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Jean Paul Marat

1743
Jean Paul Marat wird am 24. Mai 1743 im schweizerischen Boudry geboren, einem Ort im Fürstentum Neuchâtel (Neuenburg). Marats Vater ist ein Arzt spanischer Herkunft, der zum Calvinismus übertrat, und deshalb zunächst nach Genf gekommen war. Marat studiert Medizin, beschäftigt sich aber auch mit der Schriftstellerei.
seine Mutter, Louise Cabrol, stammt aus der ebenfalls mit der Eidgenossenschaft verbundenen Stadtrepublik Genf. 
1753 Die Familie zieht nach Yverdon, wo der Vater als Zeichner in einer Tuchfabrik arbeitet.
1755 Umzug nach Neuchâtel. Marats Vater gibt Unterricht in Fremdsprachen.
1759 Marat verlässt die Schweiz. Er wandert nach Bordeaux und studiert dort Medizin, später hört er an der Universität Vorlesungen in Medizin, Physik und Philosophie. 
1762 Marat lebt in England, Schottland und Irland. Er praktiziert als Arzt, schreibt Bücher und schließt sich den Freimaurern an.
1772 Marat veröffentlicht sein erstes Werk "An Essay on the human soul" (Eine Untersuchung über die menschliche Seele).
1774
Marat hält sich in Schottland auf. Er veröffentlich zunächst anonym seine Schrift "The chains of slavery" (Die Ketten der Sklaverei). Inspiriert ist er dabei von Rousseaus"Du Contract Social ou Principes du Droit Politique" (Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechtes). Rousseaus "Contract Social" beginnt mit den berühmten Worten "Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten."
1775 Studienabschluss in Medizin an der St. Andrews University in Schottland.
1777 Marat kehrt nach Frankreich zurück. Er schreibt Bücher zur Physiologie, zur Physik und zu politischen Themen. Für den Grafen von Artois, einem jüngeren Bruder von Ludwig XVI., arbeitet er als Arzt der Leibgarde. Marat beteiligt sich an einem Wettbewerb zur Reform des Strafrechts. 1780 veröffentlicht er seinen "Plan einer Kriminalgesetzgebung".
1782 In seinen "Recherches physiques sur l'électricité" tritt Marat gegen Newton auf. Weitere Bücher Marats beschäftigen sich mit anderen Teilgebieten der Physik, Recht, Politik und Physiologie.
1783 Beendigung der Tätigkeit als Arzt.
1788 Eine Mißernte führte zu Hungersnöten. In Frankreich brechen Hungerrevolten und Bauernaufstände aus.

Französische Revolution

1789 Marat veröffentlicht im Februar 1789 seine Schrift "Offrande à la Patrie" (Opfergabe an das Volk). Sie richtet sich an den Dritten Stand, an die Bauern und Handwerker. Marat beschreibt die gegensätzlichen Interessen des Dritten Standes gegenüber der Kirche (Erster Stand) und dem Adel (Zweiter Stand). Zu Marats Zeit hat Frankreich etwa 25 Millionen Einwohner, davon sind etwa 23 Millionen Bauern. Diese müssen für adelige Gutsbesitzer, Kirche und den König hohe Abgaben leisten.
Am 17. Juni erklären sich die Vertreter des Dritten Standes zur Nationalversammlung. Sturm auf das Gefängnis "Bastille" am 14. Juli.
Am 26. August verkündet die Nationalversammlung die "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte". Sie beruht auf den Prinzipien von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Marat gründet im Dezember die Zeitung "Publiciste parisien" (Pariser Blatt), die später in "Ami du peuple" (Freund des Volkes) umbenannt wird. Mit namentlichen Denunziationen wird Marat schnell zum Sprachrohr der radikalen Revolutionäre.
1790 Robespierre wird zum Präsident der Jakobiner und zum stellvertretenden Sekretär der Nationalversammlung gewählt.
1791 König Ludwig XVI. ist formal noch im Amt. Die Nationalversammlung hatte zunächst nicht die Abschaffung der Monarchie geplant, sondern die Umwandlung in eine konstitutionelle Monarchie. Er war mit seinem Hofstaat nach Paris gezogen, und lebt im Tuileren-Schloss. Im Juni versucht er heimlich, Frankreich zu verlassen. An der belgischen Grenze wird Ludwig XVI. aufgegriffen und zurückgebracht.
1792
Aufgewiegelt durch Danton und die Berichterstattung in Marats "Ami du peuple" stürmt das Volk den Sitz der Königsfamilie in Paris, den Tuilerien-Palast. Am 10. August wird der König von der Nationalversammlung abgesetzt. 
Im September befinden sich Truppen der Preußen und der Österreicher auf dem Weg nach Paris. Marie-Antionette, die Gattin von König Ludwig XVI. plante mit Hilfe ihres Bruders Kaiser Josef II. von Österreich eine Intervention Frankreichs. Die Pariser Bürger wenden sich nun gegen alle, die sie als Verbündete des Königs betrachten. Es kommt zum Septembermassaker in Paris. Die Ausschreitungen wurden von Marats "Ami du Peuple“ propagandistisch vorbereitet.
1793
Der Nationalkonvent stimmt am 18. Januar für die Hinrichtung Ludwig XVI. aus. Am 21. Januar wird der König durch die Guillotine enthauptet.
Am 2. Juni zieht Marat mit 40.000 Pariser Bürgern zum Konvent. Sie umschließen das Gebäude und fordern die Verhaftung der Girondisten, die bisher die Nationalversammlung dominierten. Der Konvent gibt nach. Führende Partei sind jetzt die Jakobiner.
Am 13. Juli 1793, kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten des Jakobinerclubs, wird Jean Paul Marat von Charlotte Corday im Bad erstochen. Ein Redakteur des "Ami du Peuple" schlägt Charlotte Corday nach dem Mord nieder. Sie wird festgenommen und der Guillotine zugeführt.
Charlotte Corday bekannte sich zu den von Marat bekämpften Girondisten, außerdem gehört sie dem Adel an. Marat war dafür eingetreten, den Grundbesitz des Adels in Staatseigentum zu überführen.
Vom Volk wird Marat nun als Märtyrer verehrt. Seine Leiche wird zunächst im Garten der Cordeliers begraben, und im November in das Pariser Panthéon überführt. Im Februar 1795 wird Marats Leiche wieder hinaus aus dem Pantheon entfernt. Seine letzte Ruhe findet Marat auf dem Friedhof der Pfarrkirche Saint-Étienne-du-Mont.
   
  Literatur:
Gallo, Max: Robespierre. Stuttgart 1989; Gaul, Jens-Peter: Jean-Jacques-Rousseau, München 2001; Jean Paul Marat: Die Ketten der Sklaverei, Übersetzung aus dem Französischen von Reinhard Seufert, Verlag Andreas Achenbach, Gießen/Lollar 1975; Ernest Krivanec: Jean-Paul Marat. Leben und Werk, Genf 1988;Robert Darnton: Literaten im Untergrund, München 1985

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