Karlmann |
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Vor 714 | Karlmann wird vielleicht 706/08 als ältester Sohn des fränkischen Hausmeiers Karl Martell und der Chrotrud geboren, er darf nicht mit dem gleichnamigen König und Bruder Karls des Großen verwechselt werden. |
741 | Tod Karl Martells, Karlmann und sein jüngerer Bruder Pippin schalten sofort ihren jüngeren Halbbruder Grifo aus und übernehmen die Herrschaft im Frankenreich. |
742 |
Reichsteilung, Karlmann erhält Austrasien, Thüringen und Alemannien, Pippin Neustrien, Burgund und die Provence. |
Die Synode Concilium Germanicum |
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743 |
Einsetzung eines
Merowingers als
Schattenkönig, Childerich III. Dies diente wohl der
Herrschaftslegitimation. Der vom Papst legitimierte und von Karl Martell mehr geduldete als unterstützte angelsächsische Missionar und Erzbischof Bonifatius kann eine Reformsynode der fränkischen Bischöfe, das von Karlmann einberufene sogenannte Concilium Germanicum, abhalten. Einige der Beschlüsse dieser Synode haben bis heute Bestand, z.B. das Verbot für Priester, Waffen zu tragen oder zu jagen und die Verpflichtung, gegenüber dem Bischof Rechenschaft über Lebens- und Amtsführung abzulegen. |
744 |
In den jeweiligen Herrschaftsbereichen Karlmanns und Pippins tagen gleichzeitig die Synoden von Les Estinnes und Soissons. Grundlegende Vorschriften der christlichen Kirche werden erlassen. Sie betreffen die Stellung und die Pflichten des Bischofs, das Standesethos und Verhalten des Klerus, aber auch Vereinbarungen zur Beanspruchung kirchlicher Güter, um die Herrschaft der Karolinger zu sichern. Es schein weitere Synoden gegeben zu haben, in denen die Abkehr von heidnischen Bräuchen und das kirchliche Eherecht festgeschrieben wurde. |
747 |
Karlmann resigniert aus religiösen, vielleicht auch politischen Gründen die Herrschaft zu Gunsten seines Sohnes Drogo, der aber bald von Pippin verdrängt wird. Es scheint zwischen den beiden Brüdern grundsätzliches Einvernehmen geherrscht zu haben, doch die Resignation Karlmanns war möglicherweise nicht völlig freiwillig. Er zieht sich auf den Monte Soracte nördlich von Rom zurück und gründet dort ein bis heute bestehendes Kloster. |
750 |
Karlmann zieht sich vom Monte Soracte nach Monte Cassino zurück, dem von Benedikt von Nursia gegründeten Kloster zwischen Rom und Neapel. Dort legt Karlmann das Mönchsgelübde ab. Über mögliche politische Hintergründe in der Auseinandersetzung zwischen Papsttum, Italien und Fränkischem Reich kann nur spekuliert werden. |
751 |
Absetzung des letzen Merowingerkönigs, neuer König des Fränkischen Reiches wird Pippin. |
754 |
Karlmann kehrt ins
Frankenreich zurück, um der
Italienpolitik seines Bruders Pippin, die mit Papst Stephan II.
abgesprochen war, entgegenzuwirken. Karlmann wird in Vienne interniert
und stirbt dort im selben Jahr, angeblich nach schwerer
Erkrankung. Er ist in Monte Cassino begraben. Karlmanns Sohn
Drogo und weitere Söhne werden in Klöster gegeben.
Pippin übernimmt unter Missachtung der Erbrechte von
Karlmanns Kindern die Herrschaft über das ganze Frankenreich. Die Bedeutung Karlmanns liegt in seiner Förderung des Christentums. Er scheint eher aus religiösen als aus politischen Gründen an einer Missionierung der heidnischen Nachbarvölker sowie an einer Reform der unübersichtlichen Kirchenstrukturen interessiert gewesen zu sein. Anders als Karl Martell, der die Christianisierung der benachbarten Gebiete zur Stützung seiner Macht duldete, doch immer wieder in die Strukturen der Kirche mitbestimmte, strebte Karlmann einen Konsens mit Priestern, Bischöfen und dem Papst an. Literatur: Theodor Schieffer, Winfrid-Bonifatius und die christliche Grundlegungung Europas, 1954; Rudolf Schieffer, Die Karolinger, Stuttgart 2006; Bernhard Schneider, Das Frankenreich, 4.Aufl. München 2001. |