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Graf von Tilly |
Steckbrief: Tilly lebte von 1559 bis 1632. Stichworte zum Lebenslauf von Tilly: Katholische Liga, 30-jähriger Krieg, Zerstörung Magdeburges. Kurze Zusammenfassung der Biographie: Tilly ließ die Stadt Magdeburg im 30-jährigen Krieg vollständig zerstören. Das Kriegsverbrechen ging als "Magdeburger Bluthochzeit" in die Geschichte ein. | |
1559 |
Johann t'Serclaes Graf von Tilly wird auf Schloss Tilly geboren. Das Schloss gehört zur Gemeinde Villers-la-Ville im Herzogtum Brabant, südöstlich von Brüssel. Tillys Geburtsort liegt heute in Belgien. Sein Vater ist kaiserlicher Kriegsrat. Johann wird in einem Jesuitenkolleg erzogen. Er leistet Kriegsdienste für Spanien und Lothringen. |
1598 |
Tilly tritt in den
Dienst des habsburgischen
Kaisers Rudolf II. |
1600/06 |
Tilly kämpft
in
Ungarn gegen Aufständische und die
Türken. |
1603 |
Tilly wird unter dem Erzherzog und späteren Römisch-Deutschen Kaiser Matthias zum Generalwachtmeister ernannt. |
1608 |
Der bayerische Herzog Maximilian
I.
verhängt die Reichsacht über
das protestantische Donauwörth. Ursprünglich wurden
nur einzelne Personen mit der Reichsacht bestraft, sie waren dann
schutzlos und durften von jedermann straffrei getötet werden.
Tilly führte Donauwörth mit seinen Truppen gewaltsam
auf die katholische Seite zurück. Als Reaktion vereinen sich
die protestantischen Reichsstände zur "Union". |
1609 |
Die Reichsacht auf
Donauwörth wird aufgehoben. Bildung der
katholischen "Liga" als Antwort auf die protestantische Union. Tilly
wird
Oberbefehlshaber der katholischen Streitkräfte. |
1610 |
Herzog Maximilian
I. von Bayern überträgt Tilly die Neuordnung des
bayerischen Heeres. |
1618-25 |
Der
Dreißigjährige Krieg tritt mit dem Prager
Fenstersturz in seine erste Phase, den Böhmischen
Krieg. |
1618 |
Tilly wird zum
Generalfeldmarschall
der katholischen Liga ernannt. |
1619 |
Wahl von Ferdinand II.
zum Römisch-deutschen Kaiser. In Böhmen wird Friedrich
von
der Pfalz zum eigenständigen König
gewählt.
Die Anhänger des Kaisers titulieren Friedrich von der
Pfalz als kurzlebigen
"Winterkönig". |
1620 |
Aufstand in Oberösterreich, das Herzog Maximilian verpfändet war. Tilly und die Ligatruppen schlagen den Aufstand nieder. In der Schlacht am Weissen Berg, in der Nähe von Prag, besiegt Tilly den "Winterkönig" Friedrich von der Pfalz. |
1621 |
Feldzug gegen den
protestantischen Heerführer in der Oberpfalz und am Rhein. |
1622 |
Georg Friedrich von
Baden-Durlach besiegt zusammen mit Ernst
von Mansfeld am 27. April 1622 in der Schlacht von Mingolsheim die
kaiserlichen Truppen unter Tilly. Danach wendet sich das Blatt. Tilly
schlägt
Georg Friedrich von Baden-Durlach am 6. Mai bei Wimpfen am Neckar und
Herzog Christian von Braunschweig am 20. Juni in der Schlacht bei
Höchst. Tilly besetzt Heidelberg, Mannheim und Frankenthal.
Die
Eroberung der Pfalz ist abgeschlossen. |
1623 |
Tilly siegt am
5. und 6. August bei Stadtlohn westlich von Münster
über
Herzog Christian von Braunschweig. Tilly wird vom Kaiser in
den Reichsgrafenstand erhoben. Er
beginnt mit den Restitutionen, der Wiedereinsetzung der katholischen
Vormachtstellung. |
1625-30 |
Der
Dreißigjährige Krieg tritt in seine zweite
Phase, den Dänisch -
Niedersächsischen Krieg. |
1626 |
Am 27.
August schlägt Tilly Christian IV. von
Dänemark in der Schlacht bei Lutter
am Barenberge. Als Folge marschieren kaiserliche Truppen in
Jütland ein. |
1629 |
Zusammen mit dem
katholischen Feldherrn Wallenstein
erobert Tilly Schleswig-Holstein und
Jütland. König Christian
IV. von
Dänemark erklärt am 22. Mai beim Frieden von
Lübeck seine zukünftige Nichteinmischung. |
1630-35 |
Der Dreißigjährige Krieg tritt in seine dritte Phase, den Schwedischen Krieg. |
1630 |
Nach der Absetzung
Wallensteins wird Tilly zum Oberbefehlshaber der
kaiserlichen Truppen. Schweden greift unter
König Gustav
Adolf auf protestantischer Seite in den Krieg ein. |
Die Zerstörung Magdeburgs |
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1631 |
Das protestantische
Magdeburg wird von Tilly belagert. Die Magdeburger warten auf
die Hilfe von Gustav Adolf, doch dessen Truppen haben sich bei der
Erstürmung von Frankfurt an der Oder erschöpft. Tilly
lässt Magdeburg erobern und schrecklich verwüsten.
Auch der Naturwissenschaftler Otto von
Guericke, bekannt durch das Experiment der Magdeburger
Halbugeln, befindet sich in der Stadt. Er kann sich jedoch
freikaufen. Nach der Verwüstung von Magdeburg fällt
Tilly in Sachsen ein. In
der Schlacht bei Breitenfeld am 17. September
wird er vom sächsischen Kurfürsten Johann
Georg I.
und den wieder erstarkten Truppen von Gustav Adolf geschlagen.
Er zieht
sich nach Bayern zurück. |
1632 |
In der Schlacht bei
Rain am Lech am 15. April wird Tilly
am rechten Oberschenkel schwer verletzt. Am 30.
April stirbt
er an den Folgen der
Verwundung in Ingolstadt. Sein
Leichnam wird zunächst in der Ingolstädter
Jesuitenkirche bestattet. 1652 wird er nach Altötting
überführt und liegt dort heute in einer
Gruft der Stiftskirche. Die Beurteilung Tillys ist umstritten. Man
sollte ihn wie Wallenstein und andere Heerführer des
Dreißigjährigen Krieges am besten unter den Aspekten
von Macht und Geld betrachten. Glaubensfragen spielten für die
Heerführer eine untergeordnete Rolle. Durch die
Gräueltaten seiner Truppen in Magdeburg wurde er jedoch zum
Kriegsverbrecher. |
Literatur: Rudolf
Saller, Reichsgraf Johann t'Serclaes von Tilly. Chronik über
Leben und Laufbahn, Altötting 2007; Marcus Junkelmann (Hrsg.):
“Der Du gelehrt hast meine Hände den
Krieg”. Tilly - Heiliger oder Kriegsverbrecher?
Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung des Historischen
Vereins Alt-Tilly und des Bayerischen Armeemuseums in
Altötting vom 1. Mai bis 30. Juli 2007, Altötting
2007. |