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Heinrich der Seefahrer

1394
Heinrich der Seefahrer wird am 4. März in Porto als Infant von Portugal geboren. Der Titel Infant ist seit dem 13. Jahrhundert auf der iberischen Halbinsel für die Thronfolger geläufig, doch bei Heinrich stehen die Chancen auf den Königstitel schlecht. Er ist schon der vierte Sohn von König Johann I. von Portugal und der Philippa von Lancaster aus dem englischen Königshaus, und damit faktisch ohne Thronanspruch. Heinrich findet seine Lebensaufgabe in der Förderung der Seefahrt.
1415
Unter Beteiligung von Heinrich erobert Portugal Ceuta auf dem afrikanischen Kontinent. Heute gehört die Küstenstadt zu Spanien. Heinrichs Interesse gilt sowohl Nordafrika wie auch dem Seeweg nach Zentralafrika. Heinrichs Ziel ist der Ausbau des Handels. Er selbst nimmt aber kaum an den Fahrten teil. Angetrieben wird Heinrich auch von den Rivalitäten zwischen Portugal und Kastilien, die vergleichbar wie Venedig und Genua als Nachbarn um das höhere Prestige wetteifern.
1418
Heinrich sendet eine Flotte, die die zu Madeira gehörenden Insel Porto Santo wiederentdeckt.
1419
Heinrich wird Herzog der Provinz Viseu, Gouverneur der strategisch günstig gelegenen südlichen Provinz Algarve, und weltlicher Anführer des wohlhabenden Christusordens, des Nachfolgers des Templerordens.
1419/25
Wiederentdeckung und Besiedlung der gesamten Madeirainseln.
1427/31
Wiederentdeckung der Azoren.
1433
Herinrich erhält die Azoren, Madeira und später auch die Kapverden als Lehen und beginnt mit ihrer wirtschaftlichen Ausbeutung. Er bildet verschiedene Monopole und nutzt die Einkünfte zur Finanzierung von Entdeckungsreisen entlang der afrikanischen Atlantikküste.  
1434
Umrundung des südlich der kanarischen Inseln an der afrikanischen Küste gelegenen Kap Bojador durch Kapitän Gil Eanes. Das Kap Bojador trug wegen gefährlicher Strömungen, Klippen, Sandbänken und Untiefen auch den Namen "Kap des Schreckens".  Doch der Kapitän in Heinrichs Diensten, der vermutlich aus der portugiesischen Stadt Lagos stammte, meisterte die seemännische Herausforderung.  Wahrscheinlich gelangte mit Gil Eanes der erste Weiße über die gefährliche Stelle.
1435
Kapitän Gil Eanes und der Entdecker Alfonso Gonçalves Baldaia  erreichen die afrikanische Goldküste, das heutige Ghana.
1437
Ein Feldzug Heinrichs zur Eroberung von Tanger in Nordafrika scheitert, ebenso wie später die Eroberung der Kanarischen Inseln.
1444
Dank Verbesserungen im Schiffbau und der von Heinrich geförderten Nautik werden immer entferntere Ziele erreicht. Nuno Tristão befährt den Senegalfluss, Dinis Dias passiert den westlichsten Punkt des afrikanischen Festlandes, das im heutigen Senegal gelegene Kap Verde. Er entdeckt die Gebiete des heutigen Guinea und Senegal.
1444/45
Gründung der Companhia de Lagos, die das Handelsmonopol mit Afrika erhält.
1446
Entdeckung des Gambia-Flusses, der mit seinen 1120 km Länge zu den Hauptströmen in Westafrika zählt.
1455/56
Vorstoß zur Guinea-Küste und Entdeckung der Kapverdischen Inseln durch Alviso Cadamosto. Die Kapverdischen Inseln liegen etwa 570 km vor der afrikanischen Westküste.
1460
Vorstoß bis an die Küste von Sierra Leone. Heinrich der Seefahrer stirbt am 13. November im portugiesischen Sagres.
  Die wissenschaftlichen Aktivitäten Heinrichs, wozu die Gründung einer Seefahrerakademie und Sternwarte in Sagres gehören, sind nicht zeitgenössisch belegbar und wohl als Legende einzustufen. Allerdings umgab sich Heinich mit Experten der Nautik und Schiffskonstruktion. Die Karavelle, die sich durch Schnelligkeit, geringer Wassertiefe und hohem Heck auszeichnete, entstand während seiner Ägide. Heinrichs Interesse galt vor allem dem persönlichen Erfolg und dem Machtzuwachs des mit Kastilien rivalisierenden  Portugal. Obwohl er weniger ein portugiesisches Überseeimperium im Sinn hatte, wurde er zum Pionier des neuen Zeitalters der Entdeckungen, das später mit Vasco da Gama und Christoph Kolumbus seinen Höhepunkt erreichte. Die von Heinrich initiierten Expeditionen führten dazu, dass Vasco da Gama später einen Seeweg nach Indien fand, und Kolumbus Amerika entdeckte. Im Unterschied zum reinen Forschungsinteresse von Marco Polo verfolgten Heinrich der Seefahrer, Vasco da Gama und Christoph Kolumbus die politischen Interessen ihrer Auftraggeber.
   
  Literatur: 
Alfredo Pinheiro Marques, Portugal und die Entdeckung des Atlantiks. Zusammenfassung und Chronologie, o.O. (Lissabon) 1990; Peter E. Russell: Prince Henry "the Navigator": a Life. New Haven, Conn. 2000;  G. Hamann: Der Eintritt der südlichen Hemisphäre in die europäische Geschichte, München 1968; Heinrich Loth: Heinrich der Seefahrer, Magdeburg 1991.

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