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Papst Silvester II.
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um
950 |
Der spätere Papst Silvester II. wird als Gerbert von Aurillac in Aquitanien geboren. Er stammt aus kleinen Verhältnissen und erhält seine erste Ausbildung in einem cluniazensisch geprägten Kloster in Aurillac. |
um
967 |
Gerbert gelangt auf
Vermittlung seines Abtes und des
Grafen Borell II. von Barcelona nach Katalonien. Im Kloster Ripoll
erhält er unter Bischof Hatto von Vich seine
weitere Ausbildung. Gerbert kommt mit spätantikem und
arabischen Wissen in Berührung. Sein Ruhm beruht auf seiner
Tätigkeit in den mathematischen Fächern des
Quadriviums (Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik). Er benutzt
einen neuartigen Abakus (mechanische Rechentafel) und verwendet
wahrscheinlich als erster Gelehrter im lateinischen Westen die
arabischen Zahlzeichen. Für seine astronomischen Studien
benutzte die
Armillarsphäre, ein astronomisches Ringsystem zur Darstellung
der Planeten, sowie Beobachtungsrohre und ein Astrolabium, ein
Messgerät für Sternpositionen. Gerberts
Philosophie ist von Boethius
beeinflusst. |
970/71 |
Gerbert geht nach Rom.
Unter Vermittlung von Papst
Johannes XIII. kommt er mit Kaiser Otto I. in Kontakt. Otto
I.
(der Große) ermöglicht es ihm, seine
Studien in Reims fortzusetzen. Dort
wirkt der Archidiakon und Logiker Gerannus. Gerbert übernimmt
bald die Leitung der Domschule. |
981 |
Unter Vorsitz von Kaiser
Otto II.
findet in Ravenna ein
Disput mit dem Magdeburger Domscholaster Ohtrich statt.
Gerbert überzeugt so sehr im Rededuell, dass
ihm die die Leitung der norditalienische Abtei Bobbio mit
ihrer
berühmten Bibliothek übertragen wird. Nach kurzer
Zeit verlässt er sie jedoch wieder.
Gerbert fühlt sich der ottonischen Dynastie
verpflichtet. Wie Adalbero, der Erzbischof von Reims,
versucht er den Machtansprüchen des 985 gewählten
französischen Königs Hugo Capet entgegenzutreten.
Seine Pläne erhalten einen Dämpfer, als er nach dem
Tod Adalberos nicht zum Erzbischof
gewählt wird. |
991-98 |
Nach der Absetzung des
Reimser Erzbischofs Arnulf, der von Hugo
Capet eingesetzt worden war, wird Gerbert doch noch zum
Erzbischof von
Reims. Seine Amtszeit ist freilich von einem ständigen Kampf
um
die Frage der Legitimität seiner Ernennung
geprägt. |
996 |
Gerbert trifft in Rom Kaiser Otto III. Der Kaiser ist von Gerbert beeindruckt lädt ihn in einem berühmten Brief ein, sein Lehrer und Berater zu werden. |
997 |
Gerbert wird am Hofe
Otto III. zu
einem der wichtigsten Anreger der Ottonischen Renovatio imperii
Romanorum, der Erneuerung des römischen Imperiums. |
998 |
Gerbert wird von Otto
III. zum Erzbischof von Ravenna
ernannt, dem nach Rom bedeutendsten Bischofssitz in Italien. |
999 |
Auf Betreiben Otto
III. wird Gerbert am 9. April zum
Papst gewählt. Sein Name Silvester II. erinnert an die
Zeit von Kaiser Konstantin.
Silvester I. hatte damals das
Mailänder Edikt verkündet, das dem Christentum
Religionsfreiheit gewährte. Als Zentrum
der weltlichen und geistlichen Gewalten haben Otto III. und
Silvester II. Rom auserkoren. |
1000 |
Beim einem Aufstand
der Römer gegen Kaiser Otto III.
muss auch Silvester II. aus Rom fliehen. Nach dem Tod des
Kaisers 1002 kehrt er zurück, konzentriert sich aber
auf seine Tätigkeit als Papst. Dabei organisiert er die Kirche
in Polen und Ungarn. |
1003 |
Silvester II. stirbt
am 12. Mai in Rom. Er findet in der
Lateranbasilika seine letzte Ruhe. Nach seinem Tod beginnt eine
Legendenbildung, die ihn als Hexenmeister und Zauberer einstuft, wohl
auch weil er in seiner Gelehrsamkeit seine Zeit
übertraf. Silvester gilt u.a. als Wegbereiter der Schule von
Chartres und der Rezeption des Aristoteles.
Silvesters
naturwissenschaftliche Forschung ist als Briefcorpus
zugänglich. |
Literatur: Pierre Riché, Gerbert d'Aurillac: Le Pape de l`An Mil, Paris 1987; Gerd Althoff, Otto III., Darmstadt 1997; Werner Bergmann: Innovationen im Quadrivium des 10. und 11. Jahrhunderts., Stuttgart 1985. |