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Francois Rabelais
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Das
Geburtsjahr von Francois
Rabelais ist nicht genau datierbar. Wahrscheinlich wurde
er zwischen 1483 und 1494 in La Devinière
bei Chinon Indre-et-Loire als Sohn eines Anwalts geboren. Wie viele
Privilegierte seiner Zeit wird Rabelais zunächst
Mönch und erhält eine fundierte humanistische
Bildung, wahrscheinlich in der Abtei der Benediktiner von Seully. |
1520 |
Die Ideen unterschiedlicher Reformatoren wie Jan Hus, Martin Luther
und später Jean
Calvin bestimmen
die ideologische Auseinandersetzung in der ersten Häfte des
16.
Jahrhunderts. Auch Rabelais entzieht sich nicht der Debatte. |
1523 |
Rabelais beharrt darauf, Griechisch zu lernen, die
Sprache
des Neuen Testaments. Dies wird in seiner Zeit Vorstufe zur
Ketzerei betrachtet. Doch dank der Gunst des Bischofs von Poitiers kann
Rabelais für ein paar Jahre als bischöflicher
Sekretär arbeiten. Danach kehrt er wieder nach Paris
zurück. Eine Witwe schenkt ihm zwei Kinder.
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1530 |
Rabelais ist über seine Haltung zur
Reformation unentschlossen. Er gibt
die geistlichen Ämter auf und studiert zwei Jahre
Medizin
in Montpellier.
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1532 |
Rabelais lässt sich im quirligen Lyon
nieder und erhält eine Anstellung als Arzt am dortigen
Hôtel Dieu (Krankenhaus). Er beginnt nebenbei unter dem
Pseudonym Alcofribas
Nasier mit den fünfteiligen Romanzyklus "Gargantua und
Pantagruel".
Grundhaltung sind die Ablehnung der Dogmatismen und die
Verteidigung der menschlichen Freiheit. |
1534 |
Trotz seiner Pflichten in
Krankenhaus widmet sich Rabelais dem Schreiben. Er verfasst "La vie
très horrifique du grand Gargantua",
der im gleichen Jahr gedruckt wird.
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1535 |
Rabelais hat den Pariser Bischof und
Mitglied des Kronrates, Jean du Bellay, als Mäzen gewonnen.
Die
finanzielle Freiheit ermöglicht die Beendigung der
Tätigkeit
im Krankenhaus.
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1535-1536 |
Rabelais begleitet den nun zum Erzbischof ernannten du
Bellay nach Rom. Der Papst ermöglicht ihm , wo er die
Erlaubnis von Papst Clemens VII.
erhält, auf dem Papier den
Benediktinerorden zurückzukehren, um Pfründe
zu erhalten.
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1537 |
In Montpellier erwirbt Rabelais
den Doktortitel der
Medizin und wird selbst zum Lehrenden. Bei seinen Vorlesungen
über
die Schriften
des griechischen Arztes Hippokrates geht er vom griechischen
Originaltext aus.
Außerdem pflegt er einen freien Lebensstil, und verfasst
humoristische Texte und Glossen zu den Autoritäten seiner
Zeit.
Sein
drittes Buch, das er unter seinem richtigen Namen
veröffentlicht,
erhält den kirchlichen Bann. Der Verkauf
seines vierten
Buches wird vom französischen Parlament verboten.
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1538 |
In Begleitung des Erzbischofs du Bellay nimmt Rabelais
an
einem Treffen zwischen König Franz I., dem Begründer
des französischen Absolutismus, und Kaiser Karl V.
in
Aigues-Mortes teil.
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1542 |
Auf die Vorwurf der Oszönität seines
Romanzyklus' "Gargantua und Pantagruel" reagiert
Rabelais mit der Publikation einer entschärften
Version.
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1545 |
Nach Erscheinen des "Tiers livre" gerät
Rabelais erneut ins Visier der Zensoren. Rabelais
verlässt er Frankreich und arbeitet vorübergehend
als Arzt in der damaligen freien Reichsstadt Metz.
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1547-1549 |
Zusammen mit dem mittlerweile zum Kardinal
aufgestiegenen Jean du Bellay
reist Rabelais nach Rom. Dort arbeitet er am "Quart
livre".
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1552 |
"Quart livre" geht in
Druck. Rabelais hat zwar Erfolg, wird aber wegen
seiner freizügigen Darstellungen heftig angefeindet, und zwar
sowohl von den katholischen Theologen
wie auch von den Lutheranern und Calvinisten.
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1553 |
Am 9. April stirbt Rabelais in Paris.
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1563 |
Eine posthum erschienene Ausgabe des
fünften Bandes ist wahrscheinlich nur teilweise von ihm
verfasst. |
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Heute gilt Rabelais als Vertreter des
moralisch zwar unkorrekten, dafür aber
volkstümlich-heiteren "esprit gaulois". Die erste deutsche
Ausgabe von Rabelais Romanzyklus erschien 1575 unter dem Titel "Abenteuerliche
und ungeheuerliche Geschichtsschrift vom Leben, Raten und Taten der
Herren Grandgusier, Gargantua und Pantagruel."
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Literatur: |
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Bachtin, Michail: Rabelais und seine Welt. Volkskultur als Gegenkultur.
Frankfurt 1987; Mehnert, Henning: Melancholie und
Inspiration. Begriffs- und wissenschaftsgeschichtliche Untersuchungen
zur poetischen „Psychologie“ Baudelaires, Flauberts
und Mallarmés. Mit einer Studie über Rabelais.
Heidelberg 1978. |
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