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Heinrich IV. - Römisch-Deutscher Kaiser |
1050 |
Heinrich, der als Kaiser den "Gang nach Canossa" antritt, wird am 11. November in Goslar geboren. Er ist als älteste Sohn von Kaiser Heinrich III. und dessen zweiter Frau Agnes von Poitou. Heinrich IV. ist der dritte Kaiser der Salier-Dynastie, die von 1027 bis 1125 die römisch-deutschen Kaiser stellte. Vor den Saliern hatten die Karolinger und die Ottonen den Kaiserthron besetzt. |
1053 |
Bereits im Alter von drei Jahren wird er zum Herzog von
Bayern ernannt. Im
gleichen Jahr lässt Heinrich III. seinen Sohn vor einer
größeren Versammlung von Adligen in Trebur nahe
Darmstadt zu seinem
Nachfolger wählen. Das Herzogtum Bayern erhält
daraufhin der jüngere Bruder Heinrichs, Konrad. |
1056 |
Heinrich wird er vom Kölner Erzbischof
Hermann II. am 17. Juni in Aachen zum König
geweiht und gekrönt. Als Heinrich III. am 5. Oktober
unerwartet stirbt, wird der Thronfolge des sechs Jahre alten Heinrich
IV. nicht widersprochen. Die Kaiserwitwe Agnes führte
für den Sohn die Regierungsgeschäfte. |
1062 |
Eine Verschwörung der Fürsten unter
der Führung von Anno II., Erzbischof von Köln,
entführt
den jungen König in Kaiserswerth bei Düsseldorf. Anno
regierte als Reichsverweser, muss aber ab 1063 dieses Amt mit
Adalbert, dem Erzbischof von Hamburg-Bremen, teilen. Adalbert
erhält
immer
mehr Einfluss über Heinrich und verdrängt Anno aus
dem Amt, was zu einem ständigen Konflikt führt. |
1065 |
Am 29. März wird Heinrich
für volljährig erklärt. Im Januar des
folgenden Jahres wird Adalbert auf dem Reichstag in Tribun von den
deutschen Fürsten unter der Führung von Anno II. und
Sigfrid von Mainz vom Hof verwiesen. |
1066 |
Am 13. Juli heiratet Heinrich Bertha von
Turin, die Tochter des Markgrafen Odo, Graf von Chablais. Die Verlobung
hatte bereits am
25. Dezember 1055 in Zürich stattgefunden. |
1075 |
Heinrich versucht die Macht des Königs zu
festigen. Dabei möchte er die
Loyalität der Adligen erhalten, ohne die
Unterstützung durch den Papst zu gefährden.
Er
riskiert beides, als er kirchliche Ämter selbst vergibt.
Daraus ergibt
sich ein Konflikt mit Papst Gregor
VII., der als Investiturstreit in
die Geschichte eingeht. |
1076 |
Der Papst exkommuniziert Heinrich am 22. Februar und
erklärt ihn für abgesetzt. Zuvor hatte Heinrich den
Papst seinerseits für abgesetzt
erklärt. Aus Heinrichs Perspektive saß Gregor
VII. unrechtmäßig auf dem Heiligen Stuhl,
da der deutsche König ein Mitspracherecht
bei der Papstwahl hat. Oppositionelle Fürsten zwingen Heinrich
auf dem Fürstentag zu Trebur, seine Streitigkeiten mit Papst
Gregor zu beenden, was den "Gang nach Canossa"zur Folge hat. |
Der Gang nach Canossa |
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1077 |
Um die Aufhebung des päpstlichen Bannes zu
erreichen, zieht
Heinrich mit seiner Gemahlin als Büßer nach Italien.
Vom 25. bis zum 27. Januar wartet
er vor den Toren der Burg Canossa. Am 28. Januar hebt Gregor VII.
den
Kirchenbann auf. Die Exkommunikation
Heinrichs IV. ist beendet. Die Absetzung als König
allerdings nimmt Papst Gregor nicht zurück. |
1083-84 |
Heinrich IV. erstürmt Rom. Er zieht
im
März 1084 in die Stadt ein. Gregor VII. zieht sich in die
Engelsburg zurück. Eine Synode spricht ihm die
päpstliche Würde ab. Am 24. März wird dann
Wibert von Ravenna als Papst Clemens III. inthronisiert.
Heinrich wird eine Woche
später, am 31. März von Papst Clemens zum Kaiser
gekrönt. |
1088 | Amtsantritt von Papst Urban II., der 1095 zum Kreuzzug aufruft. |
1090 |
In einem Privileg stellte Heinrich IV. die Rechte der
Wormser Juden fest: Schutz von Leben und Eigentum,
Freiheit von wirtschaftlichen Betätigung und
Religionsausübung, Recht zur Beschäftigung
christlichen Hauspersonals, Autonomie der Gemeinde in
innerjüdischen Rechtsangelegenheiten und Festlegung einer
verbindlichen Verfahrensordnung für Streitigkeiten zwischen
Juden und Christen. Hiermit schafft Heinrich IV. ein
Rechtsstatut,
das für Jahrhunderte das
Verhältnis zwischen Juden und Christen prägt. |
Das weitere Leben Heinrichs ist von
Streitigkeiten mit seinen beiden Söhnen aus dieser Ehe
geprägt. Konrad, der Erstgeborene, lehnt sich auf
gegen den Vater auf und wird von diesem abgesetzt. Sein anderer Sohn
Heinrich
drängt ihn zur
Abdankung. Er wird als Heinrich
V. sein Nachfolger. |
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1105 |
Am 31. Dezember wird Heinrich IV. in Ingelheim
zur Abdankung gezwungen. Hinter der Intrige steht Gebhard
III. von Zähringen, ein Parteigänger des abgesetzten
Papstes Gregor VII. |
1106 |
Am 7. August stirbt Heinrich IV. in Lüttich und wird im Dom zu Speyer begraben. Heinrich wirkte auch auf dem Gebiet des Kirchenbaus. Er hatte der Speyerer Dom einst umbauen lassen, und den Ostchor des Mainzer Doms vollendet. Der "Gang nach Canossa" wurde zum geflügelten Wort für eine selbstgewählte Demütigung. Den Investiturstreit beendet sein Sohn Heinrich V. |
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Quellen: Schneidmüller, Bernd; Weinfurter, Stefan. Die deutschen Herrscher des Mittelalters. München 1998; von Hersfeld, Lampert. Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Darmstadt 2000. |