Theophanu - Römisch-deutsche Kaiserin |
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um 960 |
Geburt der Theophanu.
Sie war vermutlich die Tochter des Konstantin Skleros und
seiner Gattin Sophia Phokas, auf jeden Fall eine Nichte des
oströmischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes. |
972 |
Theophanu heiratet am 14. April in Rom den
Mitkaiser Otto II.
Geschickt arrangiert wurde die Ehe von seinem Vater Otto
I., der nicht zu unrecht Otto der Große genannt
wurde. Er versprach sich davon einen Ausgleich mit Byzanz, das
mit
Rom um die Nachfolge des großen Römischen
Imperiums rivalisierte. Als Brautwerber diente Bischof Gero
von
Köln. Als Mitgift bringt Theophanu die Fürstentümer Capua und Benevent ein. Eine erhaltene Prachturkunde besiegelt ihre reiche Morgengabe, die sie zu einer der reichsten Frauen des Abendlandes machte. Neben dem späteren Kaiser Otto III. gehen aus der Ehe mehrere Töchter hervor, unter anderem die Äbtissinnen Adelheid von Quedlinburg und Sophia von Gandersheim und Essen. Bis zum Tod Otto II. tritt Theophanu als consors regni und coimperatrix (Mitkaiserin) hervor. Vielleicht ohne Absicht verdrängt Theophanu zunehmend ihre Schwiegermutter Adelheid von Burgund aus den Regierungsgeschäften. |
983 |
Zu Pfingsten 983 wird der dreijährige Sohn
Otto III. in Verona
durch die Fürsten des italienischen und deutschen
Reichsteils zum
König gewählt. Die Nachfolgefrage sollte
frühzeitig geregelt werden. Am 7. Dezember stirbt Kaiser Otto II. in Rom an den Folgen der Malaria. Als einziger Kaiser des Mittelalters findet er in der Peterskirche zu Rom seine letzte Ruhestätte. Obwohl der Tod von Otto II. noch nicht im Königshaus bekannt ist, wird Otto III. an Weihnachten zum König gekrönt. |
984 |
Die Kaiserinnen Theophanu und Adelheid halten sich bis April in Pavia auf und kehren erst im Juni nach Deutschland zurück. Auf dem Reichstag in Rohr bei Meiningen übergibt Herzog Heinrich der Zänker von Bayern, den unmündigen dreijährigen Otto III. an Theophanu. Heinrich der Zänker erhebt dabei als nächster männlicher Verwandter auch Ansprüche auf Vormundschaft und Regentschaft. Allerdings kann er sich gegen Adelheid und Theophanu nicht durchsetzen. |
Eine Byzantinerin auf dem deutschen Kaiserthron |
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985 |
Im Mai wird Theophanu in Frankfurt am Main endgültig die Herrschaft zugesprochen. Die rechtliche Basis ist dabei unklar. Theophanu verdankte dies vor allem der Unterstützung durch den Erzbischof Willigis von Mainz, Erzkanzler des Reiches und den Kanzler, Bischof Hildebold von Worms. Dies leitete die Institutionalisierung der Verbindung von Königsherrschaft und Reichsepiskopat ein. Die Nachfolge vollendet Theophanu mit der Verdrängung ihrer Schwiegermutter Adelheid aus der Regentschaft. |
985-991 |
Theophanu sichert die Reichsherrschaft in Italien
(Kaiserin Adelheid als Regentin) und Lothringen (schnelle
Anerkennung Hugo Capets als König von Frankreich).
Außerdem sichert sie die slawische Ostgrenze (Erscheinen der
Slawenfürsten auf dem Reichstag von Quedlinburg 986, Ernennung
eines Bischofs in Posen) gegen die sächsische
Adelsopposition und Heinrich den Zänker. Damit leitet sie auch
die Kirchen- und Ostpolitik ihres Sohnes Otto III.
ein. Den Rang der Theophanu als Herrscherin erkennt man
daran, dass Urkunden selbst als Kaiser (Imperator)
unterzeichnete, und nicht als Imperatrix. |
991 |
Kaiserin Theophanu stirbt am 15. Juni in
Nimwegen. Sie wird in Köln in der Abteikirche St. Pantaleon
bestattet, wo heute ein moderner Sarkophag mit ihren
Überresten steht. Nach dem Tode Theophanus konnte ihre
Schwiegermutter, die Kaiserin Adelheid, ohne Schwierigkeiten die
Regentschaft für den Enkel Otto III. bis Ende 994
weiterführen. |
Literatur: Anton van Euw, Peter Schreiner (Hrsg.), Kaiserin Theophanu. Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jahrtausends. Gedenkschrift zum 1000. Todesjahr der Kaiserin, Köln 1991; Gunther Wolf (Hrsg.): Kaiserin Theophanu. Prinzessin aus der Fremde, des Westreichs Große Kaiserin, Köln 1991; Adelbert Davids: The Empress Theophanu. | |