Richard Löwenherz - König von England |
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1157 |
Richard
Plantagenet wird am
8. September in Oxford geboren: Er ist der dritte Sohn von
König
Heinrich II. von England und der selbstbewussten Eleonore
von Aquitanien. Richard Löwenherz hat drei
Brüder: Heinrich der Jüngere,
Gottfried und der spätere König Johann
Ohneland. |
1172 |
Richard wird in
Poitiers zum Herzog von Aquitanien
ernannt, seine Brüder sollten König werden bzw.
andere Gebiete erhalten. Da Heinrich II. die Herrschaft nur
zögerlich abgeben will, kommt es zu einer
Verschwörung von Eleonore von Aquitanien und ihren
Söhnen gegen ihn. |
1189 |
Mit Hilfe seines
Bruders Johann Ohneland und des
französischen Königs Philipp II. August
stößt Richard seinen Vater vom Thron, der ihn als
Erbe anerkennen
muss und bald stirbt. Am 3.
September wird Richard in der Westminster Abbey in London zum
König von England gekrönt. |
1189-92 |
Um ein Kreuzzugsgelübde zu erfüllen, nimmt Richard am 3. Kreuzzug teil. Ziel ist eigentlich die Stärkung der Kreuzfahrerstaaten, die nach dem gescheiterten 2. Kreuzzug in Bedrängnis geraten waren. Aber die christlichen Kreuzzüge entwickeln stets eine gewisse Eigendynamik. Richard Löwenherz erobert zuerst Zypern von den Byzantinern, bevor er an den Kampfhandlungen im Heiligen Land teilnimmt. Die bewaffneten Pilger erobern Akkon, eine wichtigen Hafenstadt im Golf von Haifa, und erheben sie zur Hauptstadt des Königreichs Jerusalem. Doch trotz des militärischen Erfolges gerät Richard Löwenherz mit Leopold von Österreich in einen persönlichen Konflikt. |
1190/91 |
Richard
Löwenherz unterstützt bei einem Feldzug in Sizilien
seine Schwester Johanna von England, die durch Heiratspolitik zur
Königin von Sizilien aufgestiegen war. |
1191 |
Am 11. Mai heiratet
Richard Berengaria von Navarra. |
1192 |
Während der
Abwesenheit Richards wird England
von seinem Bruder Johann verwaltet. Johann schließt einen
Vertrag mit
Philipp II. August zur Teilung der englischen Besitzungen mit
Frankreich. Die politische Entwicklung in seiner Heimat England bringt
Richard dazu, den Kreuzzug abzubrechen. Als Richard
Löwenherz über österreichisches
Gebiet reist, wird er in Erdberg bei Wien von Herzog
Leopold von
Österreich gefangengenommen. Grund ist eine Beleidigung des
Herzogs durch Richard Löwenherz. |
Die Legende von Robin Hood |
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1193 |
Gegen eine Beteiligung
am Lösegeld
und politische Zugeständnisse liefert Leopold Richard am 28.
März in Speyer an Kaiser
Heinrich VI. aus, der ihn auf der
Burg Trifels im Pfälzerwald inhaftieren
lässt. Doch die
Gefangennahme eines Kreuzfahrers wird von päpstlicher Seite
nicht gut geheißen, Papst Coelestin III. droht mit
Exkommunikation. Schließlich mischt sich
Philipp II.
August von Frankreich ein, der bei einer Auslieferung Richards alle an
diesen gerichtete Forderungen zu erfüllen verspricht.
Daraufhin
stimmt Richard Löwenherz den Bedingungen seiner Freilassung
zu.
Neben politischen
Konzessionen sind dies 150000 Mark Silber (ca. 35000 kg Metall !), was
etwa
dem zweifachen Jahreseinkommen der englischen Krone entspricht.
Richards entschlossener Mutter
Eleonore von Aquitanien gelingt es, das Lösegeld
aufzubringen, doch führt
dies zu wirtschaftlichen und sozialen
Problemen in England. Die Finanznot in England ist
der Nährstoff für die Entstehung der Legende von
Robin Hood. |
1194 |
Richard
Köwenherz wird am 2.
Februar freigelassen und kehrt nach
England zurück. Er söhnt sich mit seinem Bruder
Johann aus und geht gegen seinen ehemaligen Verbündeten
Philipp II. August vor. |
1194/95 |
Richard
Löwenherz siegt in den Schlachten bei
Fréteval 1194 und Issoudon
1195. Angoulême nimmt er in einer Allianz
mit Flandern und
seinem Schwiegervater Sancho von Navarra ein. Phillipp II. August muss
Richard Löwenherz einen großen Teil annektierter
Gebiete zurückgeben. Über Diplomatie und
Heiratspolitik sichert Richard Löwenherz dass welfische
Erbe. Otto
IV. von
Braunschweig wird 1198
Römisch-deutscher König. |
1196 |
Im Vertrag von
Louviers wird bestimmt, welche Gebiete
Philipp an Richard zurückgeben muss. Trotzdem
werden in den
nächsten Jahren weitere
Kämpfe in Frankreich ausgetragen. |
1198 | Noch im selben Jahr seiner Papstwahl ruft Innozenz III. den 4. Kreuzzug aus, der mit der Plünderung des christlichen Konstantinopel endet. |
1199 |
Richard
wird vor Burg Châlus bei
Limoges in Frankreich durch einen Pfeil
verwundet. Er stirbt einige Tage später am 6. April 1199 in
Chinon am Wundbrand. Der Körper von Richard
Löwenherz wird in der Abtei
Fontevrault begraben, sein Herz in der Kathedrale
von Rouen. Die Einschätzung Richards ist zwiespältig. Während seiner Abwesenheit aus England konnte sich die Verwaltung seines Vaters etablieren und brachte ein solide aufgestelltes Königreich hervor. Richard ließ das Land aber finanziell ausbluten. In Frankreich verwüstete er durch seine Herrschaftsansprüche weite Landstriche, in der Levante half seine Eroberung Zyperns den christlichen Königreichen im Heiligen Land. Er selbst ist als Prototyp des ritterlichen, weisen und gütigen Königs in die Volksüberlieferung eingegangen. Das Bild ist sicherlich geschönt, denn Richards Politik trug auch brutale und ausbeuterisch Züge. In der Literatur und im Film, dargestellt von Walter Scott, lebt Richard Löwenherz weiter. Durch den Mythos von Robin Hood ist Richard Löwenherz unsterblich. |
Literatur: Dieter Berg, Richard Löwenherz, Darmstadt 2007; John Gillingham, Richard Löwenherz. Eine Biographie, Düsseldorf 1981. |