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Max Stirner |
Steckbrief: Max Stirner lebte von 1806 bis 1856. Stichpunkte zum Lebenslauf von Max Stirner: "Der Einzige und sein Eigentum", Anarchismus und Anti-Idealimus. Kurze Zusammenfassung der Biographie: Der Egoist Max Stirner bekannte: "Ich hab mein Sach' auf nichts gestellt". | |
1806 |
Max Stirner wird unter dem Namen Johann Caspar Schmidt am 25. Oktober 1806 in Bayreuth geboren. Er wächst in einer bürgerlichen Familie auf, der Vater ist Instrumentenbauer. |
1807 | Tod des Vaters. |
1809 |
Die Mutter heiratet noch einmal. Die Familie zieht von Bayreuth nach Culm in Westpreußen. Geburt der Schwester Johanna Friederica. Sie stirbt drei Jahre später. Die meiste Zeit lebt der Junge bei Pateneltern in Bayreuth. |
1826 |
Nach bestandenem Abitur zieht er nach Berlin. Er immatrikuliert sich für Jura, besucht aber philosophische Vorlesungen. Er hört Hegel und Schleiermacher. |
1828 | Nach vier Semestern wechselt er nach Erlangen, anschließend unterbricht er das Studium. Er reist nach Culm zu siner Mutter und nach Königsberg. |
1832-1835 | Fortsetzung des Studiums in Berlin. Er schließt sein Studium mit einem Lehrerexamen ab. |
1838 | Max Stirner hat geheiratet. Seine erste Ehefrau stirbt im Kindbett, und auch das Kind. |
1839 | Johann Caspar Schmidt arbeitet als Lehrer an einer Berliner Mädchenschule. |
1841 | Johann Caspar Schmidt verfasst anonym oder unter dem
Namen Max Stirner kleinere Artikel für Zeitungen und
Zeitschriften. Er schließt sich den "Freien" an, einem
Zusammenschluss von liberalen und sozialistischen Intellektuellen. Zu
ihnen gehören die sogenannten Junghegelianer um Bruno
Bauer und Ludwig
Feuerbach,
und für einige Zeit auch Friedrich Engels. Anmerkung: Die
Junghegelianer verbanden die Hegelsche Dialektik mit Religions- und
Gesellschaftkritik. Den Diskussionsstil der "Freien" charakterisierte der Schriftsteller und Stirner-Biograph John Henry Mackay: "Der Ton des Kreises war frei, laut und, trotz der gelegentlichen Anwesenheit von Frauen, oft zynisch. Jeder sprach aus, was er dachte. Die Fragen des Tages, wie die noch in den Kinderschuhen steckende Bewegung des Sozialismus, die Zensur, die studentische und die religiöse Bewegung, die Juden und die Frauenfrage gaben unerschöpflichen Stoff zu langen Gesprächen und hitzigen Debatten, und immer befand man sich im schroffsten Gegensatz zu den herrschenden Autoritäten. Das Jahr 1848 warf auch hier seine Schatten voraus." Bei den "Freien" lernt Max Stirner Marie Dähnhardt kennen, die Tochter eines reichen Apothekers aus Gadebusch. |
1842 | Stirner arbeitet als Korrespondent für die "Rheinischen Zeitung" und die "Leipziger Allgemeine Zeitung". |
1843 | Max Stirner beginnt mit seinem Hauptwerk "Der Einzige und sein Eigentum". Hochzeit mit Marie Dähnhardt. |
Der Einzige und sein Eigentum |
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1844 | Im Oktober 1844 veröffentlicht Max Stirner
"Der Einzige
und sein Eigenthum", vordatiert mit dem Erscheinungsdatum 1845. Das
Buch wird in Deutschland sofort verboten. In Sachsen wird das Verbot
mit der Begründung aufgehoben, dass das Buch so unsittlich
sei,
dass es auf den Leser "einen warnenden und abweisenden
Eindruck machen müsse". Ich senem Buch distanziert sich
Stirner von jeglichem Idealismus: "Jedes höhere Wesen
über
mir, sei es Gott, sei es der Mensch, schwächt das
Gefühl meiner Einzigkeit und erbleicht erst in der Sonne
dieses Bewußtseins. Stell’ ich auf mich, den
Einzigen, meine Sache, dann steht sie auf dem vergänglichen,
dem sterblichen Schöpfer seiner, der sich selbst verzehrt, und
ich darf sagen: Ich hab’ mein’ Sach’ auf
Nichts gestellt.“ Angegriffen wird Stirner nicht nur von konservativer Seite. Auch Marx und Engels polemisieren gegen Stirners Aufforderung, das Leben nicht in den Dienst einer höheren Sache zu stellen. |
1846 | Trennung von seiner zweiten Ehefrau. Marie geht nach England. Max Stirner gerät in finanzielle Schwierigkeiten. |
1847 | Max Stirner übersetzt "The Wealth of Nations" von Adam Smith ins Deutsche und vollendet "Die Nationalökonomen der Franzosen und Engländer". |
1848 | Während der Berliner Märzrevolution von 1848 lässt der preußische König Wilhelm Militär gegen die Demontranten einsetzen. Straßenkämpfe brechen aus, 183 Menschen finden den Tod. Vom 18. Mai 1848 bis zum 31. Mai 1849 tagt in der Frankfurter Paulskirche die Nationalversammlung, das erste frei gewählte deutsche Parlament. |
1852 | Veröffentlichung der "Geschichte der Reaction". Max Stirner untersucht darin die Entstehung der Menschen- und Bürgerrechte, den Strömungen der Französischen Revolution und die Folgen der Freiheitskriege gegen Napoleon. |
1853-1954 | Max Stirner verbringt mehrere Wochen im Schuldgefängnis. |
1856 |
Max Stirner stirbt am 25. Juni 1856, im Alter
von 49 Jahren. Er hatte sich nach einem Insektenstich mit einer
Krankheit infiziert. Stirner wird auf dem II. Sophien-Friedhof in
Berlin-Mitte begraben. Mit seinem Angriff auf den Staat, den Idealismus und die "Höhere Sache" im Dienst von "Menschlichkeit" war Stirner seiner Zeit weit voraus. Der Missbrauch des einzelnen Mensch für die Durchsetzung von Ideologien erreichte erst in den Kriegen und Diktaturen des 20. Jahrhunderts seinen tragischen Höhepunkt. Zusammen mit Bakunin, Kropotkin und Proudhon zählt Stirner zu den Theoretikern des Anarchismus. |
Literatur: Augsburger Allgemeine Zeitung: Ein Kommentar zur Verbotsaufhebung (Augsburg, No. 317, 12. Nov. 1844). Eßbach, Wolfgang: Gegenzüge. Der Materialismus des Selbst. Eine Studie über die Kontroverse zwischen Max Stirner und Karl Marx. Frankfurt 1982; Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigentum. Neuauflage. Stuttgart 1972; Mackay, John Henry: Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen auf die Kritik seines Werkes: „Der Einzige und sein Eigenthum“ aus den Jahren 1842-1848. Zweite, durchgesehene. und sehr vermehrte Auflage. Berlin 1914. |