|
Egon Erwin Kisch
|
1885 |
Am 29. April wird Egon
Kisch als Sohn des jüdischen Tuchhändlers Hermann
Kisch und dessen Frau Ernestine in Prag geboren. Den zweiten Vornamen
Erwin gibt er sich als literarisches Pseudonym. |
1903 | Nach dem Abschluss der Realschule studiert Kisch
an der Technischen Hochschule in Prag und an der Prager deutschen
Universität. |
1906 | Nach dem Besuch einer Journalistenschule in Berlin
wird Kisch Volontär des deutschsprachigen, liberalen
"Prager Tagblatt". |
1906-1913
|
Kisch arbeitet als Lokalreporter bei der Prager Tageszeitung "Bohemia", in deren Feuilleton er seine ersten Reportagen, meist Schilderungen aus dem Milieu der Armenviertel, veröffentlicht. Seine Reportagen sind in einem volksnahen und dramatischen Stil verfasst. |
1913 | Egon Erwin Kisch zieht nach Berlin um, wo er als
Dramaturg am "Künstlertheater" arbeitet und gleichzeitig
für das
"Berliner Tageblatt" schreibt. Zu den Mitarbeitern des Feuilletons der
Berliner Tageblatts gehörten zu unterschiedlichen Zeiten auch Kurt Tucholsky
und Erich Kästner. |
1914 | Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird Egon
Erwin Kisch als Korporal der österreichisch-ungarischen Armee
an die serbische Front versetzt. |
1915-1917 | Nach einer Verwundung darf Egon Erwin Kisch in einer
Schreibstube arbeiten. Nach der Gesundung wird er Oberleutnant im
Kriegspressequartier Wien. |
1918 | Noch während seiner Arbeit für das
Kriegspressequartier wird Kisch Mitglied in einem illegalen Arbeiter-
und
Soldatenrat. Er beteiligt sich am Wiener Januarstreik, durch
den Friedensverhandlungen erzwungen werden sollen. Im November
beginnt Kisch
als Redakteur bei der Zeitschrift "Der Freie Arbeiter". |
1919 | Bei seiner Arbeit bei der Tageszeitung "Der Neue Tag"
begegnet Egon Erwin Kisch dem Schriftsteller Joseph Roth. Beide
verbindet die Nähe zum Milieu des einfachen Volkes. |
1920 | Kisch wird aus Österreich ausgewiesen. Er
kehrt nach Prag zurück, wo er an den
"Revolutionären
Bühnen" mitarbeitet und den Reportagenband "Die Abenteuer in
Prag" veröffentlicht. |
1921 | Egon Erwin Kisch zieht nach Berlin. Als freier
Schriftsteller schreibt er für verschiedene Zeitungen und
Zeitschriften. Das Spektrum reicht vom kapitalistischen "Berliner
Börsen-Courier" bis zur kommunistischen
"Roten Fahne". Seine vielfältigen Aktivitäten
verhelfen Kisch zum Ruf des "rasenden Reportes". |
1922-1926
|
Reisen durch Europa, Nordafrika und
die Sowjetunion. |
1924 | Egon Erwin Kisch wird Mitglied im "Schutzverband
Deutscher Schriftsteller" (SDS). |
1925-1929 | Für einige Jahre ist Kisch Redaktionsmitglied
der "Neuen Bücherschau". |
1925 | Egon Erwin Kisch tritt in die Kommunistischen Partei
Deutschlands KPD ein. Sein Buch "Der rasende
Reporter"
erscheint. Dieser Titel wird nun endgültig sein Markenzeichen. |
1926 | "Hetzjagd durch die Zeit"
erscheint. Kisch entwickelt seinen Reportagestil zunehmend politischer.
Er thematisiert die Klassengegensätze der
modernen Gesellschaft. |
1928 | Egon Erwin Kisch ist Mitbegründer des "Bund
proletarisch-revolutionärer Schriftseller" (BPRS). Mit
falschen Papieren reist er in die USA, deren politische und kulturelle
Situation er in "Paradies Amerika" beschreibt. |
1929 | Reisen durch die Sowjetunion und
Südwesteuropa. |
1931-1932 | Nach einem Lehrauftrag für Journalistik an der
Hochschule im russischen Charkow reist Kisch illegal nach China,
worüber er die Reportage Bericht "China geheim" verfasst. |
1933 | Am 30. Januar, dem Tag der NS-Machtergreifung kehrt
Kisch
nach Berlin zurück. Am 28. Februar, einem Tag nach dem
Reichstagsbrand wird Egon Erwin Kisch verhaftet. Auf Protest
der Tschechoslowakei wird er zwei Wochen später nach Prag
abgeschoben. Im Juni verlässt Kisch Prag und geht wie viele
deutsche Intellektuelle
nach Paris. Dort arbeitet er in der "Internationalen Arbeiter-Hilfe"
sowie im
Exil-SDS. |
1935 | Zusammen mit Heinrich Mann
ist Kisch im
Vorstand des ersten Schriftstellerkongresses zur Verteidigung der
Kultur tätig. |
1936-1938
|
Aufenthalte in Prag und Ostende (Belgien) sowie als
Berichterstatter der Internationalen Brigaden, die im Spanischen
Bürgerkrieg gegen das Franco-Regime kämpfen. |
1939-1945
|
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs flieht Kisch von
Paris nach Mexiko, wo er als Redakteur der
Zeitschrift "Freies Deutschland" arbeitet und den Verlag "El
Libro Libre" gründet. Es erscheinen das Buch "Marktplatz der
Sensationen" und "Entdeckungen in Mexiko". |
1946 | Rückkehr nach Prag. |
1948 |
Am 31. März stirbt Egon Erwin Kisch in Prag an
einem Herzschlag. |
Literatur: Haupt Klaus und Wessel Harald: Kisch war hier. Berlin 1985; Markus G. Patka: Egon Erwin Kisch. Stationen im Leben eines streitbaren Autors. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 1997 |