückliche protestantische Kurfürst Friedrich V.,
der damals in Böhmen von den Kaiserlichen abgesetzt und als
kurzlebiger
"Winterkönig"
verhöhnt worden war, genießt den
Einmarsch Gustav Adolfs in München. Die
katholische Seite ist in
Bedrängnis. In seiner Not
setz
Kaiser Ferdinand II. den zuvor aus dem Amt gejagten Wallenstein wieder
mit allen Vollmachten ein, und erneut kann dieser ein
großes Heer organisieren. 1632 wird bei
Lützen eine erbitterte
Schlacht geführt, die auf beiden
Seiten mit schweren Verlusten endet.
Nicht nur etwa jeder vierte Soldat muss mit dem Leben bezahlen, auch
der
schwedische Anführer Gustav Adolf findet den Tod. 1633 formiert sich der "Heilbronner Bund" unter der Führung des schwedischen Reichskanzlers Oxenstierna. Ziel ist die schwedische Hegemonie über Deutschland. Doch die Pläne zur Zerschlagung Deutschlands scheitern, weil alle Kriegsparteien auch in sich gespalten sind. Im Februar 1634 wird Wallenstein im böhmischen Eger von bezahlten Mördern aus den eigenen Reihen niedergestochen - Kaiser Ferdinand II. hatte ihm nie wirklich vertraut. Als mit Wallenstein, Tilly und Gustav Adolf die drei wichtigsten Feldherren getötet sind, keimt für kurze Zeit Hoffnung in Europa auf. Man einigt sich am 6.9.1634 zum Frieden von Prag. Dabei wird das von Ferdinand erlassene Restitutionsedikt von 1929, das der katholischen Seite den Zugriff auf protestantischen Besitz ermöglichte, wieder aufgehoben. Ein Kriegsgrund ist damit weggefallen. Doch am Vertrag sind, wie schon beim Augsburger Religionsfrieden von 1555, nicht alle protestantischen Gruppen beteiligt. Einige württembergische, calvinistische Gebiete treten nicht bei. Zudem wird aus Frankreich neue Unruhe geschürt. Längst ging es nicht mehr um Religion, sondern um die Vorherrschaft in Europa. Der sinnlose Krieg dauert an. |
1642 |
Die 2. Schlacht bei Breitenfeld |
Der
französische Kardinal Richelieu
hatte sich schon länger indirekt am Konflikt in
Deutschland beteiligt, indem er in Deutschland
und Holland Stimmung gegen die Habsburger machte. Frankreich
fürchtete einen Frieden in Deutschland, und sucht Schweden
als Bündnispartner, um die Vorherrschaft der Habsburger in
Europa zu brechen. In Deutschland befinden sich nach dem Tod
von
Gustav Adolf noch zahlreiche schwedische Truppen. Der Katholik Richelieu, der zuvor noch im eigenen Lande einen erbitterten Kampf gegen die protestantischen Hugenotten geführt hatte, schmiedet ein Zweckbündnis mit dem protestantischen Schweden. Mit dabei sind auch Verbündete aus Holland und deutsche Fürsten, die sich vom Kaiser gegängelt fühlten. Gegner Richelieus sind die Habsburger und die Spanier. In den verqueren Bündnissen geht letztlich sämtliche Orientierung verloren. Reguläre Streitkräfte wie abgesprengte Truppenteile ziehen mordend und plündernd durch Europa und verwüsten die letzten Lebensgrundlagen. Der Krieg nährt den Krieg. 1638 einigen sich in Hamburg die Schweden und Franzosen auf eine gemeinsame Linie gegen den Kaiser. Die letzte große Schlacht findet 1642 ein zweites Mal in Breitenfeld statt. Und wieder siegt ein schwedisches Heer gegen die Truppen des Kaisers. Die Mitte Europas ist nun ein Trümmerfeld. Ab 1643 treffen sich Deutsche, Franzosen und Schweden zu Verhandlungen in Münster und Osnabrück. Die sinnlosen Kämpfe, begleitet von Seuchen, Plünderungen und Brandstiftungen gehen währenddessen weiter. |
1648 |
Westfälischer Friede |
Die
Friedensverhandlungen beginnen 1644 unter
schwierigen Umständen. Die Parteien können
sich nicht einmal auf einen gemeinsamen Ort
festlegen. Schweden und Dänen kommen nach
Osnabrück, Franzosen und Deutsche nach Münster.
