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Christine de Pisan |
1365 |
Christine de Pisan (auch de Pizan) wird in Venedig als Tochter des in venezianischen Diensten stehenden Bologneser Arztes und Astrologen Tommaso da Pizzano geboren. |
1368 |
Christine kommt nach Paris, als ihr Vater zum Leibarzt des französischen Königs Karl V. bestellt wird. Christine de Pisan erhält am französischen Königshof eine umfangreiche Bildung, die sie autodidaktisch erweitert. |
1380 |
Christine heiratet den pikardischen Adligen Etienne du
Castel, einen königlichen Sekretär und Notar, mit dem
sie drei Kinder hat. Ihr ältester Sohn Jean Castel tritt
später auch selbst als Dichter hervor. |
1390 |
Nach dem Tod des Ehemannes gerät
Christine de Pisan in einen mit finanziellen Problemen verbunden
Erbstreit. |
1394 |
Christine beginnt mit ihrer dichterischen Tätigkeit. Aufgrund ihrer guten Kontakte findet sie finanzielle Unterstützung durch Mäzene. Unter ihnen befinden sich die Herzöge von Berry und Burgund und Isabella von Bayern, die Frau des Königs. |
1399 |
Sie verfasst Cent Ballades, die Gedichte der Christine, Balladen, geistliche Gedichte und andere Werke. Inspiriert ist sie dabei vom französischen Lyriker Eustache Deschamps. Christine hat Erfolg. Ihre Dichtungen werden über zum Teil prächtig ausgestattete Handschriften verbreitet. |
1400 |
Christine de Pisan veröffentlicht den Fürstenspiegel L'Épître d'Othéa, und andere lehrhafte Schriften in Prosa. Im Stil der Zeit verfolgt der Fürstenspiegel einen belehrenden, pädagogischen Ansatz. |
1402 |
Es entsteht De la rose, eine Beschreibung der Gründung des fiktiven Rosenordens zum Schutz der Frauen. Le Livre du Chemin de longue estude über den "Weg des langen Lernens", ist der im Spätmittelalter sehr verbreiteten Gattung der Traumallegorie zuzuordnen und von der Göttlichen Komödie des Florentiner Dichters Dante (1265-1321) inspiriert. In der Querelle du roman de la rose entfacht Christine de Pisan ersten literaturwissenschaftlichen Disput der französischen Literaturgeschichte. Sie stellt dabei Interpretationsregeln auf. |
1403 |
Betrachtungen über das Wirken Fortunas in der Geschichte und in ihrem eigenen Leben, La Mutation de Fortune. |
1404 |
Veröffentlichung einer apologetischen
(rechtfertigenden) Biografie des großen Königs Karl
V.,
der die Engländer aus Frankreich vertrieben
und das Land vorübergehend befriedet
hatte. Die Kunst der Apologie geht auf Platon
zurück, dessen Apologie des Sokrates erst zu
einer breiten Debatte über den Rechtsstaat geführt
hatte. Christine de Pisan veröffentlicht bis 1413 eine weitere Reihe politischer Schriften zum Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich, Le Livre des faits d'armes et de chevalerie, Lamentations sur les maux de la guerre, Le Livre de la paix. |
1405 |
Mit Le Livre de la Cité des dames erscheint Christine de Pisans heute bekanntestes Werk. Am Beispiel bedeutsamer Frauengestalten aus der biblischen und weltlichen Geschichte weist sie auf die verkannten Fähigkeiten der Frau hin, und entwickelt das Bild einer utopischen Gesellschaft, in der die Frauen gleichberechiugt sind. Mit der, die sie in Le Livre de la Cité einstreut, bedient sich Christine de Pisan dem Stilmittel der sokratischen Ironie. |
1418 |
Christine zieht sich in ein Kloster zurück, vielleicht nach Poissy. |
1429 |
Christine erlebt noch den Erfolg ihres Gedichtes auf die französischen Nationalheldin Jeanne d'Arc, der "Jungfrau von Orleans". |
1429/30 |
Tod der Christine de Pisan. Sie dichtete zwar auf der
Basis vorhandener Werke von Boccaccio und
Dante, bereitete diese aber auf
eigene Weise auf. Ob die bedeutendste Dichterin des
europäischen
Spätmittelalters auch als frühe Feministin eingestuft
werden kann, ist umstritten. |
Literatur: Régine Pernoud, Christine de Pizan, München 1990; Margarete Zimmermann, Christine de Pizan, Reinbek 2002. | |