Biografien
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Leo Tolstoi

1828
Leo Tolstoi (Lew Nikolaevic Graf Tolstoj) wird zwischen dem 28. August und 9. September in Jásnaja Poljána bei Tula geboren. Mit neun Jahren wird er Vollwaise. Er wächst bei der Schwester seines Vaters auf, wo er wird von Hauslehrern erzogen wird.
1844
An der Universität Kasánj studiert Leo Tolstoi zuerst Sprachen, dann Jura. Drei Jahre später bricht er sein Studium endgültig ab. Zuhause auf dem geerbten Gut versucht er, die Lage der Leibeigenen zu verbessern, deren Arbeitsbedingungen noch von seinen Eltern diktiert wurden. 
1855  Tolstoi nimmt an Kämpfen im Kaukasus teil und dient als Offizier im Krimkrieg. Die autobiographischen Erzählungen über die Schrecken des Krieges während der Belagerung von Sewastolpol machen ihn bekannt.
1857-1861
Aus pädagogischem Interesse bereist Lew Tolstoi Westeuropa. Er besuchte die sozialkritischen Schriftsteller Charles Dickens und Iwan Turgenew und die Pädagogen Friedrich Fröbel und Adolph Diesterweg. Nach seiner Rückkehr nach Russland verstärkt er die reformpädagogischen Bestrebungen und richtet Dorfschulen nach dem Vorbild des Philosophen und Pädagogen Jean-Jacques Rousseau ein. Auch nach der Schließung seiner Schule durch die zaristische Verwaltung verfolgt Leo Tolstoi seine pädagogischen Ziele weiter. Er verfasst Lesebücher, um den Schülern moralische und soziale Werte zu vermitteln. Tolstoi hat damit großen Einfluss auf die verschiedenen Strömungen der Reformpädagogik, wie sie später besispielsweise von Maria Montessori und A.S. Neill konzipiert werden. 
1862  Leo Tolstoi heiratet die 18-jährige Sofia Andrejewna Behrs, mit der er 13 Kinder haben wird. 
1863  
Tolstois Roman "Die Kosaken" erscheint; in Jahr darauf beginnt er mit der Arbeit an seinem Monumentalwerk "Krieg und Frieden". 
1875  Die ersten Kapitel von "Anna Karenina" erscheinen. 
1879  Der erste Teil der "Beichte" findet in Rußland handschriftliche Verbreitung.  
1880–1881
Leo Tolstoi wendet sich zunehmend religiösen Fragen zu, setzt sich mit  führenden Geistlichen und dem Metropoliten von Moskau auseinander und kritisiert die dogmatische, rituelle Form der orthodoxen Kirche. Er übersetzt die Evangelien erneut ins Russische. Die Verbreitung seiner Anschauungen in "Was darf ein Christ und was nicht" führen zur Auseinandersetzung mit den Institutionen von Kirche und Staat.
1882-1901
Leo Tolstoi organisiert Hilfe für notleidende Bauern, die von schlechten Ernten geplagt werden. Seine Aktionen rücken ihn weiter in das Visier der Obrigkeit. Tolstoi steht zunehmend unter polizeilicher Beobachtung.
1886-1889
Lew Tolstoi veröffentlicht "Der Tod des Ivan Iljitsch" und arbeitet an "Die Macht der Finsternis". In den nächsten Jahren entstehen "Über das Leben" und "Kreuzersonate". "Herr und Knecht" und "Auferstehung". 
1890-1899 
"Herr und Knecht" und "Auferstehung" werden veröffentlicht und teilweise verboten.  
1900  Leo Tolstoi wird Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften.
1901
Tolstoi gerät in Russland zunehmend unter Druck. "Meine Beichte" sowie "Worin mein Glaube besteht" werden mit dem Erscheinen sofort verboten. Gerücht über eine Geisteskrankheit werden gestreut. Sein Roman "Auferstehung" führt zur Exkommunizierung durch die Orthodoxe Kirche. Im Ausland feiert Tolstoi Erfolge. Er wird für den ersten Nobelpreis für Literatur vorgeschlagen, lehnt jedoch ab. 
1908  Zu Hausdurchsuchungen und Konfizierungen seiner Texte muss Leo Tolstoi familiäre Konflikte ertragen. Er verlässt seine Frau und begibt sich  zusammen mit seinem Arzt und seiner jüngsten Tochter auf eine Reise. Im  offenen Bahnwagen zieht sich Tolstoi eine Lungenentzündung zu.
1910  Am 7. November stirbt Lew Tolstoi im Bahnwärterhäuschen von Astapowo. Zwei Tage später wird er in Jasnaja Poljana begraben. 
    
  Literatur:
Lavrin, Janko: Lev Tolstoj. Reinbek 1961;  Schklowski, Viktor: Leo Tolstoi. Eine Biographie, Wien 1981.