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Wilhelm von Ockham
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um 1285 |
Geburt Wilhelms,
wahrscheinlich in einem Dorf namens Ockham in der Grafschaft Surrey im
Südwesten von London. |
um 1300 | Eintritt in den von Franz von Assisi gegründeten Franziskaner-Orden. Die Ordensregel der Franziskaner wurde 1223 von Papst Honorius III. anerkannt. |
1306 |
Am 26. 2. erhält ein Wilhelm von Ockham in
Southwark in der Diözese Winchester die Subdiakonsweihe. |
ca.1310-1317 |
Studium in Oxford im dortigen Franziskaner-Konvent. Oxford war spätestens mit dem Wirken von Robert Grosseteste zum Zentrum der theologischen Bildung in England geworden. |
1317 - 1324 | Wilhelm von Ockham beginnt eine akademischen Laufbahn.
Er unterrichtet in Oxford (bis 1320) und
London (ab 1321). Er hält Vorlesungen zur Physik des
griechischen Philosophen Aristoteles.
Es entstehen eine Reihe von Schriften und Ockhams
Aristoteles-Kommentare. |
1323 | Der ehemalige Oxforder Kanzler Johannes Lutterell klagt
Ockham in 56 Punkten beim Päpstlichen Hof in Avignon wegen
Lehrabweichung an. Anmerkung: Das Papsttum residierte
zwischen 1309
und 1377 in Avignon, wo es unter dem Einfluss französischer
Machtinteressen stand. Thomas von Aquin
wird von Papst Johannes XXII. heiliggesprochen. |
1324 |
Papst Johannes XXII. zitiert Ockham nach Avignon. Eine
Untersuchungskommission aus sechs Theologen (darunter Luterell) wird
eingesetzt. Es entsteht Wilhelm von Ockhams wichtigste theolologische
Schrift "Summa totius logicae". |
1326 | Anklageerhebung in 51 der 56 Klagepunkte. Mehrere
Gutachten werden erstellt, darunter ein Obergutachten von Kardinal
Jacques Fournier, dem späteren Benedikt XII., der auch mit dem
Bau des Papstpalastes in Avignon begann. |
1327/28
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Der sogenannte Armutsstreit zwischen dem Franziskaner-Orden erreicht den Papst in Avignon, und der General der Franziskaner, Michael von Cesena, wird an den päpstlichen Hof zitiert. Innerhalb des stark gewachsenen Franziskanerordens hatten sich zwei Fraktionen gebildet. Die vom Ordensgründer Franziskus geforderte unbedingte Besitzlosigkeit wollte die lebenspraktisch orientierte Mehrheit der "Konventualen" durch Kompromisse aufweichen. Die radikale Minderheit, die "Spiritualen", ließen sich davon nicht beeindrucken und hielten am Ideal der "Besitzunfähigkeit von Jesus und den Aposteln" fest. Wilhelm von Ockham und Michael von Cesena werden zu den Wortführeren der Spiritualen. Der Papst steht auf der Seite der Konventualen. |
1328 | Nach vier Jahren ist noch immer keine Beginn
des Prozesses gegen Wilhelm von Ockham in Sicht. Wilhelm
flieht zusammen mit Michael von Cesena und
anderen radikalen Franziskanern von Avignon über
Genua nach Pisa, wo sich Kaiser
Ludwig IV. der Bayer
aus dem Geschlecht der Wittelsbacher
aufhält. Auch erliegt mit dem
Papst in Streit, allerdings nicht wegen theologischer,
sondern politischer Differenzen. Als Folge wird Wilhelm von
Ockham zusammen mit den anderen aus
Avignon geflohenen Franziskanern exkommuniziert. |
um 1330 |
Wilhelm von Ockham folgt Kaiser Ludwig dem Bayern nach
München. Hier bleibt er bis zu seinem Tode, um am Aufbau
Münchens als geistiges und kulturelles Zentrum zu arbeiten. In
den
kirchenpolitischen Schriften der Münchner Zeit
vertritt Wilhelm von Ockham die Autonomie
weltlicher Herrschaft. Als Vertreter der "via moderna" tritt Wilhelm
von Ockham für die Trennung von Glauben und Wissen
und
von Kirche und Staat ein. |
1347/49 | Wilhelm von Ockham stirbt in München. Der
Überwinder der mittelalterlichen Scholastik
findet sein Grab in
der 1802 infolge der Säkularisierung abgerissenen Kirche des
Münchener Franziskaner-Konvents. Im Universalienstreit, der im 12. Jahrhundert entstandenen philosophische Auseinandersetzung um den Wirklichkeitsgehalt von Universalien (= Allgemeinbegriffe), vertritt Ockham eine nominalistische Position. Nach ihm sind Universalien Begriffe oder Zeichen, die sich auf individuelle Objekte beziehen, die aber nicht für sich selbst existieren. Ein Universale ist allein die begriffliche Leistung des Erkenntnisvermögens. Denn das, was ist, muss individuell sein. Nur die Einzeldinge sind das Wirkliche. Ein bekanntes Prinzip der modernen Wissenschaft trägt seinen Namen: Ockhams razor (Ockhams Rasiermesser). Es besagt, dass man zur Erklärung eines Sachverhalts die einfachste genügende Hypothese heranziehen und nicht noch unnötig andere Gründe oder Prinzipien annehmen soll. |
Literatur: Beckmann, Jan P.: Wilhelm von Ockham. München 1995; Geldsetzer, Lutz: Die Philosophenwelt, in Versen vorgestellt. Stuttgart 1995. |