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Iwan Petrowitsch Pawlow |
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1849 |
Iwan Pawlow wird am 14. September 1849 in
der Stadt Rjassan südöstlich von Moskau geboren. Er
ist der
Sohn eines russisch-orthodoxen Priesters. |
1860 | Besuch einer kirchlichen Schule. |
1864 | Wie sein Vater möchte Pawlow Priester werden. Eintritt in das Priesterseminar in Rjassan. |
1870 |
Pawlow zweifelt an seiner Eignung für den Priesterberuf, und entdeckt sein Interesse an der Medizin. Er verlässt das Priesterseminar seiner Heimatstadt, um in St. Petersburg Tierphysiologie, Chemie und später Medizin zu studieren. Zu Pawlows Lehrern zählt auch der Chemiker Mendelejew, der das Persiodensystem der Elemete PSE entwickelte. |
1875 | Pawlow ist Assistent am Lehrstuhl für Physiologie an der Medizinisch-Chirurgischen Akademie in St. Petersburg |
1878 | Pawlow ist Assistent im physiologischen Labor von Sergey Botkin, dem Begründer der Medizin als Wissenschaft in Russland. |
1881 |
Hochzeit mit der Pädagogikstudentin Serafima
Wassiljewna. |
1884 |
Doktorarbeit "Über die zentrifugalen Nerven
des Herzens". |
1884-1886 |
Studienaufenthalt in Deutschland. Pawlow ist unter anderem für den Physiologen Carl Ludwig in Leipzig und für Drüsen- und Muskelspezialisten Rudolf Heidenhain in Breslau tätig. |
1886 |
Pawlow wird Professor der Pharmakologie. |
1890 | Professor an der Militärmedizinischen Akademie St. Petersburg |
Pawlow beginnt mit
Untersuchungen über den
Verdauungstrakt anhand von
Hunden. Dabei entdeckt er den ihm benannten Pawlowschen Reflex: Pawlow
beobachtet, dass nach mehrmaliger Kombination von akustischem Reiz
(Läuten einen Glocke) und einer darauf folgende
Fütterung bereits der akustische Reiz genügt, um den
Speichelfluss auszulösen. Man nennt diesen Effekt "Klassische
Konditionierung". Es handelt sich
nicht um einen natürlichen Reflex des Hundes, sondern um eine
erlerntes Verhalten aufgrund bestimmter Bedingungen (Konditionen). |
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1891 |
Pawlow wird Leiter des Institut für
experimentelle
Medizin
in St. Petersburg. Dort richtet er eine Abteilung für
Physiologie ein. |
1895-1924 |
Professur für Physiologie an der
Militärärztlichen Akademie in St. Petersburg. |
1897 | Pawlow veröffentlicht seine
Forschungsergebnisse in seinem Buch
"Die
Arbeit der Verdauungsdrüsen", das bei Medizinern
großes
Aufsehen erregt. |
1903 | Pawlow hat alle wesentlichen physiologischen Vorgänge bei der Verdauung erforscht. 1903 präsentiert er sie auf dem 14. Medizinerkongress in Madrid der Öffentlichkeit. |
1904 |
Pawlow erhält den Nobelpreis
für Medizin. |
1917 | Die Februarrevolution führt zur Ende der Zarenherschaft in Russland. Lenin befindet sich zu diesem Zeitpunkt in der Schweiz. Im April reist er in einem verplombten Eisenbahnwaggon durch Deutschland nach Russland. Nach der Oktoberrevolution übernehmen die Kommunisten die Macht in Russland. Lenin wird Regierungschef als Vorsitzender des "Rates der Volkskommissare". Die neue Regierung schätzt den Prestigegewinn durch den Nobelpreisträger, und unterstützt Pawlow auch nach der Oktoberrevolution. Er kann seine Forschungen sogar ausweiten. |
1921 | Obwohl sich Pawlow von den Kommunisten distanziert, wird er zum ”Vorzeigewissenschaftler“. Lenin unterzeichnet 1921 das sogenannte Pawlow-Dekret: Der Wissenschaftler erhält eine biologische Station in Koltuschi eingerichtet wurde. Eine Kommission unter Maxim Gorki hatte den Auftrag, Pawlow mit allem zu unterstützen, was er benötigte. Gleichzeitig herrschte zu dieser Zeit in der Sowjetunion eine Hungersnot. In den Folgejahren betreibt Pawlow die Erforschung der Großhirnrinde. |
1936 |
Pawlow stirbt am 27.02. in Leningrad. Seine Theorie der auslösbaren Reflexe übt starken Einfluss auf die moderne Psychologie und Pädagogik aus. Kritiker erkennen in Pawlows Verfahren zum Auslösen von erlernten Reflexe ein Mittel zur "Gehirnwäsche". Ungeachtet dessen bedienen sich Verhaltenspsychologie und Verhaltenstherapie der Methode von Pawlow. In der Pädagogik wird die Technik Pawlows heute mit sogenannten "Tokensystemen" von Belohnung und Strafe angewendet. Der freie Wille des Menschen wird dabei außer Acht gelassen, und der Mensch mit dem Tier auf eine Stufe gestellt. Pawlows Erkenntnisse über die Auslösung von Reflexen werden von Josef Breuer zur Erklärung von Hysterie verwendet. Breuer gehört zum engen Kreis von Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse. |
Literatur: |
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Eckart, W.U.: Ärzte Lexikon. Heidelberg 2006; Hermes Handlexikon: Die großen Psychologen; Mette, Alexander: J. P. Pawlow. Sein Leben und Werk. Dobbeck, München 1958; Pawlow, Iwan Petrowisch: Ausgewählte Werke. Akademie-Verlag, Berlin, 1955, unter der Redaktion von C. S. Koschtojanz im Staatlichen Verlag für politische Literatur im Jahre 1951 herausgegeben. Redaktion der deutschen Ausgabe Lothar Pickenhain; Schultz, Hans Jürgen (Hrsg.): Psychologie für Nichtpsychologen. Stuttgart, Berlin, 1974; Rüting, Torsten : Pavlov und der Neue Mensch. Diskurse über Disziplinierung in Sowjetrussland. München 2002. |