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Paul Celan
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1920 | Am
23. November 1920 wird Paul Celan unter dem Namen Paul
Antschel im damals rumänischen
Czernowitz geboren. Heute gehört die Stadt zur Ukraine. Die
Eltern
sind deustchsprachige Juden. Paul ist das einzige
Kind. Den
Künstlernamen Celan gibt er sich später. Die Schulzeit schließt er an einem rumänischsprachigen Gymnasium ab. |
1932 | In Deutschland wird Die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) nach den Wahlen vom 30. August stärkste Fraktion im Reichstag. |
1933 | Adolf Hitler ergreift die am 30. Januar 1933 die Macht in Deutschland. Am 13. März wird Goebbels "Minister für Volksaufklärung und Propaganda". |
1938 | Die
Nationalsozialisten erreichen mit dem
"Münchner Abkommen" und dem "Anschluss Österreichs"
einen Machtzuwachs. Am 9. November 1938 verkündet Goebbels vor
der
NS-Parteiführung, dass gegen "spontane Ausschreitungen" gegen
jüdische Geschäfte und Einrichtungen nichts
unternommen
werden soll. Damit initiiert er die Gewaltaktionen gegen die Juden, die
"Reichkristallnacht". |
1939 | Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 beginnt Hitler den Zweiten Weltkrieg. Celan bricht das Medizinstudium ab. Er kehrt in seine rumänische Heimatstadt Czernowitz Rumänien zurück, um dort Germanistik zu studieren. |
1940 | Rumänien schließt sich am 23. November 1940 dem „Stahlpakt“ an, dem Bündnis zwischen dem Deutschen Reich und Italien. |
1942 | Die Nationalsozialisten
deportieren Juden aus Osteuropa. Celans
Eltern werden in ein Konzentrationslager im Gebiet des heutigen
Transnistrien gebracht. Der Vater stirbt an Typhus, die
Mutter
wird erschossen. |
1942-1944 | Celan leistet verschiedenen rumänischen Arbeitslagern Zwangsarbeit. |
Die Todesfuge |
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1944 | Nach dem "D-Day", der Landung der Alliierten
in der Normandie, ist die Niederlage Deutschlands abzusehen. Celan
stellte aus seinen Gedichten von 1938 bis 1944 die Sammlung "Das
Typoskript" zusammen. Berühmt wird seine "Todesfuge", in der
er die Judenvernichtung in den Konzentrationslager in Worte zu fasst. |
1945 | Mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands enden der Zweite Weltkrieg und die Naziherrschaft. |
1945-1947 | Celan arbeitet als Lektor und Übersetzer in Bukarest. Seine erste Gedichte werden veröffentlich, jetzt unter seinem Künstlernamen. Die Sowjetunion erichtet in Osteuropa kommunistische Diktaturen. Über Ungarn flieht Celan nach Wien. |
1947-1948 | Celan veröffentlicht in deutschsprachigen Zeitschriften und hält erste öffentliche Lesungen ab. |
1948 | Umzug nach Paris, wo er den Rest seines Lebens verbringt. Im selben Jahr begegnet Celan der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann. Die beiden verlieben sich ineinander. Dokumeniert ist die Beziehung im Briefwechsel "Herzzeit". |
1951 | Celan begegnet der Zeichnerin und Grafikerin Gisèle de Lestrange. |
1952 | Am 23. Dezember heiraten Celan und Gisèle. Ende Dezember wird Celans erster Gedichtband in Deutschland veröffentlicht, "Mohn und Gedächtnis". |
1953 | Celans erster Sohn Francois stirbt gleich nach der Geburt. |
1955 | Celan erhält die französische Staatsbürgerschaft. Geburt des zweiten Sohnes Eric. |
1957-1958 | Von Oktober 1957 bis Mai 1958 nimmt Celan die Liebschaft mit Ingeborg Bachmann wieder auf. |
Ab 1958 | Celan erhält den Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen. Er widmet sich nun verschiedenen Übersetzungen und Bearbeitungen anderer Autoren. Hierzu gehören Arthur Rimbaud (Das trunkene Schiff), und Alexander Block, (Die Zwölf), Ossip Mandelstamm (Gedichte), Paul Valéry (Die junge Parze), William Shakespeare, (Einundzwanzig Sonette) und Giuseppe Ungaretti (Das verheißene Land – Das Merkbuch des Alten) |
1959 - 1970 | Arbeit als Lektor an der École Normale Supérieure in Paris. 1959 Publikation von "Sprachgitter". |
1960 | Claire Goll, die Witwe des jüdischen Dichters Yvan Goll, beschuldigt Celan des Plagiats von Gedichten ihres verstorbenen Ehemanns. Die „Goll-Affäre“ belastet Celan bis an sein Lebensende schwer. |
1963 | Publikation von "Die Niemandsrose". |
1965 | Veröffentlichung von "Atemkristall". |
1967 | Publikation von "Atemwende". Paul und Gisèle leben ab April in getrennten Wohnungen. |
1968 | "Fadensonnen" wird veröffentlicht |
1970 |
Im März reist Celan noch
einmal nach Deutschland. In der Nacht
vom 19. zum 20. April begeht er Selbstmord durch
Ertränken in der Seine. Zusammen mit Gottfried Benn zählt er zu den größten deutschsprachigen Lyrikern des 20. Jahrhunderts. |
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Literatur: Derrida, Jacques: Schibboleth. Für Paul Celan. Aus dem Französischen von Wolfgang Sebastian Baur. 5., durchgesehene Auflage, Wien 2012; Gadamer, Hans-Georg: Wer bin Ich und wer bist Du? Ein Kommentar zu Paul Celans Gedichtfolge 'Atemkristall'. Frankfurt 1986; Pöggeler, Otto: Spur des Worts. Zur Lyrik Paul Celans. Freiburg 1986. |