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Aurelius Cassiodorus
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um 485 |
Flavius Magnus Aurelius
Cassiodorus Senator wird in Scylaceum (heute: Squillace) in
Bruttium (Kalabrien) geboren, er stammt aus einer
begüterten süditalienischen Familie syrischen
Ursprungs mit senatorischem Rang, die an der Strasse von Messina
grossen Grundbesitz hatte. |
um 501 |
Cassiodors gleichnamiger Vater steigt
zum Praefectus praetorio auf und ernennt seinen
erst etwa fünfzehnjährigen Sohn zum consiliarius. |
507-11 |
Cassiodor hält einen Panegyricus auf
den Ostgotenkönig Theoderich und wird zum Quaestor ernannt mit
der Aufgabe, den amtlichen Schreiben und Erlassen Theoderichs den
sprachlichen Schliff zu geben. |
514 |
Consul ordinarius, möglicherweise auch
Corrector (Provinzstatthalter) von Lukanien und Bruttium. |
519 |
Auf Veranlassung König Eutharichs
entsteht die Chronik, im Spätmittelalter viel
benutzt, die später entstandene Gotengeschichte ist
in der Gotengeschichte des Iordanes erhalten. |
523-27 |
Als Nachfolger des Boethius Magister officiorum
(höchster Verwaltungsbeamter). |
532-37 |
Praefectus praetorio, er wird schließlich in
den Rang eines Patricius erhoben. Cassiodor war bestrebt
gewesen, die römische Bevölkerung mit der
Gotenherrschaft auszusöhnen. Mit dem beginnenden
Gotenkriegen und dem Niedergang der gotischen Herrschaft unter
König Witigis zieht sich Cassiodor aus dem Staatsdienst
zurück, Aufenthalt in Ravenna. |
538 |
Cassiodor stellt auf die Anregung von Freunden die
Variae zusammen, eine Sammlung von 468 Aktenstücken, die er in
seiner Verwaltungstätigkeit erstellt hatte, sie spiegeln die
hervorragende Bildung und Stilistik Cassiodors wieder, sind eine
wichtige Quelle zur ostgotischen Verwaltung in Italien und dienten dem
Mittelalter als stilistisches Vorbild. |
538/40 |
De anima spiegelt den geistigen Wandel Cassiodors und
seine Abkehr von weltlichen Dingen wieder. |
540-54 |
Aufenthalt in Byzanz. Die Gründung einer
theologischen Hochschule in Rom mit Zustimmung des Papstes Agapet I.
scheitert wohl wegen der Gotenkriege in Italien, Cassiodor zieht
sich auf seinen Grundbesitz in Kalabrien zurück und
gründet dort das Kloster Vivarium (Reste in Coscia di Staletti
am Golf von Squillace). Vivarium wurde ein Zentrum religiösen
und kulturellen Lebens. Wichtig wurde die Bibliothek, in der Cassiodor
zahlreiche Handschriften gesammelt hatte und die
Übersetzungen, die uns zahlreiche Werke der Antike
überliefert haben dürften. |
540/48 |
Expositio psalmorum, der Psalmenkommentar wird im
Mittelalter viel benutzt. |
551/62 |
Die Institutiones divinarum et saecularium litterarum
entstehen. Sie geben Anleitung zum Studium der Heiligen Schrift und
werden im Mittelalter als Grundlage für das Studium der Artes
liberales genützt. Die später entstandene Schrift de
orthographia soll die Mönche in das Abschreiben der
Bücher einführen. |
um 580 |
Cassiodor stirbt im Kloster Vivarium, das nach seinem
Tode nur noch kurze Zeit bestand. |
Die Bedeutung Cassiodors liegt in seiner Funktion als
Bindeglied am Übergang von einer Kultur zu einer anderen. Als
'letzter Philologe' hat er dem Mittelalter zahlreiche Kenntnisse und
Anregungen vermittelt. |
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Literatur: German Hafner, Cassiodor, Stuttgart 2002;
Christina Kakridi, Cassiodor, Mùˆnchen 2005; James J. O'Donnell,
Cassiodorus, Berkeley/Los Angeles/London 1979 |
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