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Joseph Beuys |
Steckbrief: Joseph Beuys lebte von 1921 bis 1986. Stichworte zum Lebenslauf von Joseph Beuys: Fettecke, Kunstausstellung documenta, Friedenshase. Kurze Zusammenfassung der Biographie: Für Joseph Beuys, der in den Medien stets mit Filzhut und Fliegerweste auftrat, war jeder Mensch ein Künstler. | |
1921 |
Joseph Beuys wird am 12. Mai 1921 in Krefeld geboren. Er ist der Sohn eines Kaufmanns. Beuys wächst in Kleve auf. |
1932 | Nach der Grundschule besucht Beuys das Staatliche Gymnasium Cleve. Er interessiert sich für Medizin, Biologie, Philosophie, Musik und Bildhauerei und Malerei. Beuys bewundert die Maler William Turner und Edvard Munch, und den Bildhauer Auguste Rodin. |
1939-1945 | Zweiter Weltkrieg. |
1940 | In Kleve legt Beuys das Abitur ab. |
1941 | Beuys meldet er sich freiwillig zur Luftwaffe. Er wird zum Kampfpiloten ausgebildet. |
1944 | Über der
Halbinsel Krim stürzt Beuys 1944 ab und wird schwer verletzt.
Mit einer nicht
nachprüfbaren Geschichte über seine Rettung
begründet er seinen Mythos: Krimtataren retteten
ihm nach dem Absturz das Leben, indem sie seine Wunden mit Fett
einrieben und ihn mit Filz wärmten. Filz und Fett
werden zu symbolträchtigen Materialien seiner Arbeit. Nach acht Tagen in Obhut der Krimtataren wird Beuys von einem deutschen Suchkommando gefunden und in eine Militärlazarett gebracht. |
1946 | Eintritt in den Klevener
Künstlerbund. |
1947-1952 | Beuys studiert Malerei und Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Zu seinen Lehren zählen der Bildhauer Josef Enseling und der Bildhauer, Grafiker und Maler Ewald Mataré. |
1953 | In Kranenburg am Niederrhein und im Wuppertaler Von der Heydt-Museum präsentiert Beuys seine Skulpturen und Zeichnungen der Öffentlichkeit. |
1959 | Beuys heiratet die Kunsterzieherin Eva Wurmbach. Aus der Ehe gehen eine Tochter und ein Sohn hervor. |
1961 | Joseph Beuys erhält eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf. Er übernimmt den Lehrstuhl für monumentale Bildhauerei. |
1964 |
Ab 1964 beteiligt sich Joseph Beuys erstmals an der Kunstausstellung documenta. Sie findet seit 1955 in Kassel statt. Bis zu seinem Tod ist Beuys auf jeder documenta Kunstwerken und mit provokanten Aktionen vertreten. |
1967 |
Das politische Klima hat sich
aufgeladen. Autoritäten werden von der Jugend abgelehnt. In
Berlin wird am 2. Juni 1967 bei
der Demonstration gegen den Besuch des
Schah der Student Benno Ohnesorg erschossen. Rudi
Dutschke kritisiert
die Springerpresse das politische System. Die Studenten richten sich gegen die als elitär empfundenen Universitäten. Beuys gründet die "Deutsche Studentenpartei". Ihr Ziel ist die Autonomie der Hochschule. Studenten sollen in einem demokratischen Verfahren aufgenommen werden. Beuys wendet sich gegen die Zulassungsregelung zum Kunsstudium durch die Prüfung einer Bewerbungsmappe mit Arbeitsproben. |
1972 | Beuys besetzt das Sekretariat der Kunstakademie
Düsseldorf mit Bewerbern, die für das
Kunststudium nicht
zugerlassen wurden. Der nordrhein-westfälische Bildungsminister Johannes Rau kündigt Joseph Beuys fristlos. Gegen die Kündigung protestieren prominente Künstler und Schriftsteller, u.a. Gerhard Richter, Pater Handke, Martin Walser und Heinrich Böll, der im selben Jahr den Nobelpreis für Literatur erhält. Beuys beginnt einen Rechtsstreit gegen seine Entlassung. |
1973 | Beuys gründet den Verein "Freie Internationale Hochschule für Kreativität und Interdisziplinäre Forschung". Er selbst ist Rektor, Vorstandsmitglieder sind Willi Bongard, Georg Meistermann und Klaus Staeck. Im Gründungsmanifest werden die Ziele genannt: Die Freie Hochschule hat die Aufgabe, das Kreativitätspotential jedes Menschen "zu entdecken, zu erforschen und zu entwickeln." |
1978 | Der Rechtsstreit über die entzogene Professur
an der Kunstakademie Düsseldorf ist beendet. Die fristlose
Kündigung von 1972 wird für
rechtswidrig erklärt. Mit der Kunstakademie wird ein
Kompromiss vereinbart. Beuys erhält seinen
Professorentitel zurück, und darf das Atelier der
Kunstakademie nutzen. An der Wiener Hochschule für Angewandte Kunst erhält Beuys eine Gastprofessur. |
1979 | Mit einer Retrospektive seiner Skulpturen und Zeichnungen im New Yorker Guggenheim-Museum erhält Beuys internationale Anerkennung. Beuys unterstützt den Europawahlkampf der Grünen, der von Petra Kelly angeführt wird. |
1980 | Beuys erhält eine Gastprofessur an der Städelschule, der staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt am Main. Für den nordrhein-westfälischen Landtag kandidiert er für die Partei der Grünen. Die Grünen setzen sich damals noch für Frieden und Abrüstung ein. |
Fettecke und Friedenshase |
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1982 | Für eine Diskussion um die Definition von
Kunst sorgt die
berühmte Fettecke: Beuys befestigt am 28. April 1982 in einer
Ecke seines Ateliers in der Düsseldorfer Kunstakademie etwa
zwei Meter unterhalb der Raumdecke ein 5 Kilogramm schweres
Stück Butter. 1986, neun Monate nach dem Tod von
Beuys, wird
das
Kunstwerk vom Hausmeister der Kunstakademie entfernt. Ein
Beuys-Schüler beansprucht das Eigentum an dem Werk, da er es
von Beuys geschenkt bekommen habe. Das Land Nordrhein-Westfalen zahlt
nach einem Prozess 40.000 DM Schadensersatz. Auf der documenta 1982 gießt Beuys in einer spektakulären Aktion die Kopie der Zarenkrone von Iwan dem Schrecklichen in einen "Friedenshasen" um. Die Kopie besaß durch ihren hohen Goldanteil und ihre Edelsteine einen beträchlichen Wert. Beuys hatte sie vom Besitzer des Düsseldorfer Nobelrestaurants "Datscha" zu einem ungenannten Preis erworben. |
1984 | Beuys-Ausstellung im Tokioter Seibu-Museum. |
1986 | Am 23. Januar stirbt Joseph Beuys in
Düsseldorf. Beuys erweiterte den traditionellen Kunstbegriff. Nach seiner Auffassung sollte die Kunst einen Platz in der Politik und der Gesellschaft einnehmen. Mit seinen provokanten Aktionen forderte er Widerspruch heraus. Berühmt ist sein Satz "Jeder Mensch ein Künstler". |
Literatur: Gieseke, Frank / Markert, Albert: Flieger, Filz und Vaterland. Eine erweiterte Beuys-Biografie., Berlin 1996; Kimpel, Harald: documenta, Mythos und Wirklichkeit. Köln 1997; Stachelhaus, Heiner: Joseph Beuys. München 1993. |