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Ernst Ludwig Kirchner
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1880 |
Ernst Ludwig Kirchner wird
am 6. Mai 1880
in Aschaffenburg geboren. Er ist der Sohn von Ernst Kirchner, der die
industrielle Papierherstellung verbessert, und seiner
Frau Maria
Elise. |
1901-1904 | Ernst Ludwig Kirchner studiert Architektur in Dresden und München. In München besucht er nebenbei die Debitzsch-Schule, eine private Kunstschule. Bei Ausstellungen in München begeistert sich Kirchner für die Bilder von Kandinsky und seiner Künstlervereinigung "Phalanx". Die Phalanx präsentiert nicht nur eigene Werke sondern auch Impressionisten wie Claude Monet, Lovis Corinth und Paul Signac. |
1905 | Ernst Ludwig Kirchner gründet in Dresden gemeinsam mit den Architekturstudenten Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff die Künstlervereinigung "Die Brücke". Programmatisch wendet sich die Künstlervereinigung gegen die starre Kunstauffassung des Kaiserreiches, und für einen Aufbruch in Politik und Gesellschaft. Der Gründungstermin am 7. Juni 1905 gilt zur Geburtsstunde als "Expressionismus". Die Namensgebung geht auf Schmidt-Rottluff zurück, wobei das Motive nicht geklärt ist. Möglicherweise beruht der Name auf einem Zitat aus Friedrich Nietzsches Zarathustra: „Ihr seid nur Brücken: mögen Höhere auf euch hinüber schreiten!“ |
1906 | In einem Holzschnitt formuliert Kirchner die Zielsetzung der Expressionisten: "Mit dem Glauben an Entwicklung an eine neue Generation der Schaffenden rufen wir alle Jugend zusammen und als Jugend, die die Zukunft trägt, wollen wir uns Arm- und Lebensfreiheit verschaffen gegenüber den wohlangesessenen älteren Kräften. Der gehört zu uns, der unmittelbar und unverfälscht das wiedergibt, was ihn zum Schaffen drängt.“ Stilmittel der Expressionisten sind kräftige Farben und Linien. |
1911 |
Die Künstlervereinigung "Die Brücke" zieht nach Berlin. Kirchner entdeckt die Welt von Zirkus und Variete, außer dem betätigt er sich als Grafiker. Zu seinen Vorbildern zählt Henri de Toulouse-Lautrec, der im Paris der "Belle Epoque" neben seiner Malerei und als Grafiker tätig war. Gemeinsam mit Max Pechstein gründet Kirchner die Künstlerschule "Moderner Unterricht in Malerei" (MUIM). Das Projekt scheitert aber. In Berlin entsteht 1911 Kirchners Halbakt "Frau mit Hut". |
1912-1913 | In langen Sommeraufenthalten auf der Insel Fehmarn entstehen 84 Ölbilder. Für die posthum herausgegebene Gedichtesammlung "Umbrae Vitae" des verunglückten Dichters Georg Heym gestaltet Kirchner das Titelblatt als Holzschnitt. |
1913 |
Die Künstlervereinigung "Die Brücke" löst sich wieder auf. Kirchner malt großformatige Bilder, darunter sein berühmtes Werk "Die Straße". Es zeigt das pulsierende Leben der Großstadt im Stil des Expressionismus. |
1914 |
Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Ernst Ludwig Kirchner meldet sich freiwillig zum Militär. Nach einem Jahr erleidet er einen Nervenzusammenbruch, und wird entlassen. Während dieser persönlichen Krise erreichen seine Bilder die Öffentlichkeit. Der Jenaer Kunstverein zeigt Kirchners Werke. |
Der Maler als Soldat |
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1915 |
Obwohl Ludwig Kirchner selbst nie an der Front
eingesetzt war, hat ihn die Welt des
Krieges nachhaltig
traumatisiert. Seine Erfahrungen verarbeitet er in dem schockierenden
Bild "Der Maler als Soldat". Es zeigt den Künstler mit
entsetztem
Blick und abgehackter Hand. |
1917 |
Kirchner zieht in die Schweiz. Er lebt Davos. Kirchner
leidet
unter Lähmungserscheinungen und befürchtet, nie
wieder malen
zu können. |
1919 | Ende des Ersten Weltkriegs. |
1921 |
Die "Neue Abteilung der Nationalgalerie Berlin", das weltweit ersten Museum für zeitgenössische Kunst, präsentiert Kirchners Werke. |
1923 |
Kirchner zieht in ein altes Bauernhaus nach Frauenkirch-Wildboden bei Davos. |
1933 | Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland. In der Kunsthalle Bern präsentiert Kirchner seine Werke. |
1937 | Kirchner stellt in der Kunsthalle Basel aus. Auch in Amerika wird man auf ihn aufmerksam. Das Kunstmuseum von Detroit zeigt seine Bilder. In Deutschland wird Kirchners Kunst von den Nationalsozialisten als "entartet" bezeichnet und beschlagnahmt. Mehr als 600 Gemälde werden aus den Museen entfernt. In der Ausstellung "Entartete Kunst" werden 32 Bilder gezeigt. |
1938 | Kirchner ist einsam, körperlich geschwächt und seelisch verzweifelt. Er begeht am 15. Juni in Frauenkirch-Wildboden Selbstmord. Zusammen mit Edvard Munch und Franz Marc zählt Ernst Ludwig Kirchner zu den wichtigsten Vertretern des Expressionismus. |
Literatur: Grisebach, Lucius: Ernst Ludwig Kirchner 1880-1938. Köln 1995; Presler, Gerd: Die Brücke. Reinbek bei Hamburg 2007; Wolf, Norbert: Ernst Ludwig Kirchner 1880-1938. Am Abgrund der Zeit. Köln, London,Los Angeles, Madrid, Paris, Tokyo 2003. |