Heinz Erhardt |
|
Steckbrief: Heinz Erhardt lebte von 1909 bis 1979. Stichworte zum Lebenslauf von Heinz Erhardt: Nachkriegszeit, Schauspieler, "Witwer mit fünf Töchtern". Kurze Zusammenfassung der Biographie: In der deutschen Nachkriegsära stand Ludwig Erhard für die Rückkehr des Wohlstands, Heinz Erhardt für die Rückkehr des Humors. | |
1909 | Heinz Erhardt wird am 20. Februar 1909 in Riga geboren. Die Stadt gehört zu Lettland, das ins russische Kaiserreich eingegliedert ist. Die Eltern gehören zur deutschen Oberschicht, die sich die kulturelle Eigenständigkeit bewahrt. Doch um den Sohn kümmern sie sich nicht, Heinz wächst bei den Großeltern auf. Erhardts Vater Gustl Erhardt ist als Kapellmeister in Deutschland erfolgreich, die Mutter zieht nach St. Petersburg. |
1914-1919 | Erster Weltkrieg. |
1915 | Heinz Erhardt wird von seiner Mutter nach St. Petersburg geholt, wo er unter Heimweh leidet. Schon nach kurzer Zeit kehrt er zu seinen Großeltern nach Riga zurück. |
1919 | Lettland erklärte am 18. November 1918 seine Unabhängigkeit. In der Folge kommt es in Riga zu schweren Unruhen, die zum Lettischen Unabhängigkeitskrieg eskalieren. Heinz Erhardt wird von seinem Vater nach Deutschland geholt, er begleitet ihn auf Konzertreisen. Bei Käthe Erhardt in Hannover findet Heinz eine Unterkunft, sie ist die zweite Frau seines Vaters. |
1924-1926 |
Nach Beruhigung der politischen Lage kehrt Heinz Erhardt wieder zu seinen geliebten Großeltern nach Riga zurück. Bedingt durch die vielen Ortswechsel versagt er auf dem Gymnasium. Ohne Abitur bricht er die Schule ab. Sein Großvater führt erfolgreich eine Musikalienhandlung und eine Konzertagentur. Er plant, Heinz Erhardt als Erben einzusetzen. Er soll das Musikgeschäft weiterführen. |
1927-1929 | Heinz Erhardt absolviert eine Lehre in einer Filiale der großväterlichen Musikalienhandlung in Leipzig. Gleichzeitig studiert er am Leipziger Konservatorium Klavier und Komposition.1929 stirbt der Großvater. |
1929-1934 | Nach Riga zurückgekehrt, führt Erhardt lustlos das geerbte Geschäft. Lieber betätigt er sich als Komiker und Schauspieler in kleinen Rollen. 1932 tritt er als "lustiger Tunichtgut" beim Deutschen Schauspiel auf die Bühne. |
1935 | Hochzeit mit Gilda Zanetti, die als Sprechstundenhilfe bei einem Zahnarzt arbeitet. Das Paar hat 4 Kinder. |
1938 | Heinz Erhardt versucht sein Glück in Berlin. Im Oktober 1938 feiert er seinen künstlerischen Durchbruch. Der Kabarettist Willi Schaeffers engagiert Heinz Erhardt für das "Kabarett der Komiker" (KadeKo). Das 1924 gegründete Kabarett hatte sich nach der Machergreifung Hitlers entpolitisiert, um einem Auftrittsverbot zu entgehen. |
1939 | Im Januar zieht die Familie Erhardt nach Berlin. Ausbruch des 2. Weltkriegs. Deutschland überfällt Westpolen, Russland Ostpolen und die baltischen Staaten. Alle deutschen Familien müssen das Baltikum verlassen. |
1941-1945 | Heinz Erhardt wird von der Wehrmacht als Komiker eingesetzt, um die deutschen Soldaten an der Front zu unterhalten. Ein halbes Jahr ist er Kriegsgefangener. |
1946 | Die Familie zieht nach Hamburg. Heinz Erhardt arbeitet als Radiomoderator und als Schauspieler in verschiedenen Komödien. Auftritte in ganz Deutschland. |
1949 | Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Konrad Adenauer wird erster Bundeskanzler. Unter Wirtschaftsminister Ludwig Erhard beginnt der Wiederaufbau. |
1957 | Mit zwei Kinofilmen feiert Heinz Erhardt seinen Durchbruch als Filmschauspieler: "Der müde Theodor" und "Witwer mit fünf Töchtern". |
1960 | In der Filmkomödie "Der letzte Fußgänger" wandert Heinz Erhardt als gemütlicher Archivar mit dem Rucksack durch den Schwarzwald. |
1961 | Heinz Erhardt gründet die Filmproduktionsfirma HEP (Heinz Erhardt Productions). Er möchte das Genre wechseln, hat aber mit ernsten Produktionen wenig Erfolg. Auflösung der Firma 1963. |
Noch 'n Gedicht |
|
1963 | Mit den Buch "Noch 'n Gedicht" beginnt Heinz Erhardt, sich literarisch zu betätigen. Weitere humorvolle Werke folgen. Seine Wortspiele kreiert er nach dem Vorbild von Erich Kästner, Karl Valentin, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz. |
1965 | Urauführung der Karl May-Verfilmung "Der Ölprinz". Erhard spielt darin die Rolle eines trotteligen Orgelspielers. |
1969 | Theateraufführung des Stückes "Das hat man nun davon", in dem Erhardt die Rolle des Finanzbeamten "Willi Winzig" spielt. Das Stück bildet die Vorlage für den Fernsehfilm "Was ist denn nur mit Willi los", der 1970 ausgestrahlt wird. |
1971 | Im Dezember erleidet Heinz Erhardt einen Schlaganfall. Durch eine Lähmung des Sprachzentrums bleibt er für immer stumm. Erhardts Bühnenkarriere ist beendet. In seinem vorerst letzten Film "Willi wird das Kind schon schaukeln" wird in der Nachbearbeitung seine Stimme teilweise von Klaus Havenstein gesprochen. |
1979 | Zusammen mit seinem Sohn Geron vollendet Heinz Erhardt seine komischen Oper "Noch 'ne Oper", die das ZDF am 21. Februar 1979 als Fernsehfassung ausstrahlt. Seine Stimme wurde aus früheren Radioaufnahmen dazugemischt. Der Sohn führte die Kamera. An seinem 70. Geburtstag erhält Heinz Erhardt das Bundesverdienstkreuz. Am 5. Juni 1979 stirbt er in Hamburg-Wellingsbüttel. Er wird auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf in Hamburg beigesetzt. 1994 werden im Nachlass von Heinz Erhardt Klavier-Kompositionen entdeckt, die er in den 20er-Jahren geschrieben hatte, und auf CD veröffentlicht. |
2007 |
In der ZDF-Sendung "Unsere Besten" wird Heinz Erhardt unter den Komikern auf den zweiten Platz gewählt, hinter Loriot. |
Literatur: Berthold, Grit / Haacker, Verena / Malicke, Marita: Heinz Erhardt privat. Oldenburg 2000; Thissen, Rolf: Heinz Erhardt und seine Filme. München 1986. |