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Joseph-Marie Jacquard
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1752 |
Joseph-Marie Jacquard, der Erfinder des ersten automatischen Webstuhls, wird am 7. Juli in Lyon geboren. Seine Eltern besitzen eine Weberei und arbeiten Joseph in den Betrieb ein. Jacquard absolviert zunächst eine Lehre als Buchbinder, nach dem Tod seiner Eltern erbt er die von ihm wenig geschätzte Weberei. Joseph Marie Jacquard beginnt zu tüfteln, um den mühsamen Vorgang zu erleichern. |
1790 |
Jacquard bekommt den
Auftrag, einen mechanischen Webstuhl zu überholen. Dabei
konzipiert er den ersten automatischen Webstuhl. Seine
Ingeneurstätigkeit wird
durch die im Vorjahr ausgebrochene Französische Revolution
gebremst. Jacquard schlägt sich auf die Seite der Royalisten. |
1793 |
Die Revolutionstruppen
erobern nach längerer
Belagerung Lyon. Jacquards flieht, und seine Weberei wird
zerstört. |
1795 |
Jacquard kehrt nach
Lyon zurück und baut seinen Betrieb wieder auf. Er
konstruiert weitere
Verbesserungen, die ihm Preise und Anerkennung einbringen. Zudem
erfindet er einen Webstuhl zur Produktion von Fischernetze.
Unterstützung erhält er dafür von Napoleon
Bonaparte. |
1801 | Jacquard stellt einen Webstuhl für gemusterte Seidenstoffe vor. Die Weber von Lyoner fürchten um ihre Einkünfte und zerstören die Maschine. |
1804 |
Auf Veranlassung Napoleons geht Jacquard 1804 ans "Conservatoire des arts et métiers". Dort entdeckt er die zerlegten Bauteile einer Webmaschine von Jacques de Vaucanson, die vor 50 Jahren entwickelt wurde. Er rekonstruiert den Apparat und baut mit seinen Vorstellungen eine neue Maschine. Die Kettfäden können pro Schuss einzeln hochgezogen werden. Durch die Einführung der Lochkartensteuerung wird der Webstuhl für die unterschiedlichsten Muster programmierbar. Napoleon ist von Jacquards Erfindung so begeistert, dass er ihm eine Staatspension vermacht. |
1806 |
Napoleon versucht per Dekret, den Einsatz des neuen Webstuhls in den Seidenwerkstätten Lyons durchzusetzen. Doch die Arbeiter leisten erheblichen Widerstand. Joseph-Marie Jacquard wird angegriffen und mit Prozessen überhäuft. Schließlich setzt sich der Jacquard-Webstuhl in England durch, und die französische Industrie muss nachziehen. Jacquard kommt zu großem Wohlstand. Später verkauft er seine Erfindung an die französische Regierung. |
1810 |
Joseph-Marie Jacquard
erhält das Kreuz der französischen Ehrenlegion. |
1834 | Joseph-Marie Jacquard
stirbt am 7. August in
Oullins/Rhône. Der automatische Webstuhl revolutioniert die gesamte Arbeitwelt, es kommt schließlich zu Hungersnöten und Aufständen in Europa. Friedrich Schiller widmet den Webern ein Drama, Heinrich Heine das "Weberlied". Karl Marx beschrieb die Maasenarbeitslosigkeit als Folge der Automatisierung. Jacquards Erfindung wirkt bis in unsere Zeit, denn seine Lochkartenprogrammierung ist der erste Schritt zur Entwicklung der modernen Datenverarbeitung und des Computers. |
Literatur: Bohnsack, Almut: Jacquards Webstuhl, München 1993; Denninger, Fabia / Giese, Elke: Textil- und Modelexikon. 2 Bände, Frankfurt am Main 2006 |