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Bonifaz VIII. (Papst) |
um 1235 |
Benedetto Caetani, der
spätere Papst Bonifaz VIII. wird wahrscheinlich in Anagni
geboren. Er stammte aus einer in der römischen Campagna
ansässigen Adelsfamilie, die durch ihn zu grosser Bedeutung
gelangte. Seiner Aufnahme in die römische Kurie
dürften juristische Studien u .a. in Bologna
vorangegangen sein. |
1260 |
Mitglied der römischen Kurie. |
1264/68 |
Er begleitet Kardinallegaten nach Frankreich und England. |
1281 |
Benedetto Caetani wird Kardinaldiakon. |
1290 |
Benedetto Caetani vertritt im Bettelsordenstreit die
mendikantenfreundliche Politik der Kurie. |
1291 |
Benedetto Caetani wird Kardinalpriester, er vermittelt im Konflikt zwischen Frankreich, Neapel und Sizilien. |
1292-94 |
Benedetto Caetani hält sich in dem Langzeitkonklave, das mit der Wahl Coelestin V., des papa angelicus der Spiritualen endet, von den sich gegenseitig neutralisierenden Parteiungen der Colonna und Orsini fern. |
1294 |
Als entscheidender juristischer Berater Coelestin V. beeinflusst er dessen Abdankung massgeblich. Er selbst wird am 24. Dezember zum Nachfolger gewählt und setzt Coelestin bis zu seinem Tode gefangen. |
1295 |
Rückverlagerung der Kurie nach Rom. Bonifaz VIII. wird am 23. Januar im Lateran gekrönt. Bonifaz VIII. greift in einem nicht mehr zeitgemässen Selbstverständnis massiv in die Angelegenheiten der europäischen Staaten ein. Seine Versuch, das Papsttum als Oberherren der europäischen Fürsten durchzusetzen, bleibt weitgehend erfolglos (Thronstreit in Ungarn und Schottland, Anerkennung des Staufererben in Sizilien, Approbation des deutschen Königs Albrecht I.). |
1296 |
Bulle Clerici laicos, das Besteuerungsverbot für den Klerus scheitert am Widerstand des französischen Königs. |
1298 |
Publikation des Liber Sextus als Ergänzug der
Dekretalensammlung Gregor IX. |
1300 |
Ausrufung des ersten Heiligen Jahres, das zur Ansehens-
und Vermögensmehrung des Papsttums dienen soll und ein voller
Erfolg wird. |
1302 |
Nach erneuten Konflikten um die Besteuerung des Klerus publiziert Bonifaz VIII. 1303 die Bulle Unam sanctam, die den unbedingten Vorrang der kirchlichen vor der weltlichen Macht festlegt. Nach Lk 22,38 gibt es zwei Schwerter, von denen das geistliche von der Kirche, das weltliche für die Kirche gebraucht werden müsse. Die Bulle beansprucht die Unfehlbarkeit des Papstes, zumindest in geistlichen Dingen. Jeder Mensch ist heilsnotwendig dem Papst in geistlichen und weltlichen Dingen Gehorsam schuldig. |
1303 |
Bestätigung der Generalstudien in Rom
(Universität La Sapienza) in Rom und in Avignon. Um seine
Macht im Kirchenstaat zu festigen, kämpft Bonifaz
VIII. gegen die Kommunen und die oppositionellen Kardinäle
Colonna, die wiederum, auch wegen der Unregelmässigkeiten bei
der Abdankung Coelestin V. an ein Konzil appellieren. Der
französische Rat Wilhelm von Nogaret nimmt diese Appellation
auf. Als der Konflikt mit Frankreich eskaliert, setzt er
Bonifaz VIII.
in Anagni gefangen, der Rache seiner Feinde entgeht er nur durch die
Befreiung durch die Anagnesen. Bonifaz VIII. kehrt nach Rom
zurück und stirbt am 11. Oktober. Er wird in seiner
prunkvollen Kapelle in Alt-Sankt Peter begraben. Das Grabmal steht
heute in den Vatikanischen Grotten, von Bonifaz ist die erste
Porträtstatue eines Papstes erhalten. Er gilt als der letzte
Papst des Mittelalters. |
1310 |
Ein postumer Prozess gegen Bonifaz VIII. durch Philipp IV. von Frankreich verläuft im Sande. |
Literatur: Thomas S. R. Boase. Boniface VIII., London
1933; Ulf Dirlmeier/Gerhard
Fouquet/Bernd Fuhrmann, Europa im Spätmittelalter
1215–1378,
München 2003. |
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