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Karl der Kühne |
1433 |
Karl der Kühne
(Charles le Téméraire oder le Hardi), aus der
burgundischen Linie der Valois, wird am 10. November in Dijon
geboren. Er ist der Sohn von Philipp dem Guten, Herzog von
Burgund und der Isabella von Portugal. Zu Lebzeiten
seines Vaters trug er den Titel eines Grafen von Charolais. Er ist der
berühmteste, aber auch letzte selbständige Herzog von
Burgund. |
1440 |
Heirat mit Katharina von Frankreich (gestorben 1446). |
1454 |
Während des Aufenthalts seines Vaters auf dem
Regensburger Reichstag ist Karl Generalstatthalter (lieutenant
general). Heirat
mit Isabella von Bourbon (gestorben 1465), sie ist die Mutter seiner
Erbin Maria, der späteren Frau Kaiser Maximilian I. |
1457 |
Wachsender Konflikt mit dem Vater, der vor allem in dem
unterschiedlichen Verhalten gegen Frankreich begründet war.
Karl hält sich meist auf seinen Besitzungen in Holland auf. |
1462 |
Karl wird mit der Aushandlung einer Aide (Steuer) in
Holland beauftragt, er benutzt dies, um sich als Erbe und Nachfolger
anerkennen zu lassen. |
1463 |
Erneute heftige Konflikte, als die Räte seiner
Vaters die Rückgabe der im Frieden von Arras
verpfändeten Städte an der Somme an Frankreich
durchsetzen. |
1464 |
Die Einberufung der Generalstände zur
Diskussion
der Nachfolge führt zum Ausgleich mit dem Vater. |
1465 |
Karl wird Generalstatthalter in Burgund mit
unbegrenzten Herrschaftsrechten, der Vater stirbt zwei Jahre
später. In der Politik Burgunds tritt nun eine Wende ein:
Karl entschließt sich zur Konfrontation
gegenüber Frankreich. Sogenannter Guerre du Bien
Public. Im Bund mit den Fürsten Frankreichs gegen das
französische Königtum gewinnt Karl der Kühne
die Picardie und die Grafschaft Guines. Das Bistum Lüttich
wird seiner Vogtei unterworfen. |
1466 |
Vertrag von Conflansin, in dem
ihm König Ludwig XI. die Städte an der Somme
zurückgibt und ihm die Hand seiner noch sehr jungen Tochter
Katharina verspricht, mit der Champagne als Mitgift. Die Konflikte mit
Frankreich führen zu einer Annäherung an England, aus
der ein Handels- und Freundschaftsvertrag entsteht und die Heirat mit
Margarete von York (gestorben 1503), Schwester Eduard IV. von England. |
1466-68 |
Die Politik Karl des Kühnen gegen
die verbündeten Lütticher Städte
führt zu Aufständen und massiven Repressionen, die
mit der Zerstörung Dinants und Lüttichs enden. In den
Generalständen tritt Karl immer autoritäter auf, was
seinen Vorstellungen vom Herzogtum entsprach. Karl der Kühne
missachtete die traditionellen Privilegien der
Stände. |
1468 |
Das Treffen zwischen Ludwig XI. und Karl dem
Kühnen bei
Péronne führt zu einem kurzfristigen Ausgleich mit
Frankreich, ein neuer Aufstand in Lüttich wird blutig beendet. |
1469 |
Sigismund, Herzog von Österreich
verpfändet Karl die Grafschaft Pfirt, die Landgrafschaft
Elsass und einige Städte. |
1470 |
Wiederaufflackern der Konflikte mit Frankreich. Karl
der Kühne beginnt mit der Aufstellung eines stehenden Heeres
(bandes d'ordonnance), dessen Effektivität er immer mehr
weiter perfektioniert. |
1471 |
Ludwig XI. nimmt einige Städte an der Somme
ein. Karl der Kühne antwortet mit dem Einmarsch einer
großen
Armee in Frankreich, was militärisch zu keinen
großen Effekten führt, aber zu hohen Kosten. Die
steigenden
Rüstungsausgaben führen zur Forderung einer
allgemeine
Steuer (Aide) mit einem Besteuerungsmodus nach Feuerstätten in
allen niederländischen Territorien. Sie kann seit 1473
durchgesetzt werden. |
1471-73 |
Einverleibung des Herzogtums Geldern. |
1473 |
Trierer Verhandlungen im Oktober/November mit Kaiser
Friedrich III. um die Königswürde für seine
Reichslehen und die Verheiratung seiner Tochter Maria mit Maximilian.
Die Gespräche
scheitern an Friedrich, die Ehe wird erst nach dem Tod Karls
geschlossen. Im Dezember Ordonnanzen von Thionville, Schaffung eines
Parlaments und zweier Rechnungshöfe in Mecheln zur
Verwaltungsvereinheitlichung und Hauptstadtbildung und
Eigenständigkeit gegen Frankreich. |
1474 |
Die burgundische Pfandherrschaft im Elsaß
fällt einem Aufstand der elsässischen Städte
und der Eidgenossen zum Opfer. |
1474/75 |
Die militärischen Misserfolge häufen
sich, die Belagerung von Neuß, die Karls Stellung im
Rheinland verbessern sollte, scheitert. Im November Besetzung
Lothringens. |
1476/77 |
In einer Serie von verlustreichen Schlachten (Grandson, Murten, Nancy) unterliegt Karl der Kühne den Heeren der Eidgenossen und ihrer Verbündeten. |
1477 |
Karl der Kühne fällt am 5. Januar vor
Nancy, sein verstümmelter Körper wurde erst einige
Tage später gefunden, das Grab befindet sich in der
Liebfrauenkirche in Brügge. Karls Ziel war die Errichtung eines von Frankreich unabhängigen Territorialstaatess unter einer einheitlichen Zenralgewalt. Seine Politik wurde im Laufe der Zeit immer autoritärer, repressiver und aggressiver, sie scheiterte schließlich durch die inneren Spannungen, die sie hervorrief, vor allem durch die Vervielfachung der Steuern. Der ungeheure Prunk des burgundischen Hofes wird von ihm zwar erhalten, aber spielt bei dem ewig Umherziehenden nicht mehr die Rolle wie bei seinem Vater. Am Schluss scheint er um des Sieges selbst willen gekämpft zu haben, um zu siegen oder unterzugehen. Das Erbe des Burgunderreiches ging schließlich an das Haus Habsburg, das von Karl V.,dem Urenkel von Karl dem Kühnen beherrscht wurde. |
Literatur: J. Bartier, Karl der
Kühne, 1970; W. Paravicini, Karl der Kühne
1976; Petra Ehm-Schnocks Burgund und das Reich,
München 2002; Joseph Calmette Die grossen
Herzöge von Burgund, München 1996; Henri Dubois,
Charles le Téméraire, Paris 2004. |
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