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Ulrich von Wilamowitz-Moellendorf |
1848 |
Ulrich von
Wilamowitz-Moellendorff wird am 22. Dezember als zweiter Sohn
des Gutsbesitzers Arnold von Wilamowitz-Moellendorff und
seiner Frau Ulrike von Calbo geboren. Er verbringt seine
Kindheit auf dem väterlichen Gut Markowitz in
Ostpreußen und wird von einem Hauslehrer erzogen. |
1862 |
Wilamowitz wird am 24. April in der berühmten
Landesschule Pforta eingeschrieben. Zu seinen Mitschülern
zählt Friedrich
Nietzsche. Der Direktor der Landesschule, Carl Ludwig
Peter weckt bei Wilamowitz die Begeisterung für die
Altertumswissenschaften. |
1867 |
Wilamowitz geht an die Universität
Bonn, um Klassische
Philologie zu studieren. |
1869 |
Wilamowitz wechselt zum Wintersemester mit
Hermann Diels an die Berliner Universität. Diels wird 1903 die
"Fragmente der Vorsokratiker"
veröffentlichen, die bis heute maßgebliche,
philologisch geordnete Sammlung der Anfänge
abendländischer Philosophie. |
1870 |
Wilamowitz promoviert im Sommersemester. Mit dem
Ausbruch des deutsch-französischen Krieges tritt er als
Einjährig-Freiwilliger den Dienst im preußischen
Militär an, kommt aber zu seiner Enttäuschung nicht
zum Einsatz. |
1871 |
Nach dem Militärdienst
kehrt Wilamowitz nach Berlin zurück. Er kommt mit dem
Altertumswissenschaftler
Theodor
Mommsen
in Kontakt. |
1872 |
Es kommt zum Konflikt mit Friedrich Nietzsche
um dessen
Schrift 'Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik'.
Der junge Professor Nietzsche hatte in seinem Erstlingswerk die
Klassische Philologie frontal angegriffen. Wilamowitz bezichtigt
Nietzsche, der für Wagner
schwärmte und eine Erneuerung der griechischen Kultur in
Deutschland ersehnte, der Unwissenschaftlichkeit. Nach dieser
Kontroverse wendet sich Nietzsche endgültig von der
Klassischen Philologie ab, und widmet sich der Philosophie. Wilamowitz
unternimmt eine
eineinhalbjährige Studienreise durch Italien und Griechenland. |
1873 |
Wilamowitz wird in Rom korrespondierendes Mitglied des
Deutschen Archäologischen Instituts. Dort gerät er in
Konflikt mit dem Abenteurer und Archäologen Heinrich
Schliemann,
der seit 1870 Grabungen in Troja durchführt. |
1875 |
Habilitation in Berlin. Im nächsten Jahr geht
Wilamowitz als ordentlicher Professor an die Universität
Greifswald. Eine Zeit produktiver wissenschaftlicher Arbeit beginnt. |
1878 |
Wilamowitz heiratet Marie Mommsen
(1855–1936), die älteste Tochter von Theodor
Mommsen. |
1883 |
Berufung an die Universität
Göttingen, Rufe nach Heidelberg und Bonn lehnt Wilamotitz in
den
nächsten Jahren ab. Die Göttinger
Dozententätigkeit weitet er auf Mommsens Anregung hin auf den
Bereich der Alten Geschichte aus. |
1892 |
Wilamowitz wird ordentliches Mitglied in der
Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu
Göttingen, zwei Jahre später ihr Sekretär. |
1894 |
Ordentliches Mitglied des Deutschen
Archäologischen Instituts. |
1896 |
Wilamowitz geht als Nachfolger das Archäologen
und Althistorikers
Ernst Curtius an die Universität Berlin.
Hier entfaltet er eine rege wissenschaftliche
Tätigkeit und wirkt nach Mommsens Vorbild als
Wissenschaftsorganisator. Es erfolgt die Gründung
des Instituts für Altertumskunde, dem Wilamowitz und Diels
vorstehen. |
1899 |
Wilamowitz tritt in den Vorstand des Deutschen
Archäologischen Instituts ein. Außerdem wird er
ordentliches Mitglield der
Preußischen Akademie der Wissenschaften, die ihn 1891 als
korrespondierendes Mitglied aufgenommen hatte. Er übernimmt
1902 die
Leitung. |
1905 |
Mitglied der Académie des Inscriptions et
Belles-Lettres in Paris. |
1908 |
Gastprofessur in Oxford und 1912 in Uppsala.
Wilamowitz erhält zahlreiche wissenschaftlich und sonstige
Ehrungen,
darunter im selben Jahr den Orden Pour le Mérite. |
1914 |
Der Erste Weltkrieg ist für
Wilamowitz ein einschneidendes Ereignis. Als konservativer Sohn
eines Großgrundbesitzers schwingt er patriotische Reden. 1915
wird ihm die Mitgliedschaft in der
Pariser Académie des Inscriptions et Belles-Lettres
aberkannt. Im Krieg fällt sein Sohn Tycho. |
1917/18 |
Wilamowitz gehört dem Preußischen
Herrenhaus an. Der Zusammenbruch des Wilhelminischen
Kaiserreichs, der Tod seines Sohnes und seines Freundes Diels
verbittern ihn. |
1921 |
Die Emeritierung empfindet Wilamowitz als
verfrüht. Er hält weiterhin
Vorlesungen an der Universität, bis seine Gesundheit es nicht
mehr ermöglicht. |
1931 |
Am 25. September stirbt Ulrich von
Wilamowitz-Moellendorff. Er wird im Familiengrab der Freiherren von
Wilamowitz-Moellendorff in Möllendorf (heute Wymysłowice,
Woiwodschaft Kujawien-Pommern) beigesetzt. Wilamowitz gehörte zum Establishment. Mit dem entschieden liberalen Mommsen geriet er deshalb häufig in Konflikt. Er ist der Vertreter der orthodoxen Klassischen Philologie, die er in vielerlei Hinsicht bestimmte, auch auch als als Berater des preußischen Ministerialdirektors Althoff in der Berufungspolitik. Seine Kontroversen mit Schliemann und Nietzsche lassen sich heute auch zu Gunsten seiner Gegner interpretieren. Die Thesen des Vielschreibers Wilamowitz wurden teilweise von seinen Schülern Schadewald und Jäger widerlegt. Als Philologe und Organisator initiierte Wilamotitz den Thesaurus Linguae Latinae, die Inscriptiones Graecae, und das Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum. Seine Forschung zur griechischen Literatur betraf die Felder des Epos, der Tragödie und der hellenistischen Dichtung. Seine Beiträge zur Homerischen Frage widerlegte die Theorie eines einzigen Verfassers der Ilias und der Odyssee. |
Literatur: Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff bibliography 1867–1990, hrsg. von Michael Armstrong, Wolfgang Buchwald und William M. Calder III. Hildesheim/ München/ Zürich 1991; William M. Calder III, Hellmut Flashar, Theodor Lindken (Hrsg.): Wilamowitz nach 50 Jahren. Darmstadt, 1985; Briefwechsel 1872–1903; "Aus dem Freund ein Sohn" / Theodor Mommsen und Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Hildesheim 2003. | |