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Baruch de Spinoza
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1632 |
Baruch (latinisiert:
Benedictus) de Spinoza wird am 24. November in Amsterdam geboren. Er
entstammt einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Sein Vater war
Ende des 16. Jahrhunderts auf der Flucht vor der spanischen Inquisition
von Portugal in die Niederlande eingewandert. |
1637 |
Spinoza wird Mitglied der jüdischen
Gesellschaft "Ets Haim" (Baum des Lebens) und kommt in die Talmud-Thora
Schule. Spinoza lernt Hebräisch,
die jüdische Theologie und
die jüdischen Scholastik. Wie die christliche
Scholastik beschäftigt sie sich mit den Werken des
griechischen Philosophen Aristoteles. Im
Jahr
darauf stirbt Spinozas Mutter. |
1649 |
Spinoza lernt Latein und beschäftigt sich mit
der zeitgenössischen Wissenschaft und den modernen Denkern. Er
beschäftigt sich mit Giordano Bruno,
der auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Außerdem liest
Spinoza den Empiriker Francis
Bacon, den politischen Theoretiker Thomas Hobbes und den
Philosophen Rene
Descartes, dessen Werke auf dem "Index der verbotenen
Bücher" der katholischen Kirche standen. |
1654 |
Tod des Vaters. Spinoza übernimmt gemeinsam
mit einem Bruder das väterliche Handelsgeschäft,
betreibt aber weiter Philosophie. Mit der Zeit löst er sich
geistig vom orthodoxen Judentum. |
1656 | Spinozas Kritik an der jüdischen
Gottesvorstellung und die Hinterfragung der Gültigkeit des
jüdischen Gesetzes führt schließlich am 27.
Juli zu seiner Exkommunikation aus der jüdischen Gemeinde. Da
Spinoza nach der Exkommunikation nicht mehr als jüdischer
Geschäftsmann tätig sein kann,
bestreitet er seinen Lebensunterhalt durch das Schleifen von
Gläsern für Teleskope und Mikroskope. Die Teleskopie
wurde seit dem 16. Jahrhundert durch Tycho Brahe
vorangetrieben, die Mikroskopie im 17.
Jahrhundert durch Leeuwenhoek. Neben der
Glasschleiferei finanziert sich Spinoza
über Zuwendungen von wohlhabenden Freunden. |
1661 - 1663 | Spinoza wohnt in Rijnsburg und verfasst hier sein
erstes Werk "Kurze Abhandlung von Gott, dem Menschen und seinem
Glück", einen unvollendeten "Traktat über die
Verbesserung des Verstandes", sowie eine 1663 erschienene
Einführung in die Philosophie Descartes. |
1663 | Umzug nach Voorburg. Spinoza beteiligt sich an
politischen Diskussionen seiner Zeit. Im Streit zwischen den
Anhängern des strengen Calvinismus
und dem liberalen niederländischen Staatsmann Johan de Witt
plädiert Spinoza für religiöse und
politische Toleranz. |
1669/70 | Spinoza wechselt seinen Wohnsitz nach Den Haag. Im
relativ liberalen Holland veröffentlicht er den "Tractatus
Theologico-Politicus", eine Abhandlung über die Freiheit des
Philosophierens und engstirnigen Dogmen der herrschenden
Theologen und Politiker. Spinoza wird damit
endgültig als
Atheist klassifiziert, und das Werk wird vier Jahre später
sogar in den Niederlanden
verboten. |
1673 | Den Ruf des Kurfürsten Karl-Ludwig von der
Pfalz auf eine Professur für Philosophie an die
Universität Heidelberg lehnt Spinoza ab.
Er befürchtet, durch das Professorenamt in seiner
Meinungsäußerung eingeschränkt zu werden. |
1675 | Um 1675 Zeit vollendet Spinoza sein Hauptwerk
"Ethica", sieht von einer Veröffentlichung jedoch ab. Es wird
posthum von Freunden veröffentlicht. Das Werk wird
geprägt durch die Formel: Gott = Substanz = Natur. Spinozas
Materialismus ist in ein theologisches Gewandt gekleidet (nach einer
Bemerkung Feuerbachs). Goethe übernimmt später des
Pantheismus Spinozas, nach dem sich Gott in allen Dingen zeigt.
Wesentlich für Spinoza ist, dass er den cartesianischen
Dualismus von Geist (res
cogitans) und Materie (res extensa) beseitigt. Für ihn sind
beide Attribute einer einzigen Substanz. Die Gleichsetzung Gottes mit
dem ziel- und zweckfreien System der Natur
führt zur Aufhebung der Transzendenz Gottes.
Moralisch-ethische Handlungen sind keine Gotteshandlungen, sondern
kommen allein dem Menschen zu. |
1677 | 21. Februar: Benedictus de Spinoza stirbt in Den Haag. Berühmt geworden ist die Antwort des Physikers Albert Einstein auf die Frage eines New Yorker Rabbiners, ob er an Gott glaube: "Ich glaube an Spinozas Gott, der sich in der gesetzlichen Harmonie des Seienden offenbart, nicht an einen Gott, der sich mit Schicksalen und Handlungen der Menschen abgibt." |
Literatur: Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie. Band II. Freiburg im Breisgau 1976; Volpi, Franco/ Nida-Rümelin (Hrsg.): Lexikon der philosophischen Werke. Stuttgart 1988. |