Mayer Amschel Rothschild |
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Steckbrief: Mayer Amschel Rothschild lebte von 1744 bis 1817. Stichworte zum Lebenslauf von Rothschild sind Judengasse, Napoleon und Bankendynastie. Kurze Zusammenfassung der Biographie: Rothschild, aufgewachsen im Frankfurter Ghetto der Judengasse, rettete das Kapital von des hessischen Kurfürsten vor Napoleon und gründete ein internationales Bankenimperium. | |
1744 |
Mayer
Amschel
Rothschild wird am 23. Februar 1744 in Frankfurt am Main geboren. Die
Familie ist dort seit 1585 ansässig. Der Vater
Amschel Moses
Rothschild handelt in der Judengasse mit Gebrauchsartikeln und ist als
Geldwechsler tätig. In der Judengasse besucht Mayer Amschel
auch die
Grundschule. Das Leben in diesem abgeschotteten Frankfurter Viertel ist
streng geregelt. Juden dürfen das Ghetto nach
Einbruch der Dunkelheit nicht verlassen. |
1755-1756 | Ab 1755 besucht Mayer Amschel die Talmudschule in Fürth. Dort erhält er nicht nur eine Einweisung in das Studium der Tora, sondern auch Unterricht in naturwissenschaftlichen Fächern. Im selben Jahr stirbt der Vater, 1756 die Mutter. Der Junge muss die Talmudschule aus finanziellen Gründen abbrechen |
1756-1764 | Mayer Amschel Rothschild wird nach Hannover geschickt. Er hilft in der Firma von Wolf Jakob Oppenheim. Das Familienunternehmen verfügt über gute Kontakte zu den mächtigen deutschen Kurfürsten. Rothschild erwirbt Kenntnisse in der jungen, von J.J. Winckelmann gegründeten Disziplin der Kunstgeschichte, sowie der Numismatik, der Münzenkunde. |
1764 | Rothschild kehrt im Alter von 20 Jahren wieder in seine Heimatstadt Frankfurt zurück. Er widmet sich dem Geschäft mit Münzen. Über den Kontakte mit Wolf Jakob von Oppenheim erhält er einen Zugang zum Erbprinzen Wilhelm von Hessen in der Stadt Hanau. |
1769 | Am 21. September 1769 wird Rothschild Hoflieferant "Seiner Erlauchten Hoheit, Erbprinz Wilhelm von Hessen, Graf von Hanau“. |
1770 | Hochzeit mit der 16-jährigen Kaufmannstochter Gutle Schnapper. Das Ehepaar hat 20 Kinder. Fünf Töcher und fünf Söhne der Rothschilds überleben das Kindheitsalter. Die hygienischen Bedingungen in der Frankfurter Judengasse sind schlecht, die Kindersterblichkeit ist hoch. |
1783 |
Die Familie Rothschild kauft ein für die Verhältniss in der Judengasse relativ komfortables Haus. Es wird später zum Stammhaus der Bankiersfamilie. Im Zweiten Weltkrieg wird es beim Bombenangriff von 1943 zerstört. |
1789 | Im Zuge der von Danton,
Marat
und Robespierre
angetriebenen
Französischen
Revolution werden die Regeln für die Juden im Frankfurter
Ghetto liberalisiert. |
ab 1790 | Rothschild verlagert seine Tätigkeit vom Münzhandel zum Bankgeschäft. Zu seinen Geschäftspartnern zählen der Bankier Bethmann und der Kunstsammler Johann Friedrich Städel, nach dem heute das Frankfurter Städelmuseum benannt ist. |
1799 | Napoleon wird nach einem Staatstreich am 9. November zum "Ersten Konsul" auf zehn Jahre bestimmt. |
1805
- 1806 |
Als Feldherr schlägt Napoleon Österreich und Rußland bei Austerlitz. Er organisiert die Errichtung des Rheinbundes, was das Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation bedeutet. Nach den Siegen über die Preußen in der Schlacht bei bei Jena und Auerstedt verfügt Napoleon die Kontinentalsperre, die Blockade gegen England. Ab 21. November 1806 dürfen britische Waren dürfen nicht nach Europa transportiert werden, europäische Güter nicht auf die Insel. Während der Wirtschaftsblockade (bis 1814 in Kraft) werden Handelsschiffe unter falscher Flagge gefahren. In Deutschland appellieren Johann Gottlieb Fichte und Ernst Moritz Arndt an das Nationalgefühl. |
Rothschild gegen Napoleon |
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1806 |
Kassel ist französisch besetzt. Kurfürst Wilhelm I. flüchtet ins Exil. Rothschild versteckt für den Fürsten das Geheime Kabinettsarchiv vor dem französischen Zugriff. Nützliche erweist sich auch die Tätigkeit von Rothschilds dritten Sohn Natan, der in London einen Textilhandel und eine Rothschild-Bankfiliale aufbaut. Mit seiner Hilfe wird Napoleons Kontinentalsperre unterlaufen. |
1808 | Rothschilds Frankfurter Büro wird von der französischen Polizei durchsucht. |
1810 | Mit dem Aufbau moderner Schulen und Universitäten soll Deutschlands Abstand zu Frankreich verringert werden. 1810 wird, vorbereitet durch Wilhelm von Humboldt, die Berliner Universität gegründet. Erster Rektor ist Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Schleiermacher wird Professor für Theologie. |
1811 | Der Großherzog von Frankfurt, Karl Theodor von Dalberg, erlässt eine Verordnung zur Gleichstellung der Juden in Frankfurt. Bedingung zur Inkraftsetzung des Erlasses ist eine Zahlung von die jüdische Gemeinde an die Stadt Frankfurt in Höhe von 440.000 Gulden. Rothschild beteiligt sich mit einer hohen Summe an der Finanzierung. |
1812 |
Nach dem Einzug seiner "La Grande Armée" scheitert Napoleon in Moskau. Napoleons Niedergang erlebt Rothschild nicht mehr. Er stirbt am 16. September 1812 in Frankfurt. Er wird auf dem Alten Jüdischen Friedhof in Frankfurt beerdigt. Von den Nationalsozialisten wird das Grab verwüstet, der Grabstein aber später wieder gefunden. |
1817 |
Die fünf Söhne Rothschilds haben mit Filialen in Paris, Wien, London und Neapel der Grundstein für das Bankenimperium gelegt. Sie werden in den Adelsstand erhoben. Mayer Amschel erhält die Adelung posthum. Das Bankhaus Rothschild finanziert später u.a. den Bau des Suezkanals. Wie der Name Rockefeller steht auch Rothschild als Symbol für großen Reichtum. Historisch vergleichbar sind allerdings eher die Biographien von Rothschild und Fugger. Beide waren im Bankgeschäft tätig, Rockefeller hingegen führte ein Ölimperium. |
Literatur: Erbe, Michael: Geschichte Frankreichs von der Grossen Revolution bis zur Dritten Republik; 1789–1884. Stuttgart 1982; Morton, Frederic: Die Rothschilds. Porträt einer Familie. Ins Deutsche übertragen von Hans Lamm. München-Zürich 1962; Wilson, Derek: Die Rothschilds. Eine Geschichte von Ruhm und Macht bis in die unmittelbare Gegenwart. Aus dem Englischen von Gunther Martin. München 1994. |