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Georg Friedrich Grotefend |
1775 |
Der "Vater der Assyriologie" Georg
Friedrich Grotefend
wird am 9. Juni in Hannoversch-Münden geboren: Er er ist der Sohn
des Johann Christoph Grotefend und der Sophie Wolff und
Großvater des Archivars und Chronologen Hermann Grotefend.
Hermann Grotefend schrieb das Taschenbuch der Zeitrechnung des
deutschen Mittelalters und der
Neuzeit, das bis heute unverzichtbare Hilfsmittel,
historische Datumsangaben in moderne umzurechnen. |
1795 |
Grotefend studiert nach dem Besuch der
Lateinschule seiner Heimatstadt in Göttingen Theologie und
Philosphie, wechselt aber sehr schnell in den Schuldienst. |
1797 |
Grotefend wird Kollaborator an der Stadtschule von
Hannoversch-Münden. |
1800 |
Die achämenidischen Keilschriften
aus Persepolis waren seit dem 17. Jahrhundert bekannt, denn der
Mathematiker, Geograph und reisende Forscher Karsten Niebuhr hatte
Kopien angefertigt. Der Orientalist Oluf Gerhard Tychsen, ein Freund Grotefends in Göttingen, glaubte, eine Entzifferung gefunden zu haben. Angeblich auf Grund einer Wette in betrunkenem Zustand behauptete Grotefend, man könne eine unbekannte Sprache aus sich selbst heraus entziffern. Grotefend legte binnen weniger Wochen der Göttinger Akademie der Wissenschaften einen Entzifferungsvorschlag für die bereits 1621 entdeckte persische Inschrift von Behistun im Iran vor, sie wird zwei Jahre später von Tychsen besprochen. Die Entzifferung Grotefends beruhte auf einer trilinguen Inschrift und folgenden Hypothesen: Die Schrift ist eine Buchstabenschrift und nicht syllabisch. Die Namen der persischen Könige sind aus dem Griechischen bekannt. Ein bestimmtes häufiges Wort ist das Wort für König und die Inschriften folgen dem Schema A: X König, König der Könige, Sohn von Y König, König der Könige und B: Y König, König der Könige, Sohn von Z. Mit dieser Idee konnte Grotefend X als Xerxes, Y als Darius und Z als Hystaspes identifizieren. |
1803 |
Grotefend ist Prorektor am Städtischen Gymnasium (heute
Lessing-Gymnasium) in Frankfurt am Main. |
1805 |
Die Abhandlung Grotefends über die Keilschrift
erscheint in Heerens Alter Geschichte, dem althistorischen Standardwerk von Arnold Hermann Ludwig Heeren. |
1806-21 |
Grotefend ist Konrektor am Städtischen
Gymnasium in Frankfurt am Main. |
1812-14 |
Grotefend übernimmt gleichzeitig eine Professur
für klassische Literatur am Lyceum Carolinum, einer von
Großherzog Karl Theodor von Dalberg in Frankfurt
gegründeten Landesuniversität. |
1817 |
Gründer des Frankfurter Gelehrtenvereins
für Deutsche Sprache, zwei Jahre vorher waren seine
'Anfangsgründe der deutschen Poesie' erschienen. |
1819 |
Grotefend ist einer der Gründer der
Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichtskunde
zur Herausgabe der Monumenta Germaniae Historica. |
1821 |
Grotefend wird Direktor des Städtischen
Lyzeums in Hannover. |
1821/24 |
Neuausgabe von Wencks Lateinischer Grammatik, der eine
kürzere Version für den Gebrauch der Schulen folgte. |
1835-38 |
Herausgabe von 'Rudimenta linguae Umbricae ex inscriptionibus
antiquis
enodata', eine systematische Erforschung der Überreste der
Umbrischen Sprache, außerdem 'Rudimenta
linguae Oscae' für das Oskische. Grotefend veröfentlicht
zudem eine wichtige Arbeit über die Münzen Baktriens. |
1837 |
'Neue Beiträge zur Erläuterung der
persepolitanischen Keilschrift', drei Jahre später 'Neue
Beiträge zur Erläuterung der babylonischen
Keilschrift'. |
1836 |
Grotefend entlarvt in der Vorrede den
literarischen Betrug, den Wagenfeld mit seiner Übersetzung des
Auszugs aus der angeblich im Vorjahr entdeckten
Urgeschichte der Phönizier Sanchuniathons' begangen hatte. |
1840-42 |
'Zur Geographie und Geschichte von Alt-Italien'. |
1849 |
Grotefend geht als Schulrat in den Ruhestand.
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1853 |
Grotefend stirbt am 15. Dezember in Hannover. Er liegt
in Hannover auf dem Gartenfriedhof (Marienstraße) begraben.
Sein Haupttätigkeitsgebiet waren eigentlich die Klassische
Philologie und Geschichte, seine Entzifferung der Keilschrift, die
seine Bedeutung begründete, ist eigentlich ein Nebenproduk
seiner griechischen Studien und ließ ihn nur indirekt zu
einem der Väter der modernen Assyriologie werden, |
Literatur: C.W. Ceram, Götter, Gräber und Gelehrte, 1949 und vielfach gedruckt, passim; Dietz-Otto. Edzard: Grotefend, Georg Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Berlin 1966. | |