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Galen |
um
129 |
Galen
(Galenos von Pergamon, deutsch Galēn, lateinisch Claudius Galenus) wird
im damals griechischen Pergamon geboren.
Es ist heute das an
der türkischen Ägäisküste liegende
Bergama, berühmt durch den in Berlin befindlichen
Pergamonaltar.
Sein Vater ist der Architekt Nikon, er unterrichtet ihn in
der Philosophie des Aristoteles,
in
Mathematik und
Naturlehre. Seine Mutter wird als ausgesprochen scharfzüngig
charakterisiert. Diese Eigenschaft zeigt auch Galen in seinen
Schriften. |
um
146 |
Galen
beschäftigt sich
hauptsächlich mit Medizin. Er studiert in
der Nähe von Smyrna, dem heutigen Izmir und begibt sich auf
viele Reisen. |
um
148 |
Galen
geht zum Medizinstudium nach Alexandria, dem Zentrum der
wissenschaftlichen
Heilkunst. Dort werden, was für die Antike
ungewöhnlich ist, auch menschliche Leichen
seziert. Galen selbst hat dies aber wohl nicht
durchgeführt. Die
berühmte Bibliothek von Alexandria ist zu dieser Zeit noch
nicht
vollständig zerstört. Die Texte und
Illustrationen dürften Galen hilfreich gewesen sein.
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158 |
Galen
kehrt nach Pergamon zurück. Er ist Sport-
und Wundarzt der Gladiatoren und unterhält
gleichzeitig eine private Praxis, die wegen seines
guten Rufs als Arzt floriert. |
161 |
Galen ist in Rom
tätig und wird nach der Heilung des Philosophen
Eudemos zum Arzt der römischen Aristokratie. Neben seiner eigentlichen ärztlichen Tätigkeit entsteht ein umfangreiches medizinisches Werk. Die Medizin des Galen beruht auf der Humoralpathologie, der Viersäftelehre. Diese Tradition der "Empiriker" wurde von Hippokrates begründet. Sie ignoriert die Anatomie, ist prognostisch und analysiert ausschließlich Symptome. Der Körper besteht demnach aus den vier Säften: Jeder Körper hat sein individuelles Gleichgewicht dieser Säfte. Geraten die Säfte ins Ungleichgewicht, kommt es zur Krankheit. Galen synthetisiert die Medizin der Empiriker mit der der 'Dogmatiker', die auf die alexandrinische Medizin zurückgeht. Im Gegensatz zu der empirischen Tradition beschäftigt sich die dogmatische mit den festen Bestandteilen des Körpers. Die Symptome des Patienten gelten als Folgen von anatomischen Veränderungen. |
166 |
Galen
verlässt Rom, wahrscheinlich aufgrund der schon während der Herrscherzeit von
Kaiser Antoninus Pius (bis 161) ausgebrochenen Pest. Er wird
wieder als Gladiatorenarzt in
Pergamon tätig. |
168 |
Galen
reist auf Bitten des römischen Kaisers (und Philosophen) Mark Aurel
nach Aquileia, wo die Pest unter den römischen Soldaten
ausgebrochen ist. Seine präzise Beschreibung der
Krankheitssymptome lässt auf eine Pockenepidemie
schließen. |
169 |
Galen wird auf seinen
eigenen Wunsch in Rom Leibarzt des Sohnes
Marc Aurels und späteren Kaisers Commodus,
später vermutlich auch des Kaisers Septimius Severus. |
um
216 |
Galen stirbt
in Rom. Durch seine Verknüpfung der dogmatischen und methodischen Medizin wurde Galen bis in die Renaissance hinein zum Standard. Er verfasste nahezu 400 Schriften, die bis ins 19. Jahrhundert als medizinische Lehrgrundlage dienten. Die letzte große Ausgabe (Kühn) in Griechisch und Latein stammt aus dem 19. Jahrhundert und war für Mediziner, und nicht für Philologen bestimmt! Sein im Mittelalter ins Lateinische übersetzte Werk wurde erst ab dem 16. Jahrhundert kritisch gelesen. Galen führte umfangreiche Untersuchungen an Tieren durch. Viele seiner Ansichten über die menschliche Anatomie waren jedoch falsch, da er die Sektionen an Schweinen, Affen und Hunden durchführte und die so gewonnenen Erkenntnisse auf den Menschen einfach übertrug. Seine Theorie vom Blutkreislauf wurde erst im 17. Jahrhundert durch Harvey und Malpighi revidiert. Die Humoralpathologie, heute eher Bereich der Psychologie, hatte trotz ihrer Kritik durch Paracelsus als Krankheitskonzept Bestand bis ins 19. Jahrhundert. Endgültig ersetzt wurde sie erst durch die Zellularpathologie des Mediziners, Politikers und Archäologen Rudolf Virchow ersetzt wurde. Galen legte bei der Diagnose von Krankheiten besonderen Wert auf die Untersuchung von Puls und Harn. Außerdem lehrte er die Behandlung von Krankheiten mit allopathischen (Gegensatz zu homöopathischen) Arzneimitteln. Diese werden noch heute als Galenika bezeichnet. Die Vena cerebri magna wird manchmal noch als „Galens Vene“ und der Ventriculus laryngis als „Galens Ventrikel“ benannt. |
Literatur: Erwin H. Ackerknecht, Geschichte der Medizin, Stuttgart 1979; Wolfgang U. Eckart, Geschichte der Medizin. 5. Auflage, Berlin 2005. |