|
Heinrich Brugsch |
1827 |
Der Ägyptologe Heinrich Brugsch wird als Heinrich Ferdinand Karl Brugsch am 18. Februar in Berlin geboren. Er ist der Sohn des Ernst Wilhelm Brugsch und der Dorothea Schramm. |
1848 |
Brugsch besteht das Abitur trotz
unregelmäßigen Schulbesuchs. Er
veröffentlicht noch im selben Jahr seine erste Schrift
"Scriptura
Aegyptiorum demotica ex papyris et inscriptionibus explanata" er wird
damit der Begründer der demotischen Studien. Die demotische
Schrift war von etwa 650-450 in Ägypten in Gebrauch. Der Name
"demotisch" (griech. für "Volkstümlich") stammt vom
griechischen Historiker Herodot,
dem "Vater der Geschichte".
König Friedrich Wilhelm IV. und der Naturforscher Alexander
von
Humboldt, Bruders des Bildungspolitikers Wilhelm
von
Humboldt, werden
auf den jungen Ägyptologen aufmerksam und fördern
ihn. Brugsch kann Studienreisen
nach Paris, London, Turin und Leiden unternehmen. |
1849 |
Veröffentlichung von 'Numerorum demoticorum
doctrina' über die
demotischen Zahlen. |
1850 |
Brugsch veröffentlicht eine 'Sammlung
demotischer Urkunden'. |
1851 |
Brugsch heiratet in Berlin Pauline Harcke, mit der er mehrere Kinder hat. |
1853 |
Nach Abschluss der Studien der Philologie und
Archäologie in Berlin kann Heinrich Brugsch mit finanzieller
Hilfe des Königs eine wissenschaftliche Reise nach
Ägypten unternehmen. Hier freundete er sich mit dem
französischen Forscher Auguste-Édouard Mariette an,
der bei Memphis, etwa 18 Kilometer südlich von Kairo, das
dortige Serapäum ausgrub. Serapäen sind Tiergalerien
(toter Tiere), die zum ägyptischen Bestattungsritual
gehörten. |
1854 |
Nach seiner Rückkehr habilitiert sich
Brugsch an
der Berliner Universität mit einer Arbeit über
die Philosophie des Dialektikers Hegel. Er lehrt dann
als Privatdozent. |
1855 |
Brugsch ist Assistent am Ägyptischen Museum
Berlin, mit
dessen Direktor Pasalacqua er schon als Schüler Kontakt hatte.
Mit "Grammaire démotique" veröffentlicht er auf
Jahrzehnte hinaus die einzige
demotische Grammatik. |
1857/58 |
Es folgen weitere Reisen nach
Ägypten. Brugsch veröffentlicht deren
Ergebnisse in den
nächsten Jahren als 'Die Geographischen Inschriften
altägyptischer Denkmäler' in drei
Bänden. Damit legt er den Grundstein für die Erforschung der vorgriechischen
Geographie Ägyptens und seiner Nachbarländer. |
1860/61 |
Brugsch begleitet eine preußische Gesandtschaft nach Persien. |
1862-85 |
"Recueil des monuments égyptiens" erscheint
in sechs
Teilen. |
1863 |
Brugsch begründet die "Zeitschrift
für ägyptische Sprache und Altertumskunde" in Berlin,
die erste deutsche Fachzeitschrift für Ägyptologie. |
1864 |
Brugsch wird zum preußischen Konsul in Kairo
ernannt |
1867-82 |
Das 'Hieroglyphisch-demotische Wörterbuch'
erscheint in
sieben Bänden. Die ägyptischen Hieroglyphen waren von
etwas 3200 v. Chr. bis 300 n. Chr. in Gebrauch. Nach den Eroberungen Alexanders
des
Großen hielt die griechische Schrift in
Ägypten Einzug. |
1868 |
Brugsch kehrt nach Deutschland zurück und
erhält an der Georg-August-Universität
Göttingen eine Professur für Ägyptologie.