Während der Verhandlungen wird außerhalb der beiden
Städte weitergekämpft. Am 24. Oktober 1648 wird
schließlich der Westfälische Friede unterzeichnet
und in einem großen Zeremoniell gefeiert. Die Neuordnung
Europas hat auf allen Ebenen begonnen. Der Augsburger
Religionsfrieden wird wiederhergestellt, diesmal unter Einbeziehung der
Calvinisten. Die Protestanten erhalten Besitzungen zurück.
Schweden erwirbt Vorpommern mit Stettin, Wismar, die
Herzogtümer Bremen (ohne die Stadt Bremen) und
Verden. Frankreich
erhält
zuvor österreichische Gebiete im Elsass und bekommt die
Hoheit über Toule, Metz und Verdun. Bayern
behält die Oberpfalz. Brandenburg erhält
Hinterpommern mit Kamin, Halberstadt, Minden und die Anwartschaft auf
Magdeburg. Die Reichsstände erhalten volle Mitbestimmung in allen Reichsangelegenheiten, bei gleichzeitiger Landeshoheit in geistlichen und weltlichen Dingen. Sie dürfen Bündnisse mit ausländischen Mächten eingehen, wenn diese nicht gegen Kaiser und Reich gerichtet sind. |
30-jähriger Krieg |
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Graf von Tilly Heerführer |
Steckbrief: Ferdinand
II. - 1559 bis 1632 Stichworte: Katholische Liga - Schlacht bei Lutter am Barenberge - Zerstörung Magdeburgs Kurze Zusammenfassung der Biographie: Graf von Tilly kämpfte auf Seite des Kaisers. Unter seinem Befehl wurde die Stadt Magdeburg geplündert und verwüstet: Das Ereignis von 1631 ging als "Magdeburger Hochzeit" in die Geschichte ein. |
Ferdinand
II. Kaiser |
Steckbrief: Ferdinand
II. - 1578 bis 1637 Stichworte: Prager Fenstersturz - 30-jähriger Krieg - Katholische Liga Kurze Zusammenfassung der Biographie: Im Bündnis mit Wallenstein bekämpfte Ferdinand II. den Protestantismus, doch am Ende ließ er Wallenstein ermorden. |
Friedrich
V. von der Pfalz König |
Steckbrief: Friedrich
V. von der Pfalz
- 1596 bis 1632 Stichworte: Winterkönig - Schlacht am Weißen Berg - Reichsacht Kurze Zusammenfassung der Biographie: Friedrich von der Pfalz wurde von Kaiser Ferdinand II. als "Winterkönig" verspottet und in der Schlacht am Weißen Berg geschlagen. |
Wallenstein Heerführer |
Steckbrief: Wallenstein - 1583 bis 1643 Stichworte: Katholische Liga - Schlacht bei Lützen - Kurfürstentag in Regensburg Kurze Zusammenfassung der Biographie: Wallenstein kämpfte gegen Gustav Adolf von Schweden. Nach dem Tod des Schwedenkönigs wurde auf Anordnung von Kaiser Ferdinand ermordet. |
Gustav
Adolf von Schweden König |
Steckbrief: Gustav Adolf von Schweden - 1594 bis 1634 Stichworte: Protestantismus - Kalmarkrieg - Schlacht bei Lützen Kurze Zusammenfassung der Biographie: Gustav Adolf von Schweden griff auf der Seite der Protestanten in den 30-jährigen Krieg ein. Seine Truppen besiegen Wallenstein in der Schlacht bei Lützen, er selbst findet dort den Tod. |