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Bonaventura |
1221 | Johannes Fidanza, mit
Ordensnamen Bonaventura wird in Bagnoregio bei Viterbo als Sohn eines
Arztes geboren. |
1235 |
Johannes Fidanza immatrikuliert sich an der
Universität in Paris (Sorbonne) zum Studium der Artes.
Er studiert bei Alexander von Hales, dem Kommentator
der Sentenzen des Petrus Lombardus. |
1243 |
Johannes tritt in den Orden der Franziskaner
ein und nimmt den Ordensnamen Bonaventura an. |
1243-48 |
Theologiestudium in Paris, Kommentar zum
Lukasevangelium. |
1248-50 |
Bibelvorlesungen. |
1250-52 |
Vorlesungen und Kommentar zu den Sentenzen des Petrus Lombardus. |
1254-57 |
Bonaventura wird Nachfolger des Alexander von
Hales auf dem theologischen Lehrstuhl der Franziskaner
an der
Sorbonne. Bibelkommentare, Schriften über Christus (De
scientia Christi), die Trinität (De mysterio Trinitatis) und
die evangelische Vollkommenheit (De perfectione evangelica),
in der er das Leben der Minoriten
gegenüber Theologen, die keinem Bettelorden
angehören, verteidigt. In dieser Zeit verfasst
Nonaventura
auch De reductione artium ad theologiam, eine Beschreibung
des Systems der Wissenschaften und das Breviloquium, eine
kurze Einführung in die Theologie. |
1252 |
Ausbruch des Streites zwischen der Professorenpartei der Pariser Universität und den Bettelorden, bei dem es um Stellenbesetzungen geht. Bonaventura ist mit Thomas einer der wichtigsten Vertreter der Mendikantenpartei. |
1255 |
Bulle Papst Alexander IV., die den Mendikanten Lehrstühle zuspricht und im nächsten Jahr den ersten Höhepunkt des Streites beendet. |
1257 |
Bonaventura wird zum Generalminister seines
Ordens gewählt, er gibt seine Universitätslaufbahn
auf. Rundbrief an seinen Orden, in dem er die Brüder
ermahnt, den angeschlagenen Ruf des Ordens zu bessern. |
1257-66 |
Pastoralreisen durch Frankreich und Italien. |
1259-60 |
Drei Traktate zur geistlichen Erziehung der
Brüder. Selbstgespräch über vier geistliche
Übungen (Soliloquium de quatuor mentalibus exercitiis), Der
Baum des Lebens (Lignum vitae), Über den dreifachen Weg (De
triplici via). In dieser Zeit entsteht auch sein einflussreichstes
Werk, das bis heute gelesen wird: Weg des Geistes zu Gott
(Itinerarium mentis in Deum), angeregt durche einen Besuch auf
dem Berg Alverna, auf dem der Hl. Franziskus kurz
vor seinem Tod die Vision eines Engels mit sechs
Flügeln hatte. Das Bild des Engels
inspiriert Bonaventura zu einer Abhandlung
über die Gotteserkenntnis, auch auf nicht rationale Weise. |
1260 |
Generalkapitel von Narbonne, Bonaventura einigt den
zerrissenen Franziskanerorden mit einer Neufassung der Statuten, die
auf die geänderten Zeitverhältnisse aktualisiert
werden. Er schreibt im Auftrag des Generalkapitels eine
umfangreiche Biographie des Hl Franziskus,
die als Legenda
maior bezeichnet wird und als offiziöse
Ordensbiographie allein zugelassen wird. |
1266 |
Rückkehr nach Paris, es folgen weitere
Schriften, Über die Zehn Gebote (Collationes de decem
praeceptis), Über die sieben Gaben des Heiligen Geistes
(Collationes de septem donis Spiritus sancti) und eine Verteidigung der
Minderbrüder (Apologia pauperum). |
1269-72 |
Zweite Phase des Streites zwischen Weltgeistlichen und
Minderbrüdern an der Pariser Universität. |
1271 |
Nach dreijähriger Sedisvakanz (Papststuhl ist
nicht besetzt) wird Gregor X.
auf Vorschlag Bonaventuras, der zu einer Figur allgemeiner
kirchenpolitischer Bedeutung geworden war, zum Papst gewählt. |
1273 |
Papst Gregor X. ernennt Bonaventura zum Kardinalbischof von Albano und überträgt ihm die Vorbereitung des 2. Konzils von Lyon, das die Unionsverhandlungen mit der griechischen Kirche zum Abschluss bringen sollte. |
1274 |
Bonaventura stirbt noch vor Schluss des Konzils am 15.
Juli in Lyon, begraben in S. Bonaventure in Lyon. Das Grab wird
während der Französischen Revolution
zerstört. Bonaventura wurde 1482 durch Papst Sixtus
IV.
heiliggesprochen und 1588 durch Papst Sixtus V. als Doctor seraphicus
zum Kirchenlehrer erklärt. Bonaventura war neben Thomas von
Aquin der größte Theologe der Scholastik
und gilt
als der bedeutendste Mystiker. Im Gegensatz zum Aristoteliker
Thomas ist er vor allem vom Neuplatonismus
des Augustinus
und des
Pseudo-Dionysius Areopagita geprägt. |
Literatur: Étienne Gilson, Die Philosophie des hl. Bonaventura, 2. Aufl. Darmstadt 1960; Joseph Ratzinger, Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura, München 1959, NA St. Ottilien 1992; Sofia Vanni Rovighi, San Bonaventura, Milano 1974. | |