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Joachim Ringelnatz |
Steckbrief: Joachim Ringelnatz lebte von 1883 bis 1934. Stichworte zum Lebenslauf von Joachim Ringelnatz: Simplicissimus, Schall und Rauch, die Schnupftabaksdose. . Kurze Zusammenfassung der Biographie: Der Wortakrobat Joachim Ringelnatz vermischte Unsinn und Tiefsinn auf geniale Weise. | |
1883 |
Joachim Ringelnatz wird am 7. August 1883 unter dem
Namen
Hans Bötticher geboren. Geburtsort ist Wurzen bei Leipzig. Er
ist
der Sohn des Schriftstellers Georg Bötticher, der sich mit
Jugendbüchern einen Namen gemacht hat. Nach der Volksschule
besucht er das Gymnasium, nach einem Schulverweis eine Privatschule.
Auch diese verlässt er vorzeitig. |
1901-1905 | Ringelnatz heuert als Schiffsjunge, dann als Matrose bei der Marine an. Er fährt auf Segel- und Dampfschiffen. |
Ab 1905 | Beginn mit der Malerei. In den 20er-Jahren hat er einige wenige Ausstellungen. |
1906-1909 |
1906-1909 Kaufmannslehre in Hamburg. Das Fach liegt ihm nicht am Herzen. Er schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten durch, aber auch als Angestellter in einem Münchner Reisebüro. |
Künstlerkneipe Simplicissimus |
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1909 |
Die Münchner Künstlerkneipe "Simplicissimus" wird zu seinem Sprungbrett in die Welt der Bühne. Ringelnatz trifft regelmäßig auf und unterhält das Publikum mit seinen eigenwilligen Gedichten. Dabei lernt er auch Frank Wedekind kennen. Von der Gage kauft er in der Nähe des Lokals einen Tabakladen, den er nach nicht mal einem Jahr wieder aufgibt. |
1910 | Ringelnatz schreibt die Kinderbücher "Kleine Wesen" und "Was Topf u. Pfann' erzählen kann" |
1911 | In "Was ein Schiffsjungen-Tagebuch erzählt" schildert er seine Erlebnisse als Schiffsjunge und Matrose. |
Ab 1912 |
Veröffentlichung diverse Gedichte und
Geschichten voller Komik und grotesker Einfälle.
Berühmt werden "Die
Schnupftabaksdose" (1912), "Stumpfsinn in Versen und Bildern von Hans
Bötticher und Richard Seewald" (1912) und "Ein jeder lebt's.
Novellen von
Hans Bötticher" (1913). Ringelnatz kann von den Erlösen als Dichter und Bänkelsänger noch nicht leben. Er arbeitet nebenher als Schaufenstergestalter, Fremdenführer und Bibliothekar der Familie York Graf von Wartenburg in Schlesien |
1914-1918 | Der erste Weltkrieg beginnt. Wie viele
Künstler teilt auch Ringelnatz die allgemeine
Kriegsbegeisterung. Er erwartet sich einen Ausbruch aus der kulturellen
Enge der Kaiserzeit. Ringelnatz geht zur Marine. 1917 wird er Leutnant zur See und Schiffskommandant. |
1918 |
Am 11. November beendet ein Waffenstillstand de facto den Ersten Weltkrieg. Am 28. November unterzeichnet Wilhelm die Abdankungsurkunde. Der deutsche Kaiser ist gestürzt. Die Regierungsgeschäfte übernimmt Reichskanzler Friedrich Ebert (SPD). |
1919 | Umbenennung in Joachim Ringelnatz. Nach der Entlassung aus der Marine arbeitet er u.a. als Archivar und in einer Gartenbauschule. |
1920 | Ringelnatz veröffentlicht die "Balladen vom Seemann Kutteldaddeldu" und die "Turngedichte". In Berlin entdeckt er die Kleinkunstbühne "Schall und Rauch".Er lebt zwar hauptsächlich in München, tritt aber regelmäßig in Berlin auf. Es folgen bis 1933 Kabarettauftritte in ganz Deutschland. |
Ab 1924 | Ringelnatz veröffentlicht eine Reihe von
Werken, darunter ein „Geheimes Kinder-Spiel-Buch
(1924)",die „Reisebriefe eines Artisten“
(1927), die Gedichte
in „Allerdings“ (1928), die
„Flugzeuggedanken“ (1929),
das „Kinder-Verwirr-Buch“ (1931) und die
Sammlung
„Gedichte dreier Jahre“ (1932). Autobiographien sind die Bücher „Als Mariner im Krieg“ (1928) und „Mein Leben bis zum Kriege“ (1931). |
1932 | Die Seemannsballade "Die Flasche" wird im Leipziger Schauspielhaus aufgeführt. |
1933 | Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gehört Ringelnatz zu den unerwünschten Künstlern. Er erhält Auftrittsverbot. Seine letzten Auftritte hat er in der Schweiz, in Zürich und Basel. |
1934 | Ringelnatz erkrankt. Im Lungensanatorium
Beetz-Sommerfeld schreibt er an einem Roman mit dem
bezeichnenden Titel "Der
letzte Roman". Vereinsamt stirbt er am 17. Novenber 1934 in Berlin an einer Lungenkrankheit. In seiner Komik, aber auch in seinem Biografie vergleichbar ist Joachim Ringelnatz mit Christian Morgenstern und Karl Valentin. |
Literatur: Möbus, Frank (Hrsg.): In Memoriam Joachim Ringelnatz. Eine Bibliographie, eingefügt in biographische Notizen, unveröffentlichte Gedichte und Erinnerungen der Freunde. Berlin 2010; Pape, Walter: Joachim Ringelnatz. Parodie und Selbstparodie in Leben und Werk. Berlin 1974; Weidermann, Volker: Das Buch der verbrannten Bücher. Köln 2008. |