Der Forscher hat in der Routine des Lehrbetriebs Probleme. In
zweiter Ehe heiratet er Antonie Verständig. Das Paar hat
mehrere Söhne. |
1870 |
Brugsch folgt auf Anregung Mariettes einem Angebot
des Vizekönigs von Ägypten, Ismail Pascha. Er
übernimmt die
Leitung der in Kairo errichteten Ecole d'Égyptologie zu
übernehmen. Dabei begleitete ihn sein Bruder Emil Brugsch. |
1872 |
Veröffentlichung von 'Hieroglyphische
Grammatik zum Nutzen der studierenden
Jugend' in einer deutschen und französischen Ausgabe. Die
Hieroglyphen hatte der französische Ägyptologe
Champollion 1822 entziffert. Als Material diente ihm der Steins von
Rosetta, der einst von Napoleon
als Kriegsbeute nach Paris gebracht worden war. Napoleons
Ägyptenfeldzug löste in Europa eine
Ägyptenbegeisterung aus, die "Ägyptomanie". |
1873 |
Brugsch wird in den Rang eines Bey erhoben. Im selben
Jahr vertritt er Ägypten auf der Weltausstellung in
Wien. |
1877 |
Heinrich Brugsch repräsentiert Ägypten auf der Industrieausstellung in Philadelphia. |
1877/80 |
Veröffentlichung von 'Dictionnaire géographique de l'ancienne Egypte', im selben Jahr 'Geschichte Ägyptens unter den Pharaonen', die erste Geschiche Ägyptens, die sich auf die Denkmäler stützt. |
1879 |
Nach dem Sturz Ismail Paschas kehrt
Brugsch wieder nach Berlin zurück. Er hofft, nach
dem Tod Mariettes zu dessen Nachfolger im
Antikendienst Ägyptens ernannt zu werden. Doch die
Politik kommt ihm in die Quere. Das Verhältnis
zwischen Deutschland und Frankreich ist seit dem Krieg von 1870/71
angespannt. Otto
von Bismarck
unterstützt
die Kandidatur aus politischer Rücksichtnahme gegen
über den französischen
Ansprüchen nicht. Bis zur Ausrufung der Republik Ägypten unter Nasser
wurden
nur Franzosen für diese Aufgabe eingesetzt. |
1881 |
Heinrich Brugsch erhält von Taifik,
dem Sohn und Nachfolger von Ismail Pascha als Vizekönig, den
Titel
eines Pascha. Im selben Jahr begleitet er den Kronprinz von
Österreich, Rudolf von Habsburg, zum Tempelkomplex von Philae
an der alten Assuan-Staumauer. |
1882/83 |
Mit Prinz Friedrich Karl von Preußen geht
Brugsch auf
Reisen durch Ägypten und Syrien. Brugsch arbeitet in den
nächsten Jahren als Privatdozent an der Universität
Berlin. |
1884 | Heinrich Brugsch wird Legationsrat als Mitglied einer
deutschen Gesandtschaft in Persien. |
1891 |
"Ägyptologie" erscheint, eine Zusammenfassung
der damaligen Kenntnisse vom Alten Ägypten. |
1891/92 |
Brugsch ist ein letztes Mal in Ägypten, er
erwirbt im
preußischen Auftrag ägyptische Altertümer. |
1894 |
Die Autobiographie 'Mein Leben und mein Wandern' wird
noch vollendet.
Heinrich Brugsch stirbt am 9. September in Charlottenburg, heute
Berlin. Er wird auf dem Evangelischen Luisenfriedhof III begraben. Als
Grabstein dient der Deckel eines Sarkophages aus dem
ägyptischen Alten Reich. Brugsch war wohl der bedeutendste
deutsche Ägyptologe. Zudem war er als Diplomat
fördernd für die Entwicklung der Ägyptologie
in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit Champollion,
Lepsius,
Flinders Petrie
und
Howard Carter,
dem Entdecker des Grabes von Tutanchamun,
gehört Heinrich Brugsch zu den wichtigsten
Ägyptologen. |
Literatur: Philipp Vandenberg, Das Tal der Pharaonen. -
Bergisch Gladbach 2003, C.W. Ceram, Götter, Gräber
und Gelehrte, seit 1949 in zahlreichen Auflagen, passim. |