Johannes Tetzel
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Um 1465 | Johannes Tetzel wird um 1465 in Pirna bei Dresden geboren. Er ist der Sohn eines Goldschmieds. |
1482 | Tetzel beginnt ein Theologiestudium in Leipzig. |
1483 |
Geburt von Martin Luther in Eisleben. |
1487 | Tetzel schließt sein Theologiestudium mit dem "Baccalaureus artium" ab. |
1489 |
Johannes Tetzel tritt in das Leipziger Dominikanerkloster St. Pauli ein. Er betätigt sich als Prediger. |
1504 | Nach kurzer
Tätigkeit als Prior (Klostervorsteher) bin Glogau beginnt
Tetzel mit dem Ablasshandel. Gegen einen Geldbetrag wird den
Christen die Vergebung ihrer Sünden versprochen. Mit dem Geld finanziert die Kirche den Neubaus der Peterskirche in Rom. Tetzels "Verdienst" ist es, den Ablasshandel zu perfektionieren. Die strengen Regeln des 15. Jahrhunderts bricht er auf. Ablässe sind nun auch für Verstorbene erhältlich. Beauftragt wird Tetzel dabei von Albrecht II., Marktgraf von Brandenburg. Albrecht hatte sich dank der Finanzierung durch die Fugger eine Reihe von Ämtern gekauft. Gleichzeitig war er Erzbischof von Magdeburg und Mainz. Als Auftraggeber Tetzels verfolgt er zwei Ziele: Die Refinanzierung seiner Ausgaben für den Ämterkauf und die Steigerung seines Ansehens beim Papst. Tetzel reist durch Sachsen, Süddeutschland und Österreich. In Österreich wird er wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt. Nur durch Fürsprache von Kurfürsten Friedrich von Sachsen, der sich zu dieser Zeit in Österreich bei Kaiser Maximilian I. aufhält, entkommt Tetzel der Hinrichtung. Auch der Kaiser finanziert seinen Lebensstil mit dem Geld der Fugger. |
1514 | Tetzel bietet einen "Jubiläumsablass" an, den Papst Leo X. für die Finanzierung des Baus des Petersdomes ausgeschrieben hatte. |
Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt |
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Zum Einsammeln der Bußgelder werden "Tetzelkästen" an den Kirchen angebracht. Sie werden auch Ablassladen genannt. Tetzel setzt auf modernes Marketing. Angemalt werden die Kästen mit einem Teufel, der die Menschen im Fegefeuer quält. Darüber steht „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt.“ Die Kästen haben einen Schlitz zum Geldeinwurf und Schlösser, die nur von den Beauftragten der Kirche geöffnet werden können. Ein erhaltener Tetzelkasten stammt aus der Peterskapelle des Schlosses Süpplingenburg. | |
1516 | Tetzel wird vom Bistum Meißen für den Ablasshandel beauftragt. |
1517
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Tetzel hält
sich in der Diözese Magdeburg auf, in der Provinz seines
Auftragggebers Albrecht II. Der Ablasshandel lässt Martin
Luther an Papst und Kirche zweifeln. Er
formuliert seine Bedenken in 95 Thesen, die er am 31. Oktober zum Zweck
einer Disputation mit Gelehrten an der Wittenberger
Schlosskirche anschlägt. Im selben Jahr verfasst Ulrich von Hutten in Italien das Vorwort zu einer Neuauflage zu Lorenzo Vallas Schrift "De Donatione Constantini", in der die Konstantinische Schenkung als Fälschung dokumentiert wurde. Die Reformation nimmt ihren Lauf. |
1518 | Tetzel zieht wieder ins Paulinerkloster Leipzig ein. Papst Leo X. ernennt ihn durch ein Dekret zum Doktor der Theologie ernannt. |
1519 |
Die Pest
wütet. Johannes Tetzel stirbt am 11. August 1519 in Leipzig.
Er wird im Chor der Paulinerkirche begraben. Weil das Gebäude
für Befestigungsanlagen im Schmalkaldischen Krieg
später abgetragen wurden, ist das Grab nicht erhalten. Luthers Zorn richtete sich nicht gegen Tetzel selbst, sonden gegen seine Auftraggeber, den Papst, die Fugger und Albrecht II. Kurz vor seinem Tod hat Tetzel noch einen Trostbrief von Luther erhalten. |
Literatur: Lent, Dieter : Tetzel, Johannes. In: Jarck, Horst-Rüdiger / Len, Dietert u. a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 8. bis 18. Jahrhundert. Braunschweig 2006; Herrmann, Horst: Martin Luther. Eine Biographie; Berlin 2003; Leppin, Volker: Martin Luther, Darmstadt 2006. Paulus, Nikolaus: Johann Tetzel. Der Ablaßprediger. Kirchheim, Mainz 1899. |