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Eleonore von Aquitanien |
um
1122 |
Eleonore
wird in Poitiers in Aquitanien geboren. Die Region wird im
Süden von den Pyrenäen und im Westen vom Atlantik
begrenzt. Sie ist die Tochter des
Herzogs Wilhelm
X. von Aquitanien, genannt der erste Troubadour und der
Aenòr de Chateleràud. Ihr Geburtsname
ist Aenòr, zur Unterscheidung von ihrer
Mutter wird sie jedoch
Aliénor genannt, "die andere
Aenòr". Wilhelm X.
lässt seiner begabten Tochter
eine gute Erziehung zukommen. Eleonore entwickelt ihr
Interesse für Musik und Poesie. |
1137 | Ihr Vater stirbt.
Eleonores
einziger Bruder war Nachkommen und noch vor dem Vater
verschieden.
Als älteste Tochter erbt Eleonore die
Herzogtümer Aquitanien und Gascogne, sowie die Grafschaft
Poitou. Im gleichen Jahr heiratet sie Ludwig VII., den neuen
König von Frankreich. Der französische
Herrschaftsbereich wird dadurch um große Gebiete
erweitert. |
1147-49 |
Eleonore nimmt mit
ihrem Mann Ludwig VII. am 2.
Kreuzzug teil, der die im 1. Kreuzzug gegründeten
Kreuzfahrerstaaten unterstützen sollte. Das
Unternehmen scheitert jedoch. Ludwig VII. wird nach
seiner
Rückkehr vom Prediger Bernhard
von Clairvaux, dem Anstifter des Kreuzzugs, mit
Hohn und Spott versehen. |
1152 |
Eleonore hat keinen
Thronfolger geboren. Außerdem war Eleonores liberale
Geisteshaltung mit der Strenge Ludwigs wohl
unvereinbar. Die Ehe zwischen
Eleonore und Ludwig wird annulliert. Das eheliche Zerwürfnis von Ludwig und Eleonore ist für die Weltgeschichte sehr folgenreich. Die Scheidung löste später den Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich aus. Eleonore heiratet noch im selben Jahr den lebenslustigen Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou und Herzog der Normandie. Die Heirat bedeutete für Frankreich einen Gebietsverlust, denn zu den Besitztümern der Plantagenets kamen die von Eleonore. Das mächtige Paar kontrollierte neben England ganz Südwestfrankreich. |
1154 |
Heinrich Plantagenet
wird als Heinrich II.
zum König von England. Mit Heinrich hat Eleonore acht Kinder,
darunter die beiden späteren englischen Könige Richard
Löwenherz und Johann Ohneland. Letzterer
wurde mit der "Magna Charta" für die Entwicklung der
Menschenrechte bedeutsam. |
um
1165 |
Es kommt zur schweren
Ehekrise
zwischen Eleonore und Heinrich. Der König
pflegt eine
Beziehung zu seiner äußerst attraktiven
Mätresse Rosamunde Clifford, der "Rose of the World". Sie
gebärt drei
illegitime Kinder von ihm. Eleonore zieht sich empört an ihren
Hof nach Poitiers
zurück. |
1172-74 | Eleonore
unterstützt die Rebellion ihrer
Söhne gegen Heinrich II. Sie wird gefangen und
für die nächsten Jahre
festgesetzt. |
1189 |
Nach dem Tod ihres
Ehemannes kommt Eleonore kommt wieder auf freien
Fuß. |
1189-92 |
Während sich
ihr Sohn König Richard
Löwenherz auf dem Dritten Kreuzzug befindet,
übernimmt Eleonore die Herrschaft über England. |
1193/94 |
Nach der Gefangennahme
von Richard Löwenherz durch Herzog Leopold von
Österreich führt Eleonore die Verhandlungen mit
Kaiser
Heinrich VI. Sie bringt das Lösegeld für
ihren Sohn
auf, holt ihn bei seiner Freilassung in Speyer ab und bringt
ihn nach England zurück. |
1199 |
Nach dem Tod von
Richard Löwenherz setzt Eleonore ihren zweiten Sohn
John Ohneland als englischen König durch. |
1204
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Eleonore stirbt am 1.
April im Kloster Fontevrault
(Fontevraud-l´Abbaye in der Nähe von Saumur an der
Loire im heutigen Departement Maine-et-Loire), der
Grablege der
Plantagenet. Dort hatte sie sich in den letzten Jahren
zurückgezogen, freilich ohne selbst Nonne zu
werden. Im Kloster ist sie auch begraben. Als Ausdruck
ihrer Gelehrsamkeit ist sie auf
ihrem Grabmal lesend abgebildet. Eleonore von Aquitanien gehört, wie Hildegard von Bingen, zu den berühmten Frauen des Mittelalters. Um sie ranken sich vier Könige, zwei als Ehemänner, und zwei als Söhne. Sie beschränkte sich nicht auf die Rolle der Ehefrau und Mutter, was ihr auch Kritik einbrachte, beispielsweise vom Abt und Kreuzzugsprediger Bernhard von Clairvaux. Eleonore war eine Förderin der Troubadourdichtung und spielt eine Rolle in der literarischen Umsetzung der Artussage und der Legende vom heiligen Gral. In der Legende von Robin Hood wird Eleonore von Aquitanien als sehr warmherzige Königin dargestellt. |
Literatur: Amy Keller,
Eleanor of Aquitaine and the
Four Kings, London 1950. Régine Pernoud: Königin
der Troubadoure. Eleonore von Aquitanien, 13. Aufl., München
1995; Philippe Delorme: Aliènor d'Aquitaine.
Épouse de Louis VII., mère de Richard
Cœur de Lion, Paris 2001. |