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Bonifatius (Winfrid)
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Steckbrief: Bonifatius wurde zwischen 672 und 675 geboren. Stichworte zum Lebenslauf von Bonifatius: Missionierung, Donar-Eiche, Bischof von Mainz. Kurze Zusammenfassung der Biographie: Bonifatius fällte die Donar-Eiche, um das Christentum zu verbreiten. Er wurde zum Apostel der Deutschen. | |
672/675 |
Bonifatius wird unter dem
Namen Winfried geboren. Sein Geburtsort liegt in der
Nähe von Exeter im damaligen Kleinkönigtum Wessex,
der heutigen Grafschaft Devon im Südwesten Englands. Winfried
wird
in den Benediktinerklöstern
Exeter und
Nursling erzogen. Im Alter von etwa 30
Jahren erhält er seine Priesterweihe. Benedikt lebt als Lehrer
für Grammatik und Dichtung, bis er seine
Missionstätigkeit im östlichen Frankenreich und
dessen Randgebieten aufnimmt. Zu diesem Zeitpunkt ist Winfrid bereits
als
Gelehrter bekannt, unter anderem als Verfasser einer neuen lateinischen
Grammatik. |
716 |
Erste Missionsreise zu den Friesen, die jedoch an
deren Herzog Radbod scheitert. |
717 |
Winfrid ist Abt von Nursling, gibt diese Position aber
im folgenden
Jahr wieder auf. |
719 |
Winfrid erhält in Rom von Papst Gregor II. den
Auftrag zur christlichen
Mission in Germanien. Der Papst gibt Winfried auch einen
neuen Namen:
Bonifatius, der "Gutes Verheißende". Er reist durch
Friesland und predigt, diesmal in
Zusammenarbeit mit Willibrord von Echternach. |
721 |
Nach dem Tode von Herzog Radbod sind die Bedingungen in Friesland eigentlich besser als bei Bonifatius' erster Missionsreise. Doch nun streiten Bonifatius und Willibrord, was schließlich zur Trennung führt. Danach zieht Bonifatius über zehn Jahre durch Gebiete im heutigen Hessen, Thüringen und Bayern. Die Missionsreisen des Bonifatius werden von Kirchen- und Klostergründungen begleitet. Zu diesem Zweck reist Bonifatius mit einem Tross aus Handwerkern, Bauarbeitern und Soldaten. Sein Missionsziel deckt sich mit den Interessen des fränkischen Hausmeiers Karl Martell. Das Christentum bildet eine Klammer um das Reich zu einigen. |
722 |
Papst Gregor II. weiht Bonifatius bei seiner
zweiten Romreise zum Missionsbischof ohne festen Bischofssitz. |
723 |
Um die Machtlosgkeit der germanischen
Götter zu demonstrieren, fällt
Bonifatius die dem Gott Donar
geweihte Eiche
bei Geismar, in der Nähe von Fritzlar. Mit derselben
Methode arbeitet
später Karl
der Große, als er im Jahre 772 die
Holzsäule Irminsul zerstört, das zentrale
Heiligtum
der Sachsen. Bonifatius erhält einen Schutzbrief Karl Martells. |
724 |
Bonifatius gründet Kirche und
Kloster in Fritzlar und setzt Wigbert zum Abt ein. |
um 725 |
Bonifatius gründet in Ohrdruf ein Kloster und
baut die erste Kirche St. Michael. Ohrdruf wird
wie Amöneburg und Fritzlar ein Stützpunkt
für die Missionsarbeit in Thüringen und Hessen,
weitere Klöster entstehen in Franken, in Ochsenfurt, Kitzingen
und Tauberbischofsheim. |
732 |
Bonifatius wird von Papst Gregor III. zum Erzbischof
des östlichen Frankenreiches geweiht. |
737/738 | Dritte Romreise. Bonifatius wird zum
päpstlichen Legaten für das gesamte
Frankenreich ernannt. |
739 |
Kirchenreform im Bayern in Zusammenarbeit mit dem
Herzog, Stiftung der Bistümer Regensburg, Freising, Passau und
Salzburg. |
741 |
Würzburg, Eichstätt, Büraburg und Erfurt werden von Bonifatius als Bischofssitze eingerichtet. |
743 |
Einberufung der Synode "Concilium Germanicum" durch den fränkischen Hausmeier Karlmann, dem Sohn und Nachfolger von Karl Martell. Bonifatius bemüht sich mit Karlmann um eine Neuordnung der fränkischen Kirche. Im nächsten Jahr werden Synoden in den Teilreichen abgehalten. |
744 | Das Kloster Fulda wird im Auftrag des Bonifatius durch
den Missionar Sturmi
gegründet. |
746 |
Bonifatius wird Bischof mit Sitz in Mainz. Den
Erzbischofstitel trägt er nur als Titel ad personam, da Mainz
erst 781/82 Erzbistum wird. |
748 |
Pippin III. beruft eigenständig ein Konzil
ein. Bonifatius, der für die Karolinger
nur Mittel zur
Konsolidierung ihrer Macht
war, wird übergangen. Die Ergebnisse wurden
direkt mit dem Papst
abgestimmt. Bischof Burkard von Würzburg, nicht
Bonifatius, übergibt am 1. Mai die
Oboedienzerklärung, die Gehorsamkeitserklärung der
fränkischen Kirche gegenüber dem
Papst in Rom. |
751 |
Pippin der Jüngere wird auf der
Reichsversammlung zu Soissons angeblich von
Bonifatius gesalbt. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei
um eine Legende. |
753 |
Bonifatius dankt als Bischof von Mainz ab, sein
Nachfolger wird Lullus als erster regulärer Erzbischof. |
754 |
Im Frühjahr geht Bonifatius nach Friesland auf
eine neue Missionsreise. Am 5. Juni wird Bonifatius gemeinsam mit
mehreren Begleitern von Einheimischen bei Dokkum in
Friesland erschlagen, während er eine
Firmung abhalten will. Es handelte
sich wohl um einen Raubüberfall ohne
religiösen Hintergrund. Seine Gebeine werden im
Dom zu Fulda beigesetzt. Von Bonifatius sind grammatische Schriften, Gedichte, Rätsel und zahlreiche Briefe erhalten, die als wichtige Quelle der frühmittelalterlichen Geschichte dienen. Bonifatius verknüpfte missionarischen Eifer mit Organisationstalent. Bonifatius hat die Bindung der von ihm geschaffenen oder bereits bestehenden Gemeinden nach römischen Vorbild an das Papsttum vollzogen. Lange Zeit nur im Raum Fulda verehrt, tritt Bonifatius im 19. Jahrhundert im Zuge der nationalen Bewegung deutschlandweit in Erscheinung. In Anlehnung an Paulus, dem "Apostel der Völker", wird Bonifatius zum "Apostel der Deutschen". 1842 entsteht das Bonifatius-Denkmal in Fulda. Das Bonifatiuswerk wird gegründet und das Bonifatiusjubiläum 1855 begangen. |
Literatur: Von Padberg, Lutz E.: Bonifatius. Missionar und Reformer. München 2003; Levison, Wilhelm: England and the Continent in the eighth Century, London 1946, 2. Aufl. 1950, S. 70 ff. | |