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Karl der Kahle - römisch-deutscher Kaiser

823
Karl II., auch Karl der Kahle genannt, entstammt dem Geschlecht der Karolinger. Er wird am 13. Juni  in Frankfurt am Main geboren. Karl der Kahle ist der jüngste Sohn Ludwigs des Frommen aus dessen Ehe mit Judith. Ein ihm gewidmetes Gedicht des zeitgenössischen Mönchs Hugbert vom St. Amans, De laude calvorum (Vom Lob der Kahlköpfe) könnte ein Hinweis auf die tatsächliche Kahlköpfigkeit Karls sein.
829
817 wurde mit der Ordinatio Imperii die bisherige Erbregelung aufgehoben, die das bestehende Reich unter den Nachkommen zu gleichen Teilen aufteilte. Ziel der Ordinatio Imperii war, die Einheit des fränkischen Reiches zu erhalten.
Nun war zwar Karl nach 817 geboren, nicht aber Ludwigs Söhne aus erster Ehe, Lothar I., Pippin I. und Ludwig der Deutsche. Das Karolingerreich gerät in eine schwere Krise. In wechselnden Konstellationen kämpfen Ludwig und seine Söhne um Teile des Reiches. Auf dem Reichstag von Worms wird Karl der Kahle im Alter von sechs Jahren zum dux Alemanniae, zum Herzog von Schwaben ernannt.
839
Nach dem Tod des Bruders Pippin wird Karl der Kahle Unterkönig von Neustrien. Das Gebiet entsprichte heute dem nördlichen Frankreich.
840
Kaiser Ludwig der Fromme stribt.
841
In der Schlacht von Fontenoy kämpfen die Nachfolger Karls des Großen einen Konflikt innerhalb der eigenen Dynastie aus. Auf der einen Seite stehen Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche, die Brüder Lothars. Auf der anderen Seite befinden sich Lothar I. und Pippin II. Es stehen sich 150.000 zu 160.000 Soldaten gegenüber. Die Verluste beider Seiten lassen sich zu etwa 50.000 Soldaten addieren. Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche gehen als Sieger hervor.
842
Straßburger Eide. Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche beschwören jeweils in der Sprache des anderen ihr Bündnis. Die Eide gehören zu den ältesten erhaltenen Dokumenten des Althochdeutschen und Altfranzösischen. Karl der Kahle heiratet am 14. Dezember Irmentrud, die Tochter des Grafen Odo von Orléans. Sie gebärt u.a. den Thronerben Ludwig II. (Ludwig der Stammler) und Judith, die in das Haus von Wessex verheiratet war.
843
Im Vertrag von Verdun einigen sich die Söhnen Ludwigs des Frommen. Ludwig der Deutsche erhält das östliche Drittel, Lothar die Mitte und das Kaisertum und Karl das westliche Drittel des Karolingerreichs, westlich von Schelde, Maas, Saone und Rhone. Im Vertrag von Coulaines einigt sich Karl der Kahle mit dem Adel, seine Herrschaft bleibt aber trotzdem schwierig.
843-51
Im Konflikt mit dem Herzögen der Bretagne gesteht ihnen Karl der Kahle eigene Gebiete zu.
848
Durch ein Bündnis mit dem Adels, und nach der Absetzung seines Neffen Pippin II., der in Klosterhaft wandert, beherrscht Karl der Kahle das Gebiet Aquitanien.
856-61
Die Wikingereinfälle im Westreich klingen etwas ab.
860
Der ostfränkische König Ludwig der Deutsche war mehrfach (854, 858/59), in das Westreich eingefallen. Karl der Kahle rettet sich mit diplomatischer Unterstützung des westfränkischen Episkopats unter Erzbischof Hinkmar von Reims. Dem Frieden von Koblenz mit Ludwig dem Deutschen folgt eine Konsolidierungsphase, freilich nicht von allzu langer Dauer.
869
Lothars II., der Herrschers im nördlichen Drittel des 855 von Lothar I. geteilten Mittelreichs, stirbt. Karl der Kahle versucht, Lothringen dem Westreich anzuschliessen, was zum erneuten Konflikt mit Ludwig dem Deutschen führt.
870
Im Vertrag von Meerssen (bei Maastricht) ordnen Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche ihre Gebiete neu. Den Verlust der Pfalz in Aachen kompensiert Karl der Kahle mit der Gründung des Marienstiftes in Compiègne und seinem Zentralbau. Heirat mit Richildis, Tochter des Grafen Buvinus von Metz.
875
Nach dem Tod von Kaiser Ludwig II., der den ostfränkischen Königssohn Karlmann designiert hatte, erreicht Karl der Kahle durch einen schnell umgesetzten Italienzug am 25. Dezember seine Krönung zum Kaiser durch Papst Johannes VIII. Anmerkung: Einige mittelalterliche Autoren behaupten, behaupten, Johannes VIII. sei in Wahrheit die legendäre Päpstin Johanna gewesen, die auch in der Schedel'schen Weltchronik beschrieben ist. Gesicherte Quellen existieren zu Päpstin Johann allerdings nicht.
876
Nach dem Tod Ludwig des Deutschen scheitert der Karl der Kahle beim Versuch der Expansion ins Ostreich. Bei Andernach werden seine Truppen geschlagen.  
877
Ein weiterer Italienzug scheitert. Karl der Kahle flüchtet, und stirbt am 6. Oktober in Avrieux in Savoyen. Er wird in Nantua begraben, dann  in  Saint-Denis.
Karl der Kahle versuchte vergeblich, die Herrschaft der Karolinger auszuweiten, doch die ständigen innerfamiliären Konflikte und die Herrschaftsansprüche des Adels  machten des Plan zunichte.

  Literatur: Janet L. Nelson, Charles le Chauve, Aubier 2001; Rudolf Schieffer, Die Karolinger, 4. Aufl., Stuttgart 2006.
   
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