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Robert Grosseteste
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vor 1170 |
Robert Grosseteste (Grossum
Caput) wird in Suffolk, England geboren. Robert er stammt aus einer
armen
anglo-normannischen Familie. |
vor 1190 |
Robert Grosseteste studiert, vermutlich im westenglischen Hereford, die artes liberales. Die "Sieben freien Künste" umfassen das Trivium (Grammatik, Rhetorik und Dialektik) und das Quadrivium ( Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie). Grosseteste tritt in den Dienst des Bischofs ein. Wahrscheinlich studiert er in den nächsten Jahren Theologie in Paris. Vermutlich entsteht dort der Kommentar zu den Analytika Posteriora des Aristoteles und die Wertschätzung der aristotelischen Naturphilosophie. Grosseteste vertritt die These, dass die Mathematik und vor allem die Geometrie ein wichtiger Schlüssel zur Naturerkenntnis ist, vor allem der des Lichts, der Klimaphänomene, des Regenbogens und des Sehens. Dazu verfasst Grosseteste weitere Aristoteleskommentare, die zu den ersten ihrer Art gehören, und eine Reihe naturwissenschaftlicher Werke. |
1214 |
Robert Grossesteste ist wahrscheinlich der erste
Kanzler der Universität Oxford. |
1215 | Im römische Lateran findet das von Papst Innozenz III. einberufene IV. Laterankonzil statt, das bedeutendste Konzil des Mitelalters. |
1225 |
Robert Grosseteste ist Diakon, er erhält seine
ersten Pfründe als Kleriker. |
1229 |
Robert wird Archidiakon von Leicester und Domherr in
Lincoln. |
1229/30 |
Robert Grosseteste ist auf Einladung des Provinzials
mit der theologischen Ausbildung der englischen Franziskaner
in Oxford befasst. Wahrscheinlich erwirbt er in den
nächsten Jahren vertiefte Griechischkenntnisse und
übersetzt eine Reihe klassischer Literatur: die
aristotelische Ethik mit den griechischen Kommentaren, die
erste komplette Übersetzung der Nikomachischen Ethik mit
Kommentaren und De caelo, Ps. Dionysius Areopagita mit einem
eigenen Kommentar, Johannes Damaskenos u.a.. Die
Übersetzungen gingen in sein Hauptwerk, das Hexaemeron ein.
Grosseteste schreibt zudem eine Abhandlung über die sechs
Schöpfungstage der
Genesis in der Tradition der Kirchenväter (z.B. Ambrosius
und
Basilios), und gibt damit einen guten Einblick in das jeweilige
Weltbild der Zeit. Zu erwähnen sind noch Kommentare zur Bibel
und, später als Bischof, seine Predigten sowie ein
allegorisches Gedicht in anglonormannisch über die
Erlösung. Mit "De luce" schuf
Robert Grosseteste eine eigene Lichtmetaphysik. Gott ist Licht
und die
Schöpfung eine Art von ihm ausgehendes Licht. Wahrscheinlich
entstehen in dieser Zeit auch eine Reihe theologischer Werke, darunter
De libero arbitrio. |
1231 |
Nach einer schweren Erkrankung resigniert Robert
Grosseteste alle seine Pfründen mit Ausnahme der
Präbende in der Kathedrale von Lincoln. Wie selnten in der
Gecshichte der Kirche und der Politik, machte Grosseteste
seine
Pfründenhäufung für seine Erkrankung
verantwortlich. Er schämt sich seines Reichtums. |
1235 |
Robert Grosseteste wird Bischof von Lincoln. Er setzt
die auf dem 4. Laterankonzil 1215 beschlossenen Reformen in seinen vor
1240 erlassenen Diözesanstatuten in Verwaltung und Seelsorge
seiner Diözese durch. Robert Grosseteste sieht den Bischof
verantwortlich
für die Seelsorge jeder Einzelperson, dies soll durch die
Berufung würdiger Priester, Visitationen, Förderung
der Bettelorden, Veröffentlichung geistlicher Schriften und
Predigt geschehen. |
1245 |
Im Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen
Kirche und Kaisertum plant der Papst Innozenz IV. auf dem Konzil von
Lyon neben einem Kreuzzug die Absetzung von Friedrich II. Robert Grosseteste kritisiert auf dem Konzil die päpstlichen Benefizienvergabe. Benefizien sind mit Einkommen verbundene Kirchenämter. |
1250 |
Robert Grosseteste übergibt bei einem weiteren
Besuch in Lyon eine Denkschrift an Papst Innozenz IV., mit
der er die päpstliche Benefizienvergabe für die
Missstände in der englischen Kirche verantwortlich
macht, vor allem die Benefizienvergabe an unwürdige
Priester. Die Nachfolger des Petrus hätten die plenitudo
postestatis, um die Kirche in gottgefälliger Weise aufzubauen.
Den Mißbrauch dieser Gewalt empfindet er als Skandal. Robert
kämpft
selbst noch in seinem letzten Lebensjahr gegen eine
Pfründenvergabe an einen Neffen des Papstes in Lincoln. |
1253 |
In der Nacht vom 8. zum 9. Oktober stirbt
Robert Grosseteste, der Versuch einer Heiligsprechung scheitert
mehrfach. Er ist der berühmteste unter den ersten Magistern
der Universität Oxford und wirkte über mehrere
Generationen. Robert Grosseteste war ein konservativer Theologe, aber
bedeutender
Kirchenreformer und ein wichtiger Naturwissenschaftler, der vor allem
die Grundlage für die spätere Bedeutung der
Universität Oxford (z.B. Merton School) in den
Naturwissenschaften legte. |
Literatur: Alistair C. Crombie, A. C. Robert Grosseteste and the Origins of Experimental Science 1100-1700. Oxford 1953; James McEvoy, Robert Grosseteste, Oxford 2000. | |