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Friedrich Schleiermacher

1768
Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher wird 21. November 1768 in Breslau geboren, dem heutigen Wroclaw in Polen. Er ist der Sohn des Feldpredigers Gottlieb Schleiermacher. Dieser betete mit den Soldaten zu Jesus Christus, um die Kampfmoral der Truppe zu stärken.

Erzogen wird Schleiermacher in der Gemeinschaft der Herrnhuter. Die christliche Glaubensgemeinschaft vereinigt unterschiedlichen Strömungen der Reformation, die auf Jan Hus, Jean Calvin und Martin Luther zurückgeht.
1783
In der kleinen Stadt Nisky in der Oberlausitz besucht Schleiermacher das Pädagogium, eine theologisch ausgerichtete Schule der Herrnhuter.
1785
In Barny an der Elbe tritt Schleiermacher in das theologische Seminar der Herrnhuter ein. Er bereitet sich auf den Beruf des Priesters vor. Doch die geistige Enge der Glaubensgemeinschaft weckt in ihm Zweifel. Schleiermacher setzt sich mit den Gedanken der Aufklärung auseinander.
1787-1789
Schleiermacher hat sich von der Herrnhuter Gemeinde gelöst, was zu Konflikten mit dem strenggläubigen Vater führt. Er studiert nun Theologie in Halle. 
1789  Am 14. Juli beginnt mit dem Sturm auf die Bastille die Französische Revolution. Im August beschließt die französischen Nationalversammlung die "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte". Schleiermacher arbeitet ab 1789 als Hofmeister (Hauslehrer) und Prediger. Er liest Kant und Spinoza. Spinoza ist Pantheist. Er erkennt Gott in allen Dingen.
1794 Promotion in Berlin. 
1796
Schleiermacher kommt als Prediger an die Berliner Charité. Die Charité ist zu dieser Zeit ein Krankenhaus und eine Ausbildungsstätte für Militärärzte. Außerdem verkehrt er in den Berliner Salons. Er trifft Literaten und Intellektuelle, die unter dem Einfluss der Romantik stehen. Für den jungen Theologen öffnet sich eine neue Welt. Im Salon von Henriette Herz lernt Schleiermacher Wilhelm und Alexander Humboldt kennen, sowie Dorothea Veit und Rahel Varnhagen. Schleiermacher beginnt als Schriftsteller zu arbeiten. Er veröffentlicht in der Zeitschrift "Athenäum" der Brüder Schlegel. 
1799
In Berlin erscheint anonym Schleiermachers Schrift „Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern“. Darin vertritt er die Sichtweise, Religion sie "Gefühl und Anschauung des Universums". Schleiermacher kritisiert die Misstände in der Kirche und beschreibt das Verhältnis der Glaubensrichtungen untereinander. Alle Religionen und Weltanschauungen sollen gleichberechtigt sein. Weitere wichtige Frühschriften Schleiermachers sind "Monologen" (1800), der skandalöse Roman "Vertraute Briefe über Lucinde" (1801) und die "Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre" (1803).
In Frankreich beginnt 1799 die Herrschaft von Napoleon.

Schleiermacher übersetzt Platon

1802 Die Amtskirche misstraut Schleiermacher. Er wird in die Provinz gedrängt. In der Stadt Stolp in Pommern, dem heutigen Slupsk in Polen, übernimmt er eine Stelle als Hofprediger. In der Abgeschiedenheit beginnt er mit der Übersetzung von Platon aus dem Griechischen ins Deutsche. Schleiermachers Übersetzungen werden bis heute geschätzt. Verleger der Platon-Übersetzungen ist Georg Reimer. Zu den Autoren des Verlags gehören auch Achim von Arnim, Novalis, E.T.A. Hoffmann, Jean Paul, Heinrich von Kleist, August Wilhelm und Friedrich Schlegel, Ludwig Tieck, Ernst Moritz Arndt, Adolph Diesterweg, Johann Gottlieb Fichte, Wilhelm von Humboldt und Jacob und Wilhelm Grimm.
1804-1806
Schleiermacher ist außerordentlicher Professor an der Uni Halle. 1806 werden die preußischen Truppen in der Schlacht bei Jena und Auerstedt von Napoleon geschlagen. Halle wird von den Soldaten Napoleons besetzt, die Universität geschlosssen. 
1807 Fichte fordert in den "Reden an die deutsche Nation" die Gründung eines deutschen Nationalstaates und die Emanzipation von französischer Fremdherrschaft.
1809  Schleiermacher ist Prediger an der Berliner Dreifaltigkeitskirche. Im selben Jahr heiratet er Henriette von Willich, der Witwe eines Freundes. Das Paar hat vier Kinder.
1810 Nach den Niederlagen gegen Napoleon will Preußen mit modernen Schulen und Universitäten den Rückstand zu Frankreich aufholen. Die preußischen Reformer verfolgen zwei Ziele: Den Aufstand gegen Napoleon und die Liberalisierung der Bildung. 1810 wird Schleiermacher zum Professor für Theologie an der neu gegründeten Berliner Universität. Fichte wird erster gewählter Rektor. Schleiermacher, Fichte und Schelling prägen den Charakter der Berliner Universität. Diese ermöglicht den Aufstieg ärmerer Bevölkerungsschichten durch Bildung.
1811 Schleiermacher veröffentlich die "Kurze Darstellung des theologischen Studiums".
1813 Nach seiner Niederlage in Russland 1812 verliert Napoleon die Leipziger Völkerschlacht im Oktober 1813. 
Nach dem preußischen Sieg wird die Bildungsreform gestoppt. Schleiermacher gilt nun als zu revolutionär, auch weil er die Trennung von Staat und Kirche befürwortet. Schleiermachers Gegenspieler Philipp Konrad Marheineke, ein Schüler des Philosophen Hegel, spricht sich dagegen für eine durch die Fürsten kontrollierte Kirche aus. Außerdem verfolgt Schleiermacher das Ziel nicht nur einer universalen, sondern ebenso einer individuellen, persönlichen Bildung.
1815-1816 Schleiermacher ist Rektor der Berliner Universität.
1819-1820
Schleiermacher ist Dekan der Theologischen Fakultät.
1821-1822 Veröffentlichung seines theologischen Hauptwerkes "Der Christliche Glaube". Nach Schleiermacher sündigt der Mensch, weil er nicht erkennt, dass er nur von Gott  abhängig ist, nicht aber von der Vergänglichkeit der Welt.
1834
Am 2. Februar 1834 stirbt Schleiermacher in Berlin an einer Lungenentzündung. Sein Begräbnis findet auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof statt. Dem Trauerzug folgen über 20.000 Berliner aus allen sozialen Schichten. Schleiermacher prägte die Theologie ebenso wie die anderen Geisteswissenschaften. Die Dialektik und die Hermeneutik als wissenschaftliche Methode gehen auf ihn zurück. Als Dialektik bezeichnet Schleiermacher die Kunst, ein Gespräch zu führen. Mit der "Hermeneutik" beschreibt er die Kunst des Verstehens.
1839
Aus Schleiermachers handschriftlichem Nachlass wird die "Dialektik" veröffentlicht. 
   
  Literatur:
Dilthey, Wilhelm: Leben Schleiermachers. 2 Bde. Hg. von Martin Redeker. Berlin 1966; Fischer, Hermann: Friedrich Schleiermacher. München 2001; Geck, Albrecht: Schleiermacher als Kirchenpolitiker. Die Auseinandersetzungen um die Reform der Kirchenverfassung in Preußen (1799–1823), Berlin 1997; Nowak, Kurt: Schleiermacher. Göttingen 2002.
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