|
William Harvey
|
1578 |
William Harvey, der Entdecker des Blutkreislaufs, wird am 1. April im südenglischen Folkstone in der Grafschaft Kent. Seine Eltern sind der begüterte Kaufmann Thomas Harvey und dessen Frau Joan. William geht in Canterbury zur Schule, wo er klassische Sprachen lernt. |
1593 | William Harvey beginnt am Gonville & Caius
College in
Cambridge ein Studium der Medizin und der "Artes", worunter die sieben
Freien Künste zu verstehen sind. In der Medizin
wird der antike Arzt Galen
gelehrt. Nach Galen entzieht die
Leber der Nahrung den Saft
entzieht und verteilt sie über die Arterien als Blut im
Körper. |
1597 |
William Harvey erhält den Magister Artium. Das
Medizinstudium in England ist damit abgeschlossen. |
1598 | Wie viele Wissenschaftler seiner Epoche, der
Rennaissance, setzt Harvey sein Studium an der
Universität Padua fort. Die Begegnung mit dem Anatomen
Fabricius ab Aquapendente, der bereits die Venenklappen beschreibt,
wird für Harveys spätere Forschungen entscheidend.
Fabricius vollführte seine Sektionen an einem eigens
eigerichteten "anatomischen Theater". |
1602 | William Harvey kehrt nach seiner Promotion nach England
zurück. Er eröffnet in London eine ärztliche
Praxis und heiratet Elizabeth Browne, die Tochter des Leibarztes der
Königin
Elisabeth I. Harvey betreibt eine angesehene Arztpraxis
und engagiert sich im St. Bartholomew's Hospital, einer sozialen
medizinischen Einrichtung (Spital) in London. |
1607 |
William Harvey wird ins Royal College of Physicians
(etwa:
Königliches Ärztekollegium) gewählt. Diesem
Kollegium bleibt er bis zu seinem Lebensende in verschiedenen
Funktionen verbunden. |
1615 | Willam Harvey steigt zum Dozenten für
Physiologie und
Anatomie am Royal College auf und hält eigene
Vorlesungen. Aus den wenigen erhaltenen Aufzeichnungen geht hervor,
dass er sich bereitszu dieser Zeit mit der Herzfunktion und dem
Blutkreislauf beschäftigt. Harvey studiert die Schriften des
persischen Arztes Avicenna. Die Schriften dieses berühmten
islamischen Gelehrten wurden unter im Mittelalter am Hof von Kaiser
Friedrich II.
aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzt. Harvey verknüpft anatomisch-physiologischen Beobachtungen (noch ohne Mikroskop), mathematische Berechnungen der Körperblutmenge, unblutige Untersuchungen am Menschen und blutige Experimente an Tieren. Schließlich formuliert er die neue medizinische Theorie eines großen Blutkreislaufs. |
1628 | "Exercitatio anatomica de motu cordis et sanguinis in
animalibus" (Über die Bewegung des Herzens und des Blutes)
erscheint, und wird zu William Harveys Hauptwerk. Harvey beschreibt,
wie das Herz Blut ausstößt, wenn es sich
zusammenzieht (Puls) und es von einer Vene in die Aorta weiterpumpt.
Mit einer quantitiven Rechnung beweist er, dass Galen irrte, weil die
Leber mit
der anfallenden Blutmenge überfordert wäre. Das Blut
muss also vom Arterien- ins Venensystem
fließen. Harvey ist an die Grenzen dessen
gestoßen, was ohne Mikroskop erkennbar ist. Für die
Verbindung von Arterien die Venen nimmt er die
Existenz von Poren an. Erst Marcello Malpighi
widerlegt Harvey 1660 mit der Entdeckung des Kapillarsystem. |
1651 |
Ein zweites medizinisches Buch William Harveys erscheint. In "Exercitationes de generatione animalium" vertritt Harvey die Ansicht, dass sich alle Lebewesen aus dem Ei entwickeln. Aufgrund von Beobachtungsreihen verwirft Harvey die bisher gültigen Lehren der Embryologie: "Das Ei ist der gemeinsame Ursprung für alle Lebewesen." |
1654 | Harvey wird von der Ärzteschaft des Royal
College of Physicians in das Ehrenamt des Präsidenten
gewählt. Er lehnt jedoch aus gesundheitlichen Gründen
ab. |
1657 |
William Harvey stirbt am 3. Juni an den Folgen eines Schlaganfalls. Harvey war nicht nur ein herausragender Mediziner seiner Zeit, sondern auch der erste, der wissenschaftliche Methoden (Trennung von Hypothese und Forschungsergebnis) auf dem Gebiet der Biologie und Medizin einführte. Er kann als der Begründer der neuzeitlichen Medizin und Physiologie betrachtet werden. |
Literatur: |
|
Eckart, W.U.: Ärzte Lexikon, Heidelberg 2006 | |
Simmons, John: Who's who der Wissenschaften, Düsseldorf 2007 |