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Erich Mühsam |
1878 |
Am 6. April wird Erich
Mühsam in Berlin als Sohn des Apothekers Siegfried Seligmann
und dessen Frau Rosalie geboren. Er wächst mit drei
Geschwistern in Lübeck auf. |
1896-1899 | Wegen "sozialistischer Umtriebe" wird er des Gymnasiums
verwiesen. Er wechselt die Schule und erlangt mit Abschluss
der Untersekunda in Parchim die Mittlere Reife. Anschliessend macht er
eine Apothekerlehre. |
1900 | Als Apothekergehilfe arbeitet er in Lübeck,
Blomberg und Berlin. |
1901 | Erich Mühsam läßt sich als
freier Schriftsteller in Berlin nieder und schließt sich der
Dichtergruppe "Neue Gemeinschaft" an. Er freundet sich mit Gustav
Landauer an, der ihn mit der kommunistisch-anarchistischen Bewegung
bekannt macht. |
1901-1904
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In den folgenden Jahren entwickelt Erich
Mühsam sich zum Vertreter eines "literarischen Anarchismus".
Er publiziert in den Zeitschriften "Simplicissimus", "Gesellschaft" und
"Aktion". In seinem von ihm "Gefühlsanarchismus" genannten
Stil verschmelzen Ansätze anarchistischer Theoretiker wie
Proudhon, Bakunin,
Kropotkin mit Elementen des radikalen
Individualismus von Max Stirner und Friedrich
Nietzsche. |
1904-1908
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Auf Einladungen befreundeter Schriftsteller reist Erich
Mühsam nach Zürich, Norditalien, München,
Wien und Paris. |
1909-1924 | Nach seiner Rückkehr nach Deutschland
gründet Erich Mühsam in München die Gruppe
"Tat" zur "Agitation des Subproletariats". Er wohnt in Schwabing und
ist mit Heinrich
Mann, Lion Feuchtwanger und Frank Wedekind befreundet. |
1910 | Im Februar wird Erich Mühsam wegen
"Geheimbündelei" inhaftiert und angeklagt, später
jedoch freigesprochen. |
1911-1919
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Erich Mühsam gibt "Kain. Zeitschrift
für Menschlichkeit" heraus. |
1914-1918
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Während des Ersten Weltkriegs versucht Erich
Mühsam erfolglos, einen internationalen Bund der Kriegsgegner
zu gründen. Seine radikale Auflehnung gegen Krieg
und Kapitalismus bleiben ohne Auswirkungen. Er ist ein
scharfer Verfechter
einer antimilitaristischen und pazifistischen Gesinnung.
Mühsam
nähert sich der politischen Position von Rosa Luxemburg und
Karl Liebknecht
an. |
1915 | Wegen Kriegsdienstverweigerung wird er zu sechs Monaten
Festungshaft verurteilt. |
1916 | Erich Mühsam sympathisiert mit der
Spartakusgruppe. Er ist Organisator von Protesten und Streiks gegen den
Krieg. |
1917 | Nach dem Sieg der Bolschewisten in der
Oktoberrevolution
distanziert sich Mühsam von der Münchner
Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD)
um Kurt Eisner, weil sie ihm nicht radikal genug erscheint. |
1918 | Im März wird Erich Mühsam wegen
Straßenaktionen und Aufrufen zu Streiks in Traunstein
interniert, nach wenigen Wochen aber wieder freigelassen. Am 7.
November ist er als radikaler Verfechter des Rätesystems und
als Mitglied der Münchner Arbeiter- und Soldatenräte
an der Novemberrevolution beteiligt. |
Die Münchner Räterepublik scheitert |
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1919 | Als Mitglied des Münchner Rats der Volksbeauftragten ist er neben Gustav Landauer und Ernst Toller an der Münchner Räterepublik beteiligt. Nach dem Scheitern der Räterepublik wird er im April von Mitgliedern der Freikorps verhaftet und im Juli wegen Beteiligung an der Revolution zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt. |
1924 | Zu Weihnachten wird Erich Mühsam im Rahmen
einer allgemeinen Amnestie freigelassen. Er zieht nach Berlin. |
1926-1931 | Als Herausgeber der Zeitschrift "Fanal" und
auf Vortragsreisen warnt Erich Mühsam vor Adolf
Hitler
und dem Aufstieg der NSDAP. |
1930 | Mühsams letztes Stück "Alle Wetter",
in dem er die Gefahren einer nationalsozialistischen Machtergreifung
darstellt, wird in München aufgeführt. |
1931 | Wegen wiederholter Teilnahme an radikalen Aktionen wird
Erich Mühsam aus dem Schutzverband Deutscher
Schriftsteller ausgeschlossen, dessen Mitglieder sich der
parteipolitischen Neutralität verpflichtet haben. |
1932 | Joseph Goebbels nennt Erich Mühsam einen jener
"jüdischen Wühler", mit denen man "kurzen
Prozess" machen werde, sobald die NSDAP die Macht errungen
habe. |
1933-1934 | Am 27. Februar, dem Tag des Reichstagsbrands, wird Erich Mühsam von der SA verhaftet und in das Berliner Gefängnis Lehrter Straße verbracht. Ohne Verurteilung wird er im KZ Sonnenburg, dem Gefängnis Berlin-Plötzensee und dem Zuchthaus Brandenburg inhaftiert, wo man ihn schwer misshandelt. Im Januar wird Mühsam in das KZ Oranienburg verlegt. |
1934 | Am 10. Juli stirbt Erich Mühsam. Er wurde in
einer Latrine des KZ Oranienburg erhängt. |
1935 | Im Nachlass von Erich Mühsams befinden sich
hunderte unveröffentlichte Aufsätze, Stücke,
Dramen und Lieder. Der sowjetische Geheimdienst NKWD
("Volkskommissariat
für Innere Angelegenheiten") gelangt auf
ungeklärte Weise an diese Unterlagen und bringt sie nach
Moskau, wo sie im Maxim-Gorki-Institut
archiviert werden. |
1949 | Erich Mühsams Autobiographie "Namen, Menschen.
Unpolitische Erinnerungen" wird in Deutschland
veröffentlicht. |
Literatur: Rolf Kauffeldt: Erich Mühsam zur Einführung. Hamburg 1989; Hubert van den Berg: Erich Mühsam. Bibliographie der Literatur zu seinem Leben und Werk. 1992 |