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Rabindranath Tagore (Rabindranath Thakur) |
1861 |
Rabindranath
Tagore wird am 6.
Mai 1861
in Kalkutta geboren, der Hauptstadt von Indiens
bevölkerungsreichster Provinz Bengalen Das Lend steht unter
britischer Herrschaft. Rabindranath Tagore ist das
jüngstes von 14 Kindern. Seine
Familie gehört zur obersten indischen
Kaste der Brahmanen. Hinweis: Je nach Übersetzung wird der Name Rabindranath Tagore auch als Rabindranath Thakur geschrieben. |
1865 |
Mit vier Jahren wird Rabindranath eingeschult. Als Angehöriger der Oberschicht soll er eine gute Bildung erhalten, die britische und indische Traditionen umfasst. Tagore wird in seiner Muttersprache Bengali unterrichtet. Später lehrt ihn der Vater auch Sanskrit, die klassischen Sprache der Brahmanen. In Sanskrit sind die Veden verfasst, die religiöse Textsammlung des Hinduismus. Schon mit acht Jahren schreibt Tagore Gedichte. |
1875 | Nach mehreren Schulwechseln bricht Tagore ohne Abschluss ab. Drei Jahre später soll er auf Wunsch der Familie in England an der University of London Jura studieren. Doch Tagore besucht Vorlesungen in Literatur. Ohne Universitätsabschluss holt ihn die Familie nach drei Semestern wieder nach Indien zurück. Tagores Englandreise beeinflusst aber seine Musik. Für seine Komposition "Das Genie des Valmiki" verbindet Tagore irische Folklore mit indischer Klassik. |
1877 | Victoria, die britische Königin, erhält den Titel der Kaiserin von Indien. England erklärt Kalkutta zur Hauptstadt der Kronkolonie Indien. Indien ist nun Teil des britischen Weltreiches. Das damalige Gebiet umfasst die heutigen Staaten Indien, Pakistan, Bangladesh und Myanmar. |
1883 | Tagore wird
mit der erst 10jährigen Mrinalini Devi verheiratet. |
1890 | Nach einem weiteren Aufenthalt in England verwaltet Rabindranath Tagore die Landgüter seiner Familie. |
1891 | Tagore veröffentlicht die Novelle "Der Postmeister" in der er auf subtile Weise Kritik an der britischen Kolonialherrschaft übt. Umzug auf das Familengut Shantiniketan. Dort gründet er auch eine Schule, wo mehrere seiner 5 Kinder unterrichtet werden. |
1894 |
Nach nach weiteren literarischen Erfolgen wird
Tagore Vizepräsident der Bengalischen
Akademie
für Literatur. Gleichzeitig setzt er
sich für die Entwicklung
der ärmeren Regionen Indiens ein. |
1901 | In Bengalen brechen Unruhen gegen die britische Besatzung aus. Tagore beteiligt sich gewaltfrei an der politischen Bewegung. Er baut in Shantiniketan seine Schule aus. 1951 wird sie als staatliche Universität anerkannt. |
1902 | Tagores Frau stirbt nach neunzehn Jahren Ehe, und fast ein Jahr später eine Tochter. Innerhalb der nächsten Jahre verliert er nicht nur seinen Vater, sondern auch seinen jüngster Sohn. Tagore leidet unter Schicksalsschläge und finanziellen Problemen. Verstärkt widmet er sich nun der hinduistischen Philosophie. |
1912 | Tagore reist wieder nach England, und auch in die USA.
Dabei trifft er mit einer Reihe von Dichtern zusammen, u. a.
mit William
Butler Yeats, Ezra
Pound und George
Bernhard
Shaw. William Butler Yeats ist von Tagores Werk
begeistert.
Er organisisert die Herausgabe von Tagores Gedichten. Die "India
Society" veröffentlicht eine Sammlung von 157 Werken
Tagores im Gedichtband
"Gitanjali". |
1913 | Weitere Gedichtbände entstehen, und werden in Europa mit Erfolg aufgenommen. Auf der Heimreise nach Indien erhält Tagore die Nachricht, dass ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde. Der erste nichteuropäische Nobelpreisträger wird in Indien triumphal empfangen. |
1914-1921 | Zahlreiche Bücher von Tagore erscheinen in
englischer
Sprache, und
in weiteren Übersetzungen. Auch in Deutschland erscheint eine
Tagore-Ausgabe. Tagore nutzt seine Popularität, um
für eine
Synthese aus östlichen
Spiritualität und
westlicher Rationalität. |
1915 | Tagore wird von König Georg V., der auch den Titel des Kaisers von Indien trägt, in den Adelsstand erhoben. Zum ersten Mal besucht der indische Freiheitskämpfer Gandhi Tagore in Santiniketan. Weitere Zusammentreffen finden 1925 und 1940 statt. Charakterlich stehen sich Gandhi und Tagore trotz gemeinsamer politischer Ziele fremd. Tagore kritisierte Gandhi wegen der Verbrennung englischen Tuchs auf dem Scheiterhaufen. Trotzdem verlieh Tagore Gandhi den Namen Mahatma (große Seele). |
1919 | Beim Massaker von Amritsar (auch Jallian Wala-Bagh-Massaker) werden am 13. April 1919 in der nordindischen Stadt Amritsar Hindus, Muslime und Sikhs von britischen Soldaten und Gurkhas (Soldaten aus Tibet und Nepal im Dienst der Briten) getötet. Die Opfer hatten für die Unabhängigkeit Indiens gewaltlos protestiert. Das Massaker wird vom britischen Kolonialminister Churchill verurteilt: „Der Vorfall in Jallian Wala Bagh war ein außergewöhnliches Ereignis, ein monströses Ereignis, ein Ereignis, das in einzigartiger und unheilvoller Art und Weise für sich selbst steht.“ Tagore legt seinen Adelstitel aus Protest das Massaker von Amritsar wieder ab. |
1921-1930 | Mehrmals besucht Tagore Deutschland. Das Publikum feiert den Gast aus Indien dabei mehr als die deutschen Schriftsteller. Thomas Mann interessiert sich wenig für Tagore, und Rainer Maria Rilke steht für eine Übersetzung von Tagore ins Deutsche nicht zur Verfügung. 1930 wird Tagore vom Physiker Albert Einstein in seiner Wohnung am Rande von Berlin empfangen. |
1938 |
Im fortgeschrittenen Alter hatte Tagore noch mit
expressionistischer Malerei begonnen. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs
beginnt Tagore, an der westlichen Kultur zu zweifeln. |
1941 | Tagore stirbt
am 7. August in seinem Geburtshaus in Kalkutta. Nach hinduistischem
Brauch wird er am Ufer des Ganges eingeäschert.
Zahlreiche Menschen sind bei der Zeremonie anwesend. |
Tagore geht als Dichter, Philosoph, Musiker und Maler
in die Geschichte ein. "Jana Gana Mana", seit 1950 indische
Nationalhymne, stammt in Text und Melodie von Tagore. Seit
1971
verwendet Bangladesh das Lied "Amar Shonar Bangla" als Nationalhymne.
Auch diese Nationalhymne stammt in Text und Melodie von Tagore. |
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Literatur: Kämpchen, Martin: Rabindranath Tagore. Hamburg 1992; Khan, Hamidul (Hrsg.): Universalgenie Rabindranath Tagore. Eine Annäherung an die bengalische Dichtung, Philosophie und Kultur. Draupadi, Heidelberg 2012; Wilhelm, Gertraude (Hrsg); Die Literaturpreisträger. Ein Panorama der Weltliteratur im 20. Jahrhundert. Düsseldorf 1983. |