Matthias Erzberger |
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Steckbrief: Matthias Erzberger lebte von 1875 bis 1921. Stichworte zum Lebenslauf von Erzberger: Versailler Vertrag, Weimarer Republik, Reparationen. Kurze Zusammenfassung der Biographie: Erzberger, der sich für Gerechtigkeit in der Zeit der Weimarer Republik einsetzte, wurde Opfer einer rechtsradikalen Hetzkampagne. | |
1875 | Matthias Erzberger wird 20. September in Buttenhausen geboren, einer kleinen Ortschaft in Württemberg. Seine Eltern sind der Schneider und Briefträger Josef Erzberger und dessen Ehefrau Katherina. Matthias möchte Lehrer werden. |
1894-1896 | Nach dem Besich der Lehrerbildungsanstalt ist Matthias Erzberger zwar im Schuldienst tätig, studiert aber parallel Nationalökonomie und Staatsrecht im schweizerischen Fribourg. |
1896-1903 | Matthias Erzberger arbeitet als Redakteur in Stuttgart. Zudem versucht er sich als freier Schriftsteller. |
1900 | Hochzeit mit Paula
Eberhard, der Tochter eines Kaufmanns. Das Ehepaar hat drei Kinder. |
1903-1918 | Erzberger ist Reichstagsabgeordneter für die katholische Zentrumspartei. Sein Schwerpunkt gilt der deutschen Kolonialpolitik und den Finanzfragen. |
1914 | Unter Kaiser Wilhelm II. tritt Deutschland in den Krieg ein. Erzberger teilt die allgemeine Kriegsbegeisterung. Er tritt für die Angliederung Belgiens an das Deutsche Reich ein. |
1918 | Deutschlands Niederlage im Ersten Weltkrieg zeichnet sich ab. Unter Hindenburg fordert das deutsche Militär Verhandlungen mit den Kriegsgegnern. In der Regierung von Prinz Max von Baden wird Erzberger Staatssekretär ohne Geschäftsbereich. Am 6. November übernimmt die Leitung der Waffenstillstandskommission. Am 11. November unterzeichnet er in einem Eisenbahnwaggon in der Compiègne, auf der Grundlage der 14 Punkte von Woodrow Wilson einen Waffenstillstand Die Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs sind beendet.. |
1919 | Am 4. Januar 1919
setzt
die preußische Regierung den Berliner
Polizeipräsidenten Emil Eichhorn ab, der zur linken USPD
gehört. In Berlin
brechen daraufhin Straßenkämpfe aus, die auch als
"Spartakusaufstand" bezeichnet werden. Unter Friedrich
Ebert
und
Gustav Noske wird der Aufstand ab dem 8.
Januar mit Regierungstruppen und Freikorps blutig niedergeschlagen. 165
Tote sind zu
beklagen. Die Kommunisten Karl
Liebknecht und Rosa
Luxemburg werden
am 15. Januar von Freikorps ergriffen,
verschleppt und
getötet. Straßenkämpfen
und Morde bestimmen die politische
Auseinandersetzung. Im Februar wird
Erzberger Minister im Kabinett
Scheidemann. Er muss die Bedingungen des Waffenstillstands verantworten. Erzberger schätzt die militärische Lage Deutschlands als perspektivlos ein. Als er im November dem Versailler Vertrag zustimmt, empören sich Rechtsradikale. Als "Novemberverbrecher" und "Volksverräter" wird Erzberger beschimpft. Ex- Vizekanzler Karl Helfferich polemisiert gegen ihn in siner Schrift "Fort mit Erzberger". Im Juni wird Erzberger Vizekanzler und Finanzminister im Kabinett Bauer. |
1920 | Am 12. März 1920 wird Helfferich zwar wegen Beleidigung Erzbergers zu einer Geldbuße verurteilt, trotzdem hatte die Verleumdungkampagne ihre Wirkung nicht verfehlt. Erzbergers Ansehen ist so geschwächt, dass er als Reichsfinanzminister und Vizekanzler zurücktritt. 5. bis zum 16. Juli 1920 tagt die Konferenz von Spa. Dort verhandelt Walther Rathenau über die deutschen Kohlelieferungen an die Alliierten. Ziel der deutschen Politik ist die Herabsetzung der Reparationszahlungen an die ehemaligen Gegner im Ersten Weltkrieg. |
Morde an Erzberger und Rathenau erschüttern die Weimarer Republik |
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1921 | Am 26. August 1921 wird Matthias Erzberger bei Bad Griesbach im Schwarzwald bei einer Wanderung erschossen. Attentäter sind zwei ehemalige Marineoffiziere, Mitgliedern der rechtsradikalen Brigade Ehrhardt. Als Vertreter der Weimarer Republik wurde Erzberger in rechtsextremen Kreisen als Feind betrachtet. Die Trauerfeier am 31. August findet unter großem Anteil der Bevölkerung statt. Zu den Trauerrednern zählt Joseph Wirth. Im Folgejahr erreicht Walther Rathenau eine Verminderung der deutschen Reparationszahlungen bei der Konferenz von Cannes. Als Außenminister schließt er den Rapallo-Vertrag mit der Sowjetunion, der die Isolation Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg beendet. Von rechtsradikalen und antisemitischen Parteien und Gruppen wird Rathenau als "Erfüllungspolitiker" (des Versailler Vertrages) heftig angegriffen. Er wird am 24. Juni 1922 von zwei Offizieren der "Organisation Consul" auf der Fahrt ins Auswärtige Amt erschossen. Beide Attentate erschütterte die Weimarer Republik schwer. |
Literatur: Gall, Lothar: Walther Rathenau. Portrait einer Epoche. Beck, München 2009; Sabrow, Martin: Der Rathenaumord. Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar. Oldenbourg, München 1994; Haffner, Sebastian: Die deutsche Revolution 1918/19. Rowohlt, Reinbek 2004. |