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Janusz Korczak
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1878 | Janusz Korczak wird am 22.7.1878 als Henryk Goldszmit in Warschau geboren. Seine Eltern sind der jüdische Rechtsanwalt Josef Goldszmit und seine Ehefrau Cäcylia. |
1890 | Der Vater wird in eine Nervenheilanstalt gebracht, er stirbt 1924. |
1898 | Henryk beginnt mit seinem Medizinstudium in Warschau. |
1899 | Teilnahme an einem Schreibwettbewerb. Unter dem Künstlernamen Janusz Korczak"gewinnt er den ersten Preis. |
1904-1905 | Arbeit in einem Lazarett während des Russisch-Japanischen Kriegs. |
1905 | Janusz Korczak schließt sein Medizinstudium erfolgreich ab. Spezialisiert hat er sich in der Pädiatrie (Kinderheilkunde). Er unternimmt einige Reisen nach Berlin, Paris und London, bevor er als Arzt in Warschau praktiziert. Er arbeitet u. a. an der renommierten Baumann - Berson - Klinik. Nebenbei ist er als Journalist und für Wohlfahrstorganisationen tätig. Schon früh hatte er den Drang verspürt, die Welt zu verbessern. Um ärmere Kranke kostenlos zu behandeln, fordert er von reichen Patienten höhere Arzthonorare. |
1911 | Korczak wird Direktor der Warschauer Waisenhauses Dom Sierot (Haus der Waisen) (Dom Sierot). Den Arztberuf gibt er hierfür auf. Die neu gegründete Einrichtung finanziert er mit Hilfe der Jüdin Stefania Wilczynska, die aus einer reichen Familie stammt. Sein pädagogisches Prinzip heißt: "Das Kind hat ein Recht auf Achtung". |
1914 | Der Erste Weltkrieg beginnt. Janusz Korczak arbeitet wieder im Kriegslazarett. Ähnlich wie der Philosoph Wittgenstein findet er auch während des Krieges Zeit, um Bücher zu schreiben. Korczak schreibt in der Nacht pädagogische Werke. |
1916 | Korczak arbeitet als
Kinderarzt in Kiew. Dort begeistert er die Pädagogin Maryna
Rogowska
- Falska für seine Ideen. Zu seiner Pädagogik
gehört die Organisation von
"Gerichten" und "Parlamenten", in denen die Kinder selbst im Rahmen
ihrer Möglichkeiten über ihre Angelegenheiten
bestimmen können. |
1919 | Maryna Rogowska - Falska ziehen beide nach Warschau. Maryna gründete das Kinderheim Nasz Dom (Unser haus). Zwischen Nasz Dom und Dom Sierot besteht eine gute Zusammenarbeit. Veröffentlichung der pädagogischen Schrift "Wie man ein Kind lieben soll". |
1923 | Korczaks veröffentlicht
sein Hauptwerk, das
Märchen "König Hänschen". Es
ist ein Kinderbuch
gegen den Krieg. |
1926 | Für die jüdische
Zeitung
"Unsere Rundschau" organisiert Korzcak
die Kinderbeilage "Die
kleine Rundschau". Die Artikel werden teilweise von
den Kindern selbst verfasst. Korczak wurde der Vorwurf gemacht, daß er die Kinder in seinen Heimen verzöge. |
1927 | In Europa wächst der Antisemitismus. In Deutschland gründet Goebbels das NS-Propagandablatt "Der Angriff". |
Anfang der 30er Jahre wandern nicht wenige Juden nach Israel aus, darunter auch Korczaks Geldgeberin Stefania Wilczynska. | |
1933 | Adolf Hitler ergreift die am 30. Januar 1933 die Macht in Deutschland. |
1938 | Die Nationalsozialisten erreichen mit dem
"Münchner Abkommen" und dem "Anschluss Österreichs"
einen Machtzuwachs. Am 9. November 1938 verkündet
Propagandaminister Goebbels vor
der
NS-Parteiführung, dass gegen "spontane Ausschreitungen" gegen
jüdische Geschäfte und Einrichtungen nichts
unternommen
werden soll. Damit initiiert er die Gewaltaktionen gegen die Juden, die
"Reichkristallnacht". |
1939 | Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 beginnt Hitler den Zweiten Weltkrieg. Vier Wochen später besetzt die Wehrmacht Warschau. Die jüdische Gemeinde umfasst dort über 380.000 Mitglieder. |
Das Warschauer Ghetto |
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1940 | Am 2. Oktober 1940 erfolgt der Befehl, innerhalb von sechs Wochen die gesamte jüdische Bevölkerung Warschaus in eine festgelegtes zu zwingen. Mitte November leben über 350.000 Juden abgeriegelt von der übrigen Stadt hinter einer drei Meter hohen Mauer - unter ihnen sind Korczak und die Kinder seines Waisenhauses. Nach einer Beschwerde vor der deutschen Verwaltung wird er zunächst für einige Monate inhaftiert. |
1941 | Die Bedingungen im Warschauer Ghetto verschärfen sich. Ohne Passierschein darf das Gebiet bei Todesstrafe nicht verlassen werden. Die Nazis verschleppen weitere Juden in das Ghetto, die Zahl wächst bis 1942 auf über 500.000 an. Korczak führt das Waisenhaus unter schwirigsten Bedingungen weiter. |
1942 | Die Deportation aus dem Warschauer Ghetto in
die Vernichtungslager beginnen. Am 5. August werden Korczak und seine
Waisenkinder abtransportiert. Im KZ Treblinka werden er und
alle seine Kinder ermordet. Auch
von den pädagogischen Mitarbeotren des Waisenhauses
überlebte niemand. Das genaue Todesdatum ist unbekannt.
Korczaks Pädagogik ist heute
in Vergessen geraten. Im Gegensatz dazu erlebt Peter Petersen
eine pädagogische Renaissance - trotz seiner Verstrickungen in
den Nationalsozialismus. |
1972 | Korczak erhält postum den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. |
Literatur: Korczak, Janusz Tagebuch aus dem Warschauer Ghetto 1942. Göttingen 1996; Ortmeyer, Benjamin: Mythos und Pathos statt Logos und Ethos. Zu den Publikationen führender Erziehungswissenschaftler in der NS-Zeit.: Eduard Spranger, Herrmann Nohl, Erich Weniger und Peter Petersen. Habilitationsschrift Frankfurt am Main 2008; Pelz, Monika: Nicht mich will ich retten! – Die Lebensgeschichte des Janusz Korczak, Weinheim 1998 |
